ETA erschießt konservativen Gemeinderat in Renteria

■ Statt Demo gegen die Verhaftung der Herri-Batasuna-Politiker jetzt Proteste gegen ETA

Bilbao (taz) – Leibwächter lehnte der 64jährige Gemeinderat José Luis Caso selbst dann noch ab, als die baskische Untergrundorganisation ETA letzten Sommer seinen Kollegen aus der konservativen Volkspartei und Gemeinderat in Ermua, Miguel Ángel Blanco, entführte und ermordete. Sein Mut gefiel nicht allen. Am Donnerstag abend drang ein vermummtes ETA-Mitglied in eine Kneipe in Irún ein und streckte Caso mit einem Kopfschuß nieder.

„Caso, du bist als nächster dran“, hatten radikale Nationalisten nach dem Mord an Blanco an die Wände des Rathauses von Renteria gesprüht. Jetzt machte ETA ernst. Es ist das zweite Attentat gegen einen Politiker der in Madrid regierenden Volkspartei, seit die 23 Vorstandsmitglieder der links-nationalistischen Basken- Partei Herri Batasuna (HB) Anfang des Monats zu sieben Jahren Haft wegen „Unterstützung einer terroristischen Vereinigung“ verurteilt worden sind. Vor einer Woche scheiterte ein Attentat auf eine Gemeinderätin in San Sebastian.

Heute nachmittag sollte eigentlich in Bilbao demonstriert werden. Die Vorstände der links-nationalistischen LAB, der gemäßigt-nationalistischen ELA und ENH, sowie der Pazifistengruppe Elkarri hatten zur Solidarität mit den inhaftierten HBlern aufgerufen.

Nach dem Attentat trafen sie sich gestern zur Krisensitzung – und sagten am Nachmittag die Demonstration ebenso ab wie den für Montag vorgesehenen Proteststreik. „Solche Proteste vertragen sich nicht mit dem Mord an einem gewählten Volksvertreter“, heißt es in einem Kommuniqué.

Statt dessen rufen nunmehr alle baskischen Parteien, mit Ausnahme von HB, für heute nachmittag nach San Sebastian – um für ein Ende der Gewalt zu demonstrieren. Reiner Wandler

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