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: 007 – Der Morgen stirbt nie

Wie sich eine Stadt doch verändern kann, wenn James Bond zu Besuch kommt. Da hat das Atlantic-Hotel plötzlich ein mehrstöckiges Parkhaus im Hause, von dessen Dach man direkt in die Mönckebergstraße abstürzt, und in einem neuen Kontorhaus neben der Alster residiert das größte Medienunternehmen der Welt, dessen Privatarmee sich im distinguierten Elbstädtchen wie ein Fuder Teufel aufführen kann. Auch ein Medienball im Hause des bösen Carver (Jonathan Price), der einen Weltkrieg anzetteln will, damit sein Medienimperium besser verfettet, sieht Gestalten von einer Schönheit und Eleganz, wie man sie im Böhme- und Markwort-Deutschland nicht mit Hilfe von tausend Casting-Agenturen zusammenbekommt. Doch wen kümmert das: Bond ist eben der Umzug in einen parallelen Materialkosmos, in dem weder Schwerkraft noch Wahrscheinlichkeit existieren. Und diesmal, in Roger Spottiswoodes Der Morgen stirbt nie, ist diese Welt von besonderer Aufdringlichkeit. Sprich: Wer ins Kino strömt, um die Lendenkraft verschiedenster Distanzwaffen im sicheren Abstand der Illusion zu erleben, kommt hier voll auf seine Kosten. Urängste werden im Minutentakt und auf diversen Kontinenten bedient. Höhen-, Platz-, Erstickungs-, Flug-, Tempo- und Verlustangst bilden eine lustige Feuerleiter für den Zuschauer. Nur Versagensangst kommt nicht vor. Denn Bond (Pierce Brosnan) und Bondgirl (Way Lin) sind von solch ferner Schönheit und Todesblindheit, daß man sich schon gleich mit der ersten Pershing in die ewige Siegesgewißheit lümmeln kann. Krachen wird's immer, Flecken gibts keine. Aber bitte, stellen Sie keine Fragen nach Sinn und Möglichkeit, denn sie sind geschüttelt, nicht gerührt.

Kees Wartburg

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