Neuer Bauwagenplatz statt alter Baubehörde

■ Bauis protestieren gegen drohende Räumung und Verdrängung aus der City

Sensationeller Plan der Hamburger Baubehörde: Der grün angelaufene Bausenator „Beton-Eugen“Wagner und seine verblaßte grüne Senatskollegin Krista Sager haben bei einem Rendezvous ein Kabinettstück ausgeheckt. Demnach wird das Gebäude der Baubehörde im kommenden Jahr komplett abgetragen. Anschließend wird die Freifläche gegenüber dem Steigenberger-Hotel begrünt, und bereits im März werden auf dem Areal an der Stadthausbrücke mitten in der City Dutzende Bauwagen ihr neues Domizil beziehen.

Alles Quatsch? Richtig! Denn die BauarbeiterInnen, die am Samstag nachmittag das behördliche Grundstück schon mal vorsorglich mit Gittern absicherten – komplett mit Warnschildern: „Hier entsteht ein neuer Bauwagenplatz. Vorsicht bei der Sprengung. Betreten auf eigene Lebensgefahr.“– waren Mitglieder der Hamburger Bauwagenszene. Und die Performance „Watch out Betonheads“war Höhepunkt einer Protestaktion, die am Mittag mit einem Wagenzug ab Dammtor begonnen hatte.

Die Bauis wehren sich gegen die drohende Räumung ihrer Plätze in Hamburg, jüngstes Beispiel: die Räumung des Platzes Karl-Wolff-Straße Anfang November. „Wir werden systematisch auf Plätze an den Standrand gedrängt,“beklagte sich eine Bewohnerin, „mit Verträgen, die einen Auflösungstermin oder eine Räumungsdrohung beinhalten.“

Dabei ist das Leben in Bauwagen für viele Jugendliche, die es in den elterlichen vier Wänden nicht mehr aushalten, einerseits zu einem Fluchtpunkt, andererseits zum Mittelpunkt ihres selbstbestimmten Lebens geworden. „Hier können wir selbst entscheiden, mit wem und wievielen wir zusammenwohnen“, brachte es eine junge Frau auf den Punkt. Denn traditionellen Wohnraum gibt es für Frauen und Männer unter 18 Jahren selten. „Doch die Baubehörde legt uns immer wieder Steine in den Weg, zum Beispiel mit der Weisung, neue Wagenplätze sofort zu räumen und die Zerstörung existierender Wagenburgen zu forcieren.“

So war das Gros der TeilnehmerInnen auch eher im Schüleralter, als rund 150 Bauis mit Kind und Hund unter den Klängen von Abba bis Tic Tac Toe und Techno-Musik durch die City zogen, um den rot-grünen Senat zu einer liberaleren Politik gegenüber ihrer Wohnform zu bewegen. „Wir haben unsere Wohnungen gleich mitgebracht“, so die Botschaft an die irritierten, aber durchaus wohlwollenden Einkaufsbummler.

Kai von Appen