Druck ganz ohne Druck

■ Ab Montag können Junkies hinterm Hauptbahnhof in aller Ruhe fixen. Existenz der drei Hamburger Drogenambulanzen gesichert

Druck ohne Druck: Ab Montag können sich Drogenabhängige im Drob Inn hinter dem Hamburger Hauptbahnhof erstmals an einem der acht neuen Fixerplätze ganz in Ruhe ihren Schuß setzen. Eine halbe Stunde veranschlagen die 13 Mitarbeiter des Drob Inn pro Druck. Einhundert solcher „Fix-Einheiten“täglich würden so ermöglicht. Zu wenig, meinen die Mitarbeiter des Drob Inn, denn nach den Erfahrungen vor Ort werden in St. Georg pro Tag rund 2000 „Einheiten“konsumiert.

An die Grenze der Möglichkeiten stößt auch der Spritzentausch: Im Drob Inn steht zwar ein Spritzentauschschalter zur Verfügung. Doch der ebenfalls rege genutzte Bus am Steintorplatz soll bis zum Jahresende verschwinden, die Stadt will die Kosten sparen. „Am Tag tauschen wir da bis 7000 Spritzen“, sagt der Krankenpfleger Amadeus von der Oelsnitz, „wenn der Bus wegfällt, bricht die Versorgung zusammen.“

Hamburgs Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) drückte bei der gestrigen Besichtigung trotzdem seine Hoffnung auf „Entspannung der Bahnhofsdrogenszene“aus. Zugleich stellte er jedoch weder eine Verlängerung der Öffnungszeiten über 19 Uhr hinaus noch einen verbindlichen Termin für die weiteren drei geplanten Spritzenräume in Aussicht.

Runde erklärte außerdem, daß gestern der Fortbestand der drei Hamburger Drogenambulanzen sichergestellt worden sei. Nach langem Streit um deren Fortbestand können sie ab Januar durch einen Beschluß des Landesbetriebs Krankenhäuser unter dem Dach einer GmbH weiterarbeiten. „Damit tritt für die rund 30 Beschäftigten nach diversen Zeitverträgen bei der Ärztekammer eine Beruhigung ein“, erklärte auch LBK-Sprecher Siegmar Eligehausen. Mit dem Beschluß ist sichergestellt, daß die rund 700 Heroinabhängigen, die bisher in den Ambulanzen betreut wurden, auch nach der Jahreswende mit Methadon versorgt werden können. Insgesamt gibt es in Hamburg 2500 Abhängige, die auf die Ersatzdroge Methadon setzen.

Unabhängig von den Ambulanzen „könne man nur hoffen, daß bald auch der Einstieg in die Substitution mit Methadon erleichtert wird“, erklärte der Drogenbeauftragte Horst Bossong. Denn die Behandlungsrichtlinien der Bundesärztekammer sehen seit 1996 vor, daß nur noch Schwangere und Schwerkranke ins Methadonprogramm aufgenommen werden. Seither gelingt es immer weniger Junkies, die bürokratischen Hürden zu überwinden. „Hamburg“, so Bossong, „arbeite mit Vehemenz an einer Reform der Richtlinien.“

L. Schönemann/I. Boltze