Nachtarbeit droht

Nach dem 1:0 des FC St. Pauli gegen Haching darf Gerhard Kleppinger Chefcoach bleiben  ■ Von Thomas Schubert

Die Gratulation zum Sieg nahm er Montag abend von Unterhachings Trainer Willi Entenmann als Noch-Interims-Coach gelassen entgegen. Als St.-Pauli-Präsident Heinz Weisener dann verkündete: „Herr Kleppinger ist bis Saisonende unser Trainer“, war es mit der Gelassenheit von Gerhard Kleppinger vorbei. „Ich hatte zwar schon vorher ein gutes Gefühl, erfahren habe ich es aber auch eben erst“, freute sich der 39jährige über die Beförderung.

Vereinschef Weisener war voll des Lobes für seinen neuen Hauptübungsleiter: „Ich habe gesehen, daß alle wieder Spaß am Fußball haben“, lächelte er nach dem 1:0-Sieg erleichtert, „und das ist Kleppos Verdienst.“Aber noch reichen die Verdienste nicht aus, um Gerhard Kleppinger schon jetzt einen langfristigen Vertrag zu geben. „Wir werden sehen, wie sich die Sache entwickelt“, hält sich der allmächtige Weisener diese Option weiter offen. Es wäre interessant zu sehen, was passiert, wenn der ehemalige Bundesliga-Profi Kleppinger den längst abgehakten Wiederaufstieg doch noch schaffen sollte.

Davon ist der Winterpausen-Zweitligasiebte nur noch sechs Punkte entfernt. Allerdings ist der Abstand zur Regionalliga genauso groß. Nach zwei Siegen und einem Unentschieden unter Kleppingers Regie eigentlich kein Grund zur überzogenen Freude also. Torhüter Klaus Thomforde war nach dem letzten Punktspiel seines „Katastrophen“-Jahres dennoch locker: „Wir haben gegen drei Mannschaften zu Null gespielt.“Dafür hakte die Offensive. Über eine halbe Stunde dauerte es, bis der spätere Torschütze Juri Sawitschew eine erste Chance gegen die Unterhachinger Abwehr hatte.

Und wie schon in der gesamten Saison auffällig: Eck- und Freistöße der Millerntor-Kicker landeten meist in den Fängen des gegnerischen Torhüters. Das hat auch der Trainer erkannt. „Aus Standards machen andere viele Tore, und da haben wir große Probleme“, erklärte der Kleppinger Gerd. „Aber um alle Defizite auszugleichen, müßten wir Tag und Nacht arbeiten.“

Auf die Euphoriebremse trat auch Präsident Weisener. „Wir haben jetzt eine bessere Ausgangsposition als vor Wochen erwartet. Und nicht mehr“, scheut er sich vor einem erneuten Korrigieren des Saisonziels. Entschiedener tritt Weisener den Gerüchten um einen Manager-Wechsel entgegen. „Ich habe mit Hannovers Franz Gerber nicht gesprochen und werde es auch nicht tun.“Somit darf Helmut Schulte, genau wie Kleppinger, weiter für den FC wirken – zumindest bis zum Abschluß dieser Serie.

Rund ums Millerntor sind also alle zufrieden. Selbst die Fans, nur 12.500 waren gekommen, hatten nichts zu meckern. Dabei war mit geharnischten Reaktionen im ersten Heimspiel nach dem Rauswurf von Vizepräsident Christian Hinzpeter gerechnet worden. Doch die Anhänger gaben sich kommod. Sie feierten lieber ihre Mannschaft.