Verspätete Atomfracht

■ In Brokdorf und Krümmel starteten gestern Castor-Transporte nach Sellafield

Mit erheblicher Verspätung begann gestern der Transport von zwei Atommüllbehältern aus dem AKW Krümmel zur englischen Wiederaufarbeitungsanlage in Sellafield. Das Beladen des Zuges mit dem zweiten Behälter hatte nicht auf Anhieb geklappt und mußte deshalb wiederholt werden. Statt am frühen Nachmittag setzte sich der Zug erst um 17.09 Uhr in Bewegung.

Mehreren AtomgegnerInnen gelang es im Raum Bergedorf mehrfach, den Transport für jeweils einige Minuten zu stoppen. Bereits ab 13 Uhr hatten 150 Anti-Castor-AktivistInnen in Bergedorf gegen die strahlende Fracht demonstriert. Nach Auflösung der Demonstration wurde die Hälfte der TeilnehmerInnen von der Polizei eine Stunde lang eingekesselt. Den Betroffenen, deren Personalien festgestellt wurden, droht nun ein Bußgeld, weil sie die Transport-Gleise unerlaubt betreten haben. Ein weiterer Schienen-Blockierer wurde am Abend festgenommen.

Beim zweiten norddeutschen Atommüll-Transport in Richtung Sellafield, der gestern gegen 13 Uhr das AKW Brokdorf verließ, hatte es bereits im Vorfeld Probleme gegeben. Die strahlende Fracht sollte ursprünglich bereits im September auf Reisen gehen, war dann aber vom Kieler Energieministerium gestoppt worden. Der Grund: Der „Excellox“-Transportbehälter mit der Seriennummer 003 gehörte zu den Behältnissen, die im Frühjahr an der deutsch-französischen Grenze entgleist waren.

Bei einer anschließenden Sicherheitsüberprüfung der anderen beiden an dem Unfall beteiligten Behälter in Sellafield waren mehrere Brüche der Behälter-Schrauben entdeckt worden. Das Energieministerium hatte daraufhin den TÜV-Nord beauftragt, den Behälter auf Beschädigungen zu untersuchen. Ende November teilte dieser schließlich mit, er habe „keine Schäden“feststellen können.

Das Energieministerium hatte daraufhin grünes Licht für den Transport erteilt. Alle drei norddeutschen Castoren sollen zusammen mit drei weiteren Behältern aus dem AKW Emsland morgen in Dünkirchen nach Großbritannien verschifft werden. Marco Carini