Eine „Oma“für alle Fälle ...

... und „Opas“sind auch dabei: Der Hamburger Verein „Alt und Jung in Zuwendung“springt bei der Kinderbetreuung ein  ■ Von Heike Dierbach

Astrid Hundeck hat keine Probleme mit antiautoritärer Erziehung. „Das müssen die Eltern schon selber wissen“, lacht die 75jährige. An diesem Vormittag ist die lebhafte Rentnerin „Leih-Oma“von Daniel in Neuwiedenthal. „Wir haben geboxt!“freut sich der Sechsjährige. Seine Mutter ist alleinerziehend und Lehrerin. Normalerweise besucht Daniel vormittags die Vorschule. Was aber, wenn er einmal krank wird, so wie heute? Ein Fall für den Oma-Hilfsdienst des Vereins „Alt und Jung in Zuwendung“.

„In dieser Stadt gibt es so viele überlastete Eltern, vor allem Frauen“, erläutert Geschäftsführerin Beate Schmidt, die das Projekt 1979 gestartet hat, „auf der anderen Seite leben viele ältere Menschen alleine und haben Zeit übrig.“„Alt und Jung in Zuwendung“möchte zwischen den beiden Gruppen praktisch vermitteln. Etwa 140 Frauen und 60 Männer springen ein, wenn beispielsweise ein Elternteil erkrankt, die Tagesmutter ausfällt oder die Eltern einen privaten Termin haben. Der Verein vermittelt zwar keine regelmäßige Betreuung – dafür aber extrem kurzfristige. „Manchmal suchen wir morgens um sieben jemanden für den gleichen Tag“, erzählt Beate Schmidt.

Angerufen werden dann aber nur die erklärten „FrühaufsteherInnen“. „Wir sind kein Service-Unternehmen“, betont Schmidt, „jeder kann entscheiden, ob er einen Einsatz annimmt oder nicht.“Auf eine gute Betreuung der Freiwilligen legt der Verein großen Wert. Ausflüge und Kegelabende gehören ebenso zum Angebot für die SeniorInnen wie Weiterbildung in Säuglingspflege und Erster Hilfe.

„Ich suchte einen sinnvollen Lebensinhalt“, beschreibt Astrid Hundeck ihre Motivation, „und ich wollte gerne etwas mit jungen Leuten machen. Alt bin ich ja selbst.“Freiwillige Oma oder Opa werden ist nicht schwer. Nach Vorlage eines Attests, des Führungszeugnisses und einem Einführungsgespräch bekommt jedeR erst einmal einen Einsatz. „Manchmal hatten wir schon Bedenken“, räumt Beate Schmidt ein, „und dann hat es doch ganz toll geklappt.“Wer allerdings glaubt, gleich die „Super-Omi“buchen zu können, wird enttäuscht. Auch freundschaftliche Beziehungen zwischen „Oma“und Familie brauchen ihre Zeit.

Finanziert wird die Arbeit des Vereins vorwiegend aus Mitgliedsbeiträgen der Familien, Behördenmitteln und Spenden. Aktuell sucht „Alt und Jung in Zuwendung“größere Büroräume, um zu expandieren: Neue Projekte wie die „Märchen-Oma“für Kindergärten oder eine Hausaufgabenbetreuung sind geplant.

Daniels Mutter Dörte Unruh ist voller Lob über das Talent ihrer Helferin, „dabei sind Kinder heute sicher anstrengender als früher“. Astrid Hundeck nimmt's „mit Phantasie“: „Ich bin ein aktiver Typ.“Probleme mit der Jugend von heute hat sie jedenfalls nicht. Wie lange sie noch freiwillige Oma bleiben möchte? „Solange ich es nervlich aushalte!“

„Alt und Jung in Zuwendung e.V.“, Wandsbeker Stieg 11, 22087 Hamburg, Tel.: 251 77 33, Spendenkonto 1090/210350 Haspa