Viele Rinder sterben vorm Schlachthof

■ Protest gegen EU-Subventionen für tagelange Tiertransporte

Bonn (taz) – Tierschützer und der Europäische Bund der Steuerzahler kämpfen mit einer europaweiten Unterschriftensammlung gegen den Ferntransport von Schlachttieren. Seit Jahresbeginn haben schon 1,4 Millionen Menschen ihre Forderungen unterstützt. Der Protest richtet sich dagegen, daß Tiere aus wirtschaftlichen Gründen tagelang zu Schlachthöfen transportiert werden und die EU diese Praxis mit Subventionen unterstützt. „Wir fordern ein sofortiges Ende der steuerfinanzierten Tierquälerei“, sagte Michael Jäger vom Europäischen Bund der Steuerzahler.

1995 exportierte Deutschland rund 185.000 Schlachtbullen in die Türkei, nach Lybien und in den Libanon. Die Tiere werden auf solchen Transporten schwer mißhandelt, berichten Augenzeugen. Viele Rinder seien bereits gehunfähig, wenn sie in den Häfen ankommen. Auf der einwöchigen Schiffsreise verenden zahlreiche weitere Tiere. Die Rinder, die das Ziel erreichten, sind oft zu Tode erschöpft, so daß ihr Fleisch durch die Streßhormone eigentlich nicht mehr genießbar ist.

Die EU-Agrarkommission verteidigt die Lebendtransporte mit dem Hinweis, daß es in den jeweiligen Ländern keine geschlossene Kühlkette gibt. Für Hannelore Janesch vom Bundesverband für Tierversuchsgegner (BVTG) ergibt sich daraus die Konsequenz, Kühlhäuser anstelle des Lebendtiertransportes zu fördern.

Seit 1989 gibt es eine Ausfuhrerstattung für Rinder, um die höheren „Produktionskosten“ für europäische Erzeuger auszugleichen. Die Exportzahlen schnellten in die Höhe: Wurden 1991 rund 300.000 Rinder ausgeführt, waren es 1995 660.000. Dabei bestimmen „die EU-Subventionsprämien, wohin die Reise geht, und nicht die tatsächliche Nachfrage“, sagte Karl Heinz Däke vom Deutschen Steuerzahlerbund. So seien 1994 in die Türkei 7.500 Rinder exportiert worden, nach einer Erhöhung der Exportprämie ein Jahr später 138.000 Tiere. Ariel Hauptmeier