Integration auf gutem Weg: 82 Prozent haben Job

■ Prima: Nur jeder zweite türkische Jugendliche fühlte sich schon einmal diskriminiert

Eine frohe Botschaft kurz vor Weihnachten: Immerhin 82 Prozent der türkischen Jugendlichen haben ihren Platz in der Gesellschaft gefunden, sei es als Schüler oder Hausfrau, Azubi oder Berufstätiger. Nur 18 Prozent sind arbeitslos. Um gerade mal 150 Prozent ist der Anteil der Arbeitslosen in den letzten sechs Jahren gestiegen, wurde zum heutigen „Tag der guten Nachricht“ bekannt.

Die Ausländerbeauftragte Barbara John stellte gestern eine Meinungsumfrage unter türkischen Jugendlichen vor. Befragt wurden 1.000 türkische Berliner im Alter von 16 bis 25 Jahren. Das Fazit der 40.000 Mark teuren Studie: Die Jugendlichen hätten keine Lust auf ein Leben im gesellschaftlichen Ghetto. Außerdem streben 60 Prozent der jungen Türken die deutsche Staatsbürgerschaft an, auch wenn dies den Verzicht des türkischen Passes bedeutet.

Diese „positiven Trends“ seien um so erfreulicher, als sie frühere negative Berichte widerlegten. Der Spiegel hatte türkische Jugendliche kürzlich als „Zeitbomben in den Vorstädten“ bezeichnet; ein anderer Bericht hatte junge Türken als zunehmend islamisch-fundamentalistisch und desintegriert eingeschätzt.

Die Ausländerbeauftragte stellt bei den Berliner Jugendlichen türkischer Herkunft eine stärkere Integrationsbereitschaft fest. 1989 hatten noch fast ein Fünftel der Befragten ihr Verhältnis zur Religion als sehr eng bezeichnet – heute sind es nur noch zehn Prozent. 50 Prozent der Türken sind „etwas distanziert“ gegenüber ihrer islamischen Religion. Nur neun Prozent finden, daß Muslime bessere Menschen sind. Die Mehrheit stimmte der Aussage zu, daß „friedliches Zusammenleben auf der Toleranz gegenüber Andersgläubigen“ beruhe. Gerade mal zwei Prozent der Jugendlichen können sich vorstellen, bei gewalttätigen Gruppen mitzumachen.

Trotz Integrationsbereitschaft der türkischen Jugendlichen gibt es noch große Hindernisse: Jeder zweite Jugendliche mit türkischem Paß hatte schon einmal den Eindruck, wegen seiner Herkunft diskriminiert zu werden. Vor sechs Jahren galt das nur für 23 Prozent. Fast 30 Prozent verlassen die Schule ohne Hauptschulabschluß. Und die Arbeitslosigkeit ist unter türkischen Jugendlichen nach Angaben des Türkischen Bundes in Berlin-Brandenburg doppelt so hoch wie bei den gleichaltrigen Deutschen. Karen Wientgen