Gewerbeflächen reichen bis 2017

■ SPD-Ökologen legen Flächenbilanz vor / Neue Pläne für Wohn- und Gewerbegebiete unnötig / Es hakt bei Erschließung

Bremen leidet nicht unter einem Mangel an Flächen für Gewerbe und neue Wohngebiete. Wenn es immer wieder zu den oft beklagten Engpässen bei verfügbaren Grundstücken komme, liege das daran, daß die Erschließung und Vergabe der Flächen zu lange dauere.

Dieses Fazit zog Thomas von der Vring aus dem Aktivkreis Ökologie beim Landesvorstand der Bremer SPD, der gestern den Entwurf einer Flächenbilanz der Stadt Bremen“vorstellte. Vom Senat habe man bisher vergebens eine solche Bilanz eingefordert.

Die ideologisch aufgeheizten Diskussionen um den vermeintlichen Widerspruch zwischen Naturschutz und Arbeitsplätzen, so wie sie zur Zeit um die Erweiterung des Technologieparks ins Hollerland geführt werden, gehen dem Professor der Wirtschaftswissenschaften auf die Nerven. Die Sachverhalte, die von der Vrings und sein Co-Autor Joachim Schuster herausgefunden haben, seien andere. „Die Flächenangebotspolitik ist übertrieben und unrealistisch“, so das Fazit der beiden Sozialdemokraten, die ihr Papier nicht mit dem Landesvorstand abgestimmt haben.

600 Hektar seien langfristig für Gewerbe vorgesehen. Wenn der Senat jedes Jahr 50 Hektar an Firmen vergebe, sei das ein Vorrat bis 2017. Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre seien aber nur 27 Hektar nachgefragt worden, daher sei der Puffer wohl noch größer. Es sei deswegen absurd, wenn besonders die Wirtschaftsbehörde bei der Diskussion um neue Gewerbeflächen den Eindruck erwecke, „es sei alles ganz knapp und der Naturschutz blockiert“, sagte von der Vring. Wenn zur Zeit nur 44 Hektar Gewerbeflächen tatsächlich angeboten werden können, liege das an der schleppeden Arbeit der Verwaltung bei der Erschließung der Grundstücke. Hier müßten die Behörden ihre Hausarbeiten machen.

Ähnlich sei die Lage bei den Flächen für Wohnungen. Bis 2005 seien 21.000 Wohnungen auf einer Fläche von 600 Hektar geplant, genug für fast 40.000 Einwohner. Umstrittene Gelände wie die Osterholzer Feldmark haben die SPD-Leute in ihrer Rechnung noch gar nicht drin. Ein Gutachten der Landesbausparkasse habe dagegen nur einen Bedarf von 13.000 Wohnungen bis zum Jahr 2005 ergeben. Der Bausenator fordere dennoch sogar weitere 300 Hektar für zusätzliche 11.000 Wohnungen bis 2010.

Die Sozialdemokraten haben jedoch auch festgestellt, daß der Naturschutz in Bremen einen wichtigen Stellenwert einnehme. So sei ein Drittel der Stadtfläche entweder als Naturschutz- oder Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Insofern sei der Widerspruch zwischen Arbeitsplätzen und Naturschutz schlicht konstruiert.

Wenn der Senat ihre Ergebnisse nicht teile, solle er eigene Zahlen auf den Tisch legen, sagte von der Vrings. Aber an den grundsätzlichen Ergebnissen werde sich wohl nichts ändern. Deswegen gebe es ja auch bis heute keine Flächenbilanz, denn dann ließen sich nicht mehr ideologische Nebelkerzen schießen wie bei der Diskussion ums Hollerland. Joachim Fahrun