Der Spachtel im Fleisch

■ Adidas-Jacken mit brennendem Atem im Laola-Club

Ein Wortgeflecht, filigran wie Schmetterlingsflügel. „Die anderen wanden sich ihm um Arme und Beine, ein lebendiger Schraubstock. Wir blickten uns nicht in die Augen. Die Sterne brannten den Himmel nieder, ich schluckte oder holte Luft und drückte ihm den Spachtel ins Fleisch...“. Da flatterten liebevoll geknüpfte Poesieteppiche durch den Laola-Club, um im Gemurmel der hinteren Reihen dahinzuscheiden. Ein lyrisches Erlebnis wie einst in San Francisco, als Jack Kerouac mit seinen Beatnik-Freunden um die Wette dichtete.

Michael „Fink“Weins und Alexander „appoche“Posch, die Initiatoren des Laola-Clubs, versprachen am Dienstag abend zarte Poesie und Literatur wie brennenden Atem. Und die Massen folgten. Der Club in der Rentzelstraße war prall gefüllt mit Adidas-Jacken und Tocotronic-Frisuren, die Luft erfüllt von beißendem Qualm und feinsinnigen Plaudereien. Dann die Bühnenshow: Fink Weins und appoche sprangen auf die Bretter und schleuderten lyrische Salven ins Publikum, die lustvoll und grausam zugleich das Alltägliche ins Abstrakte verkehrten. Da wurde das Leben des russischen Schriftstellers Tschareuy mit blumigen Geschichten geschmückt, und so ein Beitrag zur Geschichtsschreibung geliefert. Schließlich ließ die Kiss-, UK Subs- und Metallica- beeinflusste Hamburger Punkrockband Colm den Abend druckvoll ausklingen. Runde Sache, nächstes Mal wieder. Carsten Hansen