Ocean-Park-Präsentation 1996 war schon spitze

■ Projektentwickler Köllmann präsentiert heute zum zweiten Mal seine Pläne / Frage der Rentabilität bleibt offen

„Das hier ist die Nordsee, die Wesermündung, Bremerhaven - Ihre Stadt, der alte Hafenbereich. Hier schlug generationenlang das Herz der Seestadt Bremerhaven. Der Hafen gab den Menschen Arbeit und Auskommen ...“Derart banal und prosaisch begann die Präsentation des Ocean-Park-Konzeptes durch den Projektentwickler Jürg E. Köllmann – ziemlich genau vor einem Jahr, am 7.12.1996. „Das, was auf diesem Hafenbereich entsteht, muß zu einem neuen, starken Herzen der Stadt werden“, versprach Köllmann, „wie der Hafen früheren Generationen Arbeit und Auskommen brachte, muß der Hafenbereich für die Menschen Bremerhavens auch in Zukunft etwas bringen, viel bringen.“Und der neugestaltete Hafenbereich müsse „wirtschaftlich erfolgreich“sein, daraus folgerte er: „Unter Berücksichtigung aller Gegebenheiten kann man sagen: Im Hafenbereich von Bremerhaven wird einzig und allein ein Freizeit/Tourismus-Projekt den wirtschaftlichen Erfolg haben, den die Stadt braucht. Ich wiederhole es: Freizeit/Tourismus ist die einzige Chance“. Unterstreichung in Köllmanns Manuskript.

45 Seiten stark ist das Redemanuskript der Köllmann-Darsteller aus dem vergangenen Jahr, die Reden zogen alle Register der Werbe-Phraseologie. „Ocean-Park Bremerhaven ist eine Vision“, zieht „Millionen Besucher“, die Architektur „wirkt attraktiv, festlich faszinierend – ohne vordergründige, triviale, kurzlebig-modische Gestaltungs-elemente“... Und so weiter.

Blauer Planet, Harbour Village, Tropicum, AquamaXX Entertainment Center – die Elemente wurden auch im vergangenen Jahr schon beschrieben bis ins Detail: „Kolibris stehen im Schwirrflug grün und violett schimmernd vor roten Trichterblüten.“Und gleichzeitig behaupteten die Köllmann-Planer: „Der Ocean-Park entsteht im Zentrum Ihrer Stadt – er darf kein störender Fremdkörper sein!“

Daß dies letztlich möglich sein würde, daran haben insbesondere die Bremerhavener Vertreter in der Architektenkammer bis heute ihre Zweifel. Bedeutsamer waren aber die Zweifel an der Behauptung, das Projekt ließe sich wirtschaftlich betreiben. Schon im August 1995, als Köllmann noch gar nicht auf den Plan getreten war, hatte der damalige Wirtschaftssenator Hartmut Perschau auf das Stichwort, der Ocean-Park werde „rund eine Milliarde“kosten, in der Nordseezeitung erklärt: „Ich kann nur eines sagen: Wenn wir den Rahmen zu groß setzen, ist das der sicherste Weg, eine an sich gute Idee undurchführbar zu machen. Wir haben ja auch noch die neue Fischereihafenschleuse und die Erschließung der Carl-Schurz-Kaserne. Irgendwie kommen wir in die Situation eines Familienvaters, der vor Weihnachten einen riesenlangen Wunschzettel sieht und weiß, daß er das alles am Ende nicht bezahlen kann. Da müssen wir als gute Hausväter auch überlegen, was wir wollen und was wir können.“Schon damals war für Perschau klar, daß sich die Öffentliche Hand „an den Kerninvestitionen für den Ocean-Park mit 50 Prozent beteiligen“müsse.

Und der damalige AfB-Oppositionspolitiker Werner Lenz schrieb: „Bevor die Stadtverordnetenversammlung sich auf zusätzliche Finanzierungszusagen in Millionen Höhe für weitere Details der Planung einläßt, sollte sie darauf drängen, zunächst zu erfahren, welche Investoren sich mit wieviel Kapital und zu welchen Bedingungen an dem Ocean-Park beteiligen wollen.“Das war im August 1995. Die Frage von Lenz ist bis heute unbeantwortet, Köllmann „arbeitet unter Hochdruck an dem Finanzierungskonzept“, berichtete Bremens neuer Wirtschaftssenator Josef Hattig vergangene Woche der Bremer Bürgerschaft; immer noch, seit bald zwei Jahren, müßte man Ende 1997 hinzufügen.

Lenz damals weiter: „Bremerhaven muß jetzt höllisch aufpassen, nicht von cleveren Geschäftsleuten über den Tisch gezogen zu werden. Das sich ausbreitende Unbehagen in der Bevölkerung ist verständlich, denn der Ocean-Park ist inzwischen ein Objekt, das angeblich jeder will, das aber wegen des ungeheuren Kapitalbedarfs von niemandem finanziert werden kann. Bremerhaven ist nicht in der Lage, die gewünschten Vorleistungen für die Infrastruktur zu erbringen, ohne zugleich die Verschuldung der Stadt beträchtlich in die Höhe zu treiben.“Soweit Werner Lenz 1995. Wie die Finanzierung der Anteile der Öffentlichen Hand für Infrastruktur und für die von der Köllmann-Gruppe zur Bedingung gemachten Subventionen aufgebracht werden sollen, ist auch bis heute nicht klar.

In jenem Sommer 1995 hatte der damalige Projekt-Entwickler Peter Chermayeff schon die Idee, den Besucher-Strom zur Expo 2000 zu nutzen, um das Bremerhavener Ocean-Park-Projekt bekannt und populär zu machen. „Der Baubeginn im Frühjahr 1996 ist von zentraler Bedeutung, damit die Zeit ausreicht, um das Aquarium zu bauen und den Betrieb vorzubereiten. Dies ist ein dreijähriger Prozeß. Nur wenn dieser Zeitplan eingehalten wird, kann die erste Phase des Ocean-Park, wie geplant, im Frühjahr 1999 eröffnet werden. Und nur wenn der Ocean-Park im Jahr 2000 bereits seit einem Jahr in Betrieb ist, wird Bremerhaven international als fortschrittliche Sehenswürdigkeit anerkannt sein und werden sich die großen Gewinne einstellen.“Soweit Peter Chermayeff am 19.7.1995.

Eine überzeugende Argumentation. Wenn knapp zum Beginn der Expo im Sommer des Jahres 2000 wenigstens der „Blaue Planet“, die Fortentwicklung des „Aquariums“, eröffnet werden soll, dann wäre dafür ein Baubeginn im Frühjahr 1997 „von zentraler Bedeutung“.

Heute nachmittag wird der neue Projektentwickler Köllmann in Bremerhaven das Ergebnis der „Designphase II“des Ocean-Park darstellen. K.W.