■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Lizenz zur Schlammschlacht

Heute muß ich Ihnen ein Geständnis machen: Ich bin eine „Philharmonikerin“. Ich gehe gern in Konzerte, und neuerdings kann man sich kaum entscheiden, so groß ist die Auswahl. Zu groß, wie einige Veranstalter finden, und deshalb geht es hinter den Kulissen gar nicht philharmonisch zu.

„Der Schulz ist selbst Veranstalter und will zugleich von uns detaillierte Auskünfte über unsere Planungen“, sagt der Chef einer Agentur jedem, der es wissen will. Er meint Andreas Schulz, seit drei Jahren Geschäftsführer der Glocke GmbH, die wiederum eine Tochter der Hanseatischen Veranstaltungsgesellschaft (HVG) ist. Bekanntlich wechselt Andreas Schulz jetzt an das Leipziger Gewandhaus. Eine Nachfolgerin ist aber schon gefunden: Ilona Schmiel ist ihr Name. Sie ist sozusagen der neue Schulz, weil auch sie Konzerte veranstalten wird.

„Ohne diese Möglichkeit bewerben sich nur Hausmeister und nicht solche Klasseleute wie Schulz oder Ilona Schmiel“, sagt einer, der es wissen muß. „Die Konkurrenz ist auch gewollt“, erinnert an den verschnarchten Zustand, in dem sich das Bremer Konzertleben, Abteilung E-Musik, noch vor wenigen Jahren befunden hat.

Konkurrenz belebt eben das Geschäft, und in dem wird mit harten Bandagen gekämpft. „Die knebeln mit Exklusivverträgen und machen uns bei den Orchestern schlecht – bis an die Grenzen der üblen Nachrede“, sagen die einen über die anderen. „Die machen ihre Verträge auf dem Flur und bieten Sonderkonditionen“, lästern die anderen über die einen. „Die fürchten doch nur, daß ihnen ihre Subventionen gestrichen werden – aber schreiben Sie das nicht in die Zeitung“, mischt sich der dritte Mister X in die Schlammschlacht ein, die mal aufschäumt und mal abschlafft und undurchsichtig ist, weil man die Schlachtteilnehmer bei Konzerten alle friedlich miteinander reden sieht. Man wahrt halt die Form in diesen Kreisen.

Das Angebot jedenfalls ist größer und besser geworden. Die Zahl der Veranstaltungen ist genauso gestiegen wie die der BesucherInnen und das Preisniveau. Wissen Sie: Früher gab es ja nur das Musikfest. Jetzt geben sich die SpitzenmusikerInnen die Klinke in die Hand, und gleich zwei Bremer Orchester spielen inzwischen in der ersten Liga mit. Wenn das die Folge von Schlammschlachten ist, muß diese Umgangsform wohl weiterempfohlen werden, grübelt Ihre Rosi Roland