■ Lächeln hilft
: „Freundlich sein auf eine natürliche Weise“

Altun Hasan, 23 Jahre, Gärtner

Es gibt überall nette Leute. Vor ein paar Jahren wollte ich zu einem Fußballspiel in Spandau. Ich habe eine Frau nach dem Weg gefragt, und sie hat mich gleich hingebracht. Sie befürchtete, daß die Anwohner mir den falschen Weg zeigen würden, weil ich Ausländer bin. Außerdem kommen bei meiner Baustelle in Kreuzberg öfters Anwohner mit Kaffee und Tee vorbei.

Corinna Kalfhues, 16 Jahre, Schülerin

Viel Freundliches erlebt man in Berlin nicht. Deswegen bringt es meiner Meinung nach auch nichts, selbst freundlich zu sein. Ich versuche es zwar schon, aber die Leute reagieren nicht darauf. Die einzige gute Erfahrung habe ich mal vor einigen Jahren in einem Zeitungsladen gemacht. Ich wollte mir etwas kaufen, aber es haben mir zehn Pfennig gefehlt. Da hat mir ein Mann ausgeholfen.

Gerhard Fiesel, 40 Jahre, Elektroniker

Wenn ich mit meiner kleinen Tochter unterwegs bin, lächeln alle Leute sie an. Neulich war jemand besonders nett zu ihr. Als ich mit der Kleinen in der U-Bahn gefahren bin, hat sie geweint und ,Mama, Mama‘ geschrien. Ein älterer Herr ist auf sie zugegangen, hat sie angelächelt und ihr einen Bonbon gegeben. Da hat auch meine Tochter gelächelt. Und es war wieder alles in Ordnung.

Gerhard Ginzel, 56 Jahre, Wissenschaftler

Woanders habe ich Erlebnisse mit freundlichen Menschen wesentlich häufiger als in Berlin. Beispielsweise in Bayern. Dort hat mir die Polizei vor vier Wochen in einer prekären Situation geholfen. Ich hatte meine Eurocard an einer Tankstelle liegengelassen und das erst nach 400 Kilometern gemerkt. Eine Funkstreife der Polizei hat für mich die EC-Karte geholt. Ich war vollkommen platt.

Petra Lüdemann, 22 Jahre, Verkäuferin

Mir ist aufgefallen, daß die türkischen Imbisse ziemlich freundlich sind. Oft ist das natürlich Kundenfang, aber trotzdem. In meinem Job versuche ich, auf eine natürliche Weise freundlich zu sein. Ich vermeide es, immer die gleichen Floskeln runterzureißen. Sondern ich lockere die Gespräche auf, indem ich ungewöhnliche Witze mache oder etwas sage, was nicht unbedingt zum Verkauf gehört.

Endji Soedarsono, 23 Jahre, Student

Es sind meistens die Ausländer, die freundlich sind. Von Deutschen würde ich das weniger sagen. Das ist schade. Vor kurzem habe ich mich verlaufen und jemanden nach dem Weg gefragt. Noch bevor ich meine Frage beendet hatte, sagte der Mann zu mir, er wisse von nichts. Freundlichkeit heißt für mich, zu grüßen, zu lächeln oder auch jemanden nach Hause einzuladen.

Umfrage: Karen Wientgen

Fotos: Marco Limberg/Xpress