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■ Vorschlag„silence dance“ von toladá im Theater am Halleschen Ufer

Das Fallen eines Wassertropfens läßt die Stille fühlen. Sie kriecht von der Bühne zwischen die Zuschauer, bis jeder in seiner Glasglocke festsitzt. So beginnt „silence dance“ von der toladá company mit der Suggestion der Furcht, in den Innenraum des eigenen Seins abzustürzen. Der Stille, in die man rutscht, wenn man von der Kommunikation ausgeschlossen ist, begegnet der Zuschauer noch oft: Nicht nur, wenn die Violinistin Anti von Klewitz in einer fremden Sprache erzählt und singt.

Die Tänze der Stille sind einer Auseinandersetzung mit dem Leben in einer fremden Kultur entsprungen, das der aus Israel stammende Choreograph Joseph Tmim mit den meisten seiner Tänzer teilt. Tmim interessiert sich für das, was in der Differenz zwischen Herkunft und Gegenwart entsteht. Die zwei Frauen und vier Männer der company suchen danach zwischen Zuständen der Wachheit, des gemeinsamen Aufbruchs und der Selbstvergessenheit. Manche Szenen wirken, als ob dem Körper seine geheimsten Regungen bis in den Schlaf hinein abgelauscht werden sollten.

Wenn Morro und Antoine Lubach mit geschlossenen Augen die Köpfe drehen, dann überträgt sich das langsame Trudeln des Raumes, in dem die Augen ja keinen Halt mehr finden, nach außen. Orientierung schaffen allein die Hände, die über die Oberkörper gleiten. Das hat etwas von der Empfindung, im Traum sich selbst zu sehen. Solche Bilder entstehen am Bühnenrand, während die Mitte von komplex gewebten Tanzformationen eingenommen wird, in denen die Gruppe ihren weichen und kraftvollen Bewegungsstil voll entfaltet. Die toladá dance company hat Material für „silence dance“ schon in zwei Work-in-progress-Programmen vorgestellt. Trotzdem fehlt dem Stück ein Spannungsbogen und ein Kraftzentrum, das die berührenden Szenen zusammenhält. Katrin Bettina Müller

21 Uhr, 17.–21. Dezember, Theater am Halleschen Ufer, Kreuzberg

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