Chef der Dresdner Bank tritt ab

■ Nach einigen Verfahren wegen Steuerhinterziehung auch bei Vorstandskollegen gibt Jürgen Sarrazin vorzeitig auf. Er wollte die Millionen-Mark-Affären der Banker zu lange abwiegeln

Frankfurt/Main (taz/dpa/AFP) – Der Vorstandssprecher der Dresdner Bank, Jürgen Sarrazin, legt mit Ende des Jahres 1997 vorzeitig sein Amt nieder. Gestern in Frankfurt veröffentlichte Sarrazin überraschend eine persönliche Erklärung: Mit dem Rücktritt ermögliche er seinem designierten Nachfolger Bernhard Walter, das Sprecheramt bereits zu Beginn des Jahres 1998 zu übernehmen. Walter soll „unser Institut wieder auf das Wesentliche konzentrieren“, meinte Sarrazin. Ihm wird vorgeworfen, er habe mit seiner Informationspolitik versucht, die Steueraffären von drei führenden Managern der drittgrößten deutschen Bank zu verschleiern.

Ursprünglich hatte Sarrazin sein Amt mit der Hauptversammlung im Mai kommenden Jahres niederlegen wollen. Er ist seit 1993 Vorstandssprecher. Schon die ansonsten übliche Wahl zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats schlug Sarrazin nach immer neuen Steueraffären innerhalb des Vorstands aus. Als neuester Fall folgte die am Wochenende bekanntgewordene Selbstanzeige des Ex-Vorstandsmitglieds und jetzigen Chefs des Dresdner-Investmentbankings in London, Hansgeorg Hofmann. Er soll Millionen Mark an Steuern hinterzogen haben.

Besonderes Schmankerl: Am 27. November hatte Sarrazin nach langem Abwiegeln eine Erklärung der verbleibenden Vorstände verkündet. Sie hätten keine Steuerverfehlungen begangen, hieß es. Durch geschicktes Timing war Hofmann damit nicht mehr gemeint, denn er war offiziell zwei Tage vorher aus dem Vorstand weg zur Investmentbanking-Tochter abkommandiert worden. Trotz der Affäre will die Dresdner Bank aber an Hofmann festhalten.

Die taz empfiehlt nun doch – um eine Überarbeitung der wenigen verbleibenden Vorstände und daraus resultierende Nachlässigkeiten bei der Kreditvergabe an Großkunden zu vermeiden – die von vielen Experten immer wieder ins Spiel gebrachte Fusion mit der Commerzbank. Dort wurden in letzter Zeit ebenfalls die Konzernzentrale sowie diverse Filialen durchsucht. Motiv unter anderem: Steuerhinterziehung von Führungsmitgliedern. Beide Banken zusammen würden vielleicht einen vollständigen Vorstand zusammenbringen. rem