Inkontinenz incl.

■ ZDF: Mit renitenten Rentnern zum Dialog der Generationen ("Guppies zum Tee", 20.15 Uhr)

Eben beschließt man beim ZDF, daß man fürderhin in der Woche ohne Kinderprogramm auskommt, schon bläst Deutschlands Rentnersender Nummer eins zum Generationendialog. Dafür nimmt man sich – Einfallsreichtum wohnt woanders – natürlich Inge Meysel her. Die nervte in jungen Jahren mit ihrem „Unverbesserlichen“-Touch im Überangebot, ist aber doch ganz erträglich geworden, seit sie die Altersmilde trägt, welche ihr Spiel empfindsam gemacht hat.

Wer könnte mehr Verständnis für die Generation der 86jährigen wecken? Wer sonst schafft es, einem Lebensbereich Bildschirmpräsenz zu verleihen, den das Medium ansonsten scheut: das sehr alte Alter, Inkontinenz und Renitenz inklusive. Nur blöd, daß die ZDF-Zuschauerschaft selbst bereits öfter mal raus muß und daher die Handlungsfäden etwas dicker gesponnen sein müssen.

Jedenfalls ist das Absicht mit dem Generationenverständnis: Sie will, sagt Meysel, Altsein zum Thema machen: „Daß viel gelernt wird abends beim Fernsehen, glaube ich zwar nicht. So 'n bißchen bleibt vielleicht doch hängen.“

„Guppies zum Tee“ entstand nach einem gleichnamigen britischen Bestseller – der verdankt seinen Titel einem Vorfall in einem eher noblen Altersheim. In dessen Räumen waren aus dem Aquarium plötzlich die Fische verschwunden. Die Alten, mißtrauisch und felsenfest davon überzeugt, sie zum Tee serviert zu bekommen, blasen zum Protest.

Selma, die als „Rädelsführerin“ angesehen wird, soll weg – was ihr nur recht ist. Sie war ohnehin nicht freiwillig da. „Internat“ mochte sie noch nie. Als Selmas Mann gestorben war, verkauften Schwiegersohn und Tochter ihr Haus. Die Tochter log ihr vor, sie müsse nur vorübergehend ins „Haus Seeschwalbe“ übersiedeln. Jetzt nimmt die Enkelin sie auf – die aber wohnt bei ihrem Freund. Das geht nicht lange gut, Selma verursacht einen Brand, muß zurück in die „Seeschwalbe“, will aber Weihnachten in der eigenen Villa sein. Die Enkelin, selbst angeschlagen, läßt sich was einfallen, ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Und zu Neujahr stirbt Selma in der Villa.

So passend passiert's natürlich nur im Film. Auch sonst schrammen Stephan Meyer (Regie) und Gabriele Kister (Buch) noch ein paarmal knapp am Schmalztopf vorbei. Doch man sollte nicht kleinlich sein. Die Message der couragierten Greisin Meysel könnte schon rüberkommen, würde Oma einen Enkel von RTL 2 weglocken.

Weil es so weit noch nicht ist mit dem Dialog der Generationen, macht Meysel gleich bei der Pressevorführung die Probe aufs Exempel. Bevor sie selbst Antworten geben mag, fragt sie ihrerseits die versammelten JournalistInnen: „Wie ist es denn bei Ihnen?“ Peinliches Schweigen. Ulla Küspert