Geboren in Saloniki...

Estrongo Nachama wird am 4.Mai 1918 in Saloniki geboren. Der Sohn eines Getreidehändlers wächst in einer der größten sephardischen Gemeinden Griechenlands auf.

Neben dem Besuch der jüdischen Schule beginnt der junge Nachama auf Betreiben seiner Mutter eine Kantorenausbildung in seiner Heimatstadt. Nach dem Ende der Ausbildung wird er mit 19 Jahren zum Militärdienst eingezogen.

Nach der Besetzung Griechenlands 1941 durch die deutsche Wehrmacht wird der Betrieb seines Vaters beschlagnahmt. Estrongo Nachama wird von den deutschen Besatzern zur Zwangsarbeit verpflichtet.

Im März 1943 wird die gesamte Familie Nachama nach Auschwitz deportiert, Estrongo Nachama selbst kommt später nach Sachsenhausen.

Als einziges Mitglied seiner Familie überlebt er die Vernichtungslager der Nazis. Im April 1945 muß er mit Tausenden anderen Gefangenen die Todesmärsche Richtung Westen antreten.

Anfang Mai 1945 wird Nachama von Soldaten der sowjetischen Armee befreit. Kurze Zeit später kommt Estrongo Nachama nach Berlin. Noch im gleichen Monat erkrankt er an Typhus. Nach seiner Genesung im Februar 1946 trifft Nachama auf Mitglieder der Berliner Jüdischen Gemeinde.

Ersten Gesangsauftritten bei jüdischen Feiern und Gottesdiensten folgt das Angebot, als Kantor in Berlin zu bleiben und beim Wiederaufbau der Gemeinde mitzuhelfen.

Nach dreimonatiger Ausbildung in aschkenasischer synagogaler Musik tritt Nachama am

1. Juli 1947 seine Tätigkeit als Hilfskantor in der Synagoge an der Pestalozzistraße im Berliner Bezirk Charlottenburg an. Als Kantor und Vorbeter betreut er seither die Jüdische Gemeinde.

Seit 1948 wird die Sabbatfeier aus der Synagoge unter der Leitung Nachamas regelmäßig vom Rias, später vom Deutschlandradio übertragen.

1949, im Jahr der Gründung der Bundesrepublik, singt Nachama erstmals in einer christlichen Kirche. Zwei Jahre darauf, 1951, heiraten Estrongo und Lilly Nachama. Ihr einziges Kind, der Sohn Andreas, wird im gleichen Jahr geboren.

1962 wird Estrongo Nachama zum Oberkantor der Berliner Jüdischen Gemeinde ernannt. Als Seelsorger und Kantor betreut er auch die jüdischen Gemeinden in der DDR.

Durch Konzerte sowie Fernseh- und Filmauftritte (am bekanntesten: „Cabaret“, von Bob Fosse, mit Liza Minnelli, 1972) trägt Nachama weltweit zur Popularisierung der jüdischen Musik bei.

Dreimal erhält Estrongo Nachama das Bundesverdienstkreuz. Am 1. Juli 1997 feiert Nachama sein 50jähriges Dienstjubiläum. ms