Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Air Force One USA 1997, R: Wolfgang Petersen, D: Harrison Ford, Gary Oldman, Glenn Close

„Was diesseits des Atlantiks böse Satire vermuten ließe, daraus wird in Hollywood ein ganz und gar ironiefreier Action-Thriller – grimmig ernst wie „Terminator“, „Rambo“und „Die Hard“zusammen. Harrison Ford spielt den US-Präsidenten Marshall, der gerade noch in Moskau der Welt versprochen hat, vor dem Terrorismus niemals in die Knie zu gehen, und der nun auf dem Rückflug in die Hände kommunistischer Terroristen gerät. Die Schurken stellen ihn vor die Alternative: Familie oder Vaterland. Der Präsident aber tut, was ein Mann tun muß: er kämpft für Familie - und Vaterland. Natürlich hat Petersen es verstanden, daß ein solch pop-patriotischer Film nur dann ein großes Publikum findet, wenn der echte Präsident auch ein Popstar sein möchte. Einer, der den Auftritt liebt, nicht aber die Durchsetzung politischer Inhalte; der sich nach der Vorführung des Films freut, daß endlich einmal der Präsident ein Held sein darf, und der hofft, daß etwas von Fords Glamour und Sex auf ihn abstrahlt.“(Der Spiegel) UFA-Stern

Alien – Die Wiedergeburt USA 1997, R: Jean-Pierre Jeunet, D: Sigourney Weaver, Winona Ryder, Ron Perlman

„Das schleimige Ding west weiter, und auch im vierten Teil der Science-Fiction-Serie „Alien“geht es seiner Lieblingsbeschäftigung nach: Fressen und Befruchten. Selbst die dienstälteste Alien-Bekämpferin Ripley (Sigourney Weaver) mußte sich am Ende von Teil drei von einem der Monster begatten lassen und sterben. Nun ist die Heldin als Klon-Mutant neu entstanden und ringt mit Muttergefühlen für ein Schleimwesen, dessen Großeltern sie einst über die Kinoleinwände gejagt hatte. Erst als die Androidin Call (Winona Ryder) auftaucht, sieht Ripley wieder klar: Das Alien ist der Feind, dem die selbst zum Cyber-Girlie mutierte Ripley allerdings näher ist als jemals zuvor. Dem Zuschauer gibt der französische Regisseur Jean-Pierre Jeunet in dem Cyber-Märchen, trotz einiger bestechender Bilder, wenig Chance zur Klarsicht.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

All over Me USA 1996, R: Alex Sichel, D: Alison Folland, Cole Hauser

„Ein unbeholfener Teenager in unvorteilhaften Bermudas wackelt auf Rollerblades durch die Straßen des New Yorker Stadtteils Hell's Kitchen. Wir wackeln hinterher und schlittern in die eigene Pubertät zurück. Plötzlich ist man wieder mittendrin im Gefühlschaos. In diesen ungewissen Zeiten gibt es für die 15jährige Claude nur eine Sicherheit: sie ist verliebt in ihre beste Freundin. Die Ernsthaftigkeit und Angst, mit der man als Jugendlicher die erste Umarmung, den ersten Kuß, das Kribbeln im Bauch erlebt, bestimmen die Perspektive von Alex Sichels Film. Kurzum: „All over Me“ist einer der schönsten Liebesfilme des letzten Jahres.“(tip) Atlantis

Am Ende der Gewalt USA/Frankreich 1997, R: Wim Wenders, D: Bill Pullman, Andie MacDowell, Gabriel Byrne

„Ein Produzent gewalttätiger Action-Filme wird in Los Angeles selbst Opfer eines brutalen Überfalls. Ehe ihn die Täter umbringen können, werden sie durch gezielte Kopfschüsse, scheinbar aus dem Nichts, liquidiert. Zeuge dieser Tat ist ein Wissenschaftler, der in einem Observatorium hoch oben in den Hügeln der Stadt an einem geheimen FBI-Projekt arbeitet. Satellitenanlagen und ferngesteuerte Kameras sollen die totale Überwachung und somit das Ende der Gewalt bringen. Doch um welchen Preis? Wim Wenders präsentiert seinen philosophischen Edel-Thriller aus einer Welt der Gier, Einsamkeit und geistigen Leere stilsicher und in wunderbaren Bildern; den perfekten Soundtrack lieferte erneut Ry Cooder. Wie Wenders die zahlreichen Einzelgeschichten mit seinen Reflexionen über Gewalt zu einem Ganzen verwebt, überzeugt allerdings nicht.“(D. Lackner) Schauburg

Amore Amore Italien 1997, R: Leonardo Pieraccioni, D: Leonardo Pieraccioni

Malerische toskanische Landschaft untermalt mit spanischem Flamenco. Wer's sehen möchte - auch noch viel Bein und Busen und natürlich fortlaufend italienisches Macho-Gehabe. Eine seichte Love-Story dazu und am Ende sind alle glücklich. (Irmgard Jäger) Gondel

Die Apothekerin Deutschland 1997, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Jürgen Vogel

„Eine Frau zwischen zwei Männern, einige Leichen und Gift in den verschiedensten Formen – das sind die Bestandteile von Kaufmanns (“Stadtgespräche“) makabrer Komödie. Nicht zu vergessen ein exquisites Schauspielerensemble, das aber leider auch nicht verhindern kann, daß zu viele Zutaten den Brei verderben. Denn die Geschichte von Apothekerin Hella, die sich mit tödlichen Konsequenzen erst in den windigen Zahnmedizin-Studenten Levin, dann in Ex-Knacki Dieter und schließlich in Langweiler Pawel verliebt, wäre sooo gern tiefschwarz.“(TV-Spielfilm)

Ufa-Stern

B

Benjamin Blümchen Deutschland 1997, R: Karl Blatz

Bekannt wurden der sprechende Elefant Benjamin Blümchen und die kleine Hexe Bibi Blocksberg durch Hörspielcassetten und Videos für Kinder. Jetzt kommen sie pünktlich zur Weihnachtszeit in einem deutschen Billig-Zeichentrickfilm ins Kino. UT-Kinocenter

Die Bettlektüre Großbritannien/Niederlande/Frankreich 1996, R: Peter Greenaway, D: Vivian Wu, Ewan McGregor

„Das erotische Universum der jungen Japanerin Nagiko wird bestimmt von der Suche nach demjenigen, der ihren Luxuskörper am perfektesten mit kaligraphischen Zeichen bemalt. Bis sie in Hongkong einem englischen Übersetzter begegnet, der sie dazu inspiriert, fortan die Männerkörper als Schreibunterlage zu benutzen. Virtuos läßt der Regisseur verschiedene Bildebenen und Stile aufeinandertreffen. „Die Bettlektüre“ist dabei weniger überladen als seine letzten Filme.“(tip) Kino 46

Das Boot - Director's Cut Deutschland 1981/97, R: Wolfgang Petersen, D: Jürgen Prochnow, Herbert Grönemeyer, Klaus Wennemann

„Der ultimative U-Boot-Thriller ist jetzt noch ultimativer“schrieb der „Boston Globe“. Zunächst einmal ist er noch länger: Aus nur in der TV-Fassung genutztem Material steckte Petersen die Kinoversion auf dreieinhalb Stunden, um die Charaktere noch besser herauszuarbeiten. Am Wichtigsten war es ihm, den Sound an die modernsten Dolby-Surround-Standards anzupassen. Das Publikum soll mit Jürgen Prochnow, Herbert Grönemayer und Co. zusammenzucken, wenn rings um den schwimmenden Sarg U 96 die Wasserbomben hochgehen, sich von hinten die feindlichen Flieger nähern und vorne ein Bolzen aus der Schiffswand kracht. Eine Tauchfahrt des Grauens - noch spannender, noch bedrohlicher.“(P. Ludewig) UFA-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

D

Double Team USA 1997, R: Tsui Hark, D: Jean-Claude Van Damme, Mickey Rourke, Dennis Rodman

„Geheimagent Jean-Claude Van Damme versagt beim Versuch, den Oberterroristen Mikey Rourke zu liquidieren, und wird auf eine Gefängnisinsel strafverbannt. Nach seiner Flucht muß er im Kreuzfeuer von Geheimdienstbeamten und Gangstern Ehefrau und Baby aus den Klauen des Bösen retten. Der Hongkonger Regie-Star Hark fackelt bei seinem US-Debüt ein effektgeladenes Action-Feuerwerk ab, das ohne schlüssige Story und Dramaturgie chaotisch unterhält.“(tip) UFA-Stern, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Gloria (Del)

Dr. Schiwago USA 1965, R: David Lean, D: Omar Sharif, Julie Christie

„Die wildbewegte Lebensgeschichte des Arztes und Dichters Schiwago vor dem Hintergrund der russischen Revolution. Das individuelle Schicksal des Helden berührt sich mit den politischen und militärischen Ereignissen seiner Zeit, wobei freilich (anders als in der Romanvorlage von Pasternak) die privaten Leidenschaften deutlich im Vordergrund stehen. David Leans äußerst publikumswirksame Inszenierung schwelgt in monumentalen Stimmungsbildern und beeindruckt durch ihren langen Atem in der Abfolge lyrischer und dramatischer Momente. Einer der größten Kassenerfolge der 60er Jahre, der wie kaum ein anderes Kino-Opus die gängigen Vorstellungen vom „alten Rußland“prägte und verfestigte.“(Lexikon des internationalen Films) Filmstudio

E

Ein Fall für die Borger Großbritannien 1997, R: Peter Hewitt, D: John Goodman, Marc Williams

„Für die Familie Clock, die zum Völkchen der „Borger“gehört, ist jeder Kühschrank ein Everest, jede Küchendurchquerung ein Abenteuer a la „Indiana Jones“. Die zwergenhaften Clocks leben unter dem Häuschen der Lenders, von denen sie sich „borgen“was sie brauchen. Als ein habgieriger Anwalt (John Goodman) das Haus abreißen lassen will, eilt die pfiffige Arietty Clock (Flora Newbigin als Mix aus Pippi Langstrumpf und Laura Ingalls) zu Hilfe. Die Ausstattung ist exquisit, die Effekte sind, obwohl kein Hollywood-Standard, charmant. Liebevoller geht's kaum.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Wall-& Ziegelhofkinos

Der Eissturm USA 1997, R: Ang Lee, D: Kevin Kline, Sigourney Weaver

Was macht ein Regisseur nach solch einem triumphalen Welterfolg wie „Sinn und Sinnlichkeit“? Die meisten Filmemacher würden den einfachsten Werg gehen, und sich als Spezialisten für sensible Kostümschinken etablieren. Ang Lee ist mutiger sowie geschickter, und inszenierte mit „The Ice Storm“das absolute Gegenstück zu seinem letzten Film. Statt der sonnigen Wiesen im England des 19. Jahrhunderts zeigt er uns nun das winterlich-graue Amerika der 70er Jahre. Vom ersten Bild eines von Eiszapfen starrenden Vorortszuges an ist das Eis die übermächtige Metapher für diese erstarrte Gesellschaft. In den etwas feineren Vororten von New Canaan, Conneticut scheinen 1973 die Kinder reifer zu sein als ihre Eltern. Präsident Nixon, die Vaterfigur der Nation, wurde gerade des Lügens überführt, und die Erwachsenen probieren solche neumodischen Verhaltensweisen wie Partnertausch oder Ladendiebstahl aus. Der Film wirkt manchmal geradezu besessen von Zeit und Raum, selbst auf Kosten des Erzählflusses. Man bekommt eher kleine Einblicke in das Leben zweier Mittelklassefamilien als eine genau definierte Geschichte. Dafür ist die Ausstattung perfekt abgestimmt mit viel Polyester, potthäßlichen Frisuren, Wasserbetten und Cordanzügen. Auf den ersten Blick wirkt „Der Eissturm“grau und abweisend, aber Lee bewahrt auch hier seinen freundlich-ironischen Touch, der den ewigen Winter des Films erträglich macht. (hip) Schauburg, City, Casablanca (Ol)

F

Friedrich und der verzauberte Einbrecher Deutschland 1996, R: Rolf Losansky, D: Friedrich Lindner, Günther Lamprecht

„Friedrich ist ein außergewöhnlich unkompliziertes Kind. Seine alleinerziehende Mutter kann sich ohne Probleme ihrer Arbeit widmen und stellt zudem einen Einbrecher mit einem Regenschirm. Der Kleinkriminelle wiederum mutiert zur Leseratte und macht während seiner Haftzeit das Gefängnis zu einem einzigen großen Lesesaal. Mit diesem modernen Märchen huldigt der Regisseur Losansky dem Friede-Freude-Eierkuchen-Genre. Die Allerkleinsten werden es jedoch gut verdauen können.“(tip) Kino 46

Das fünfte Element Frankreich 1997, R: Luc Besson, D: Bruce Willis, Gary Oldman

„Besson hat sich keine Zukunft ausgedacht, er hat einfach die Gegenwart ein wenig weiter getrieben. Zwar können die Autos jetzt durch die Luft fahren, aber Verkehrsprobleme gibt es immer noch. Genau wie Zigaretten - nur daß die jetzt mehr Filter als Nikotin haben. Bessons Film ist ein Märchen, einem Indiana-Jones-Film ähnlicher als Tim Burtons zynischem „Mars Attacks“. Selbst Bruce Willis macht hier eine gute Figur.“(taz) Cinema

Die furchtlosen Vier Deutschland 1997, R: Eberhard Junkersdorf, Jürgen Richter, Michael Coldewey

Bremen wird hier als eine düstere Mischung aus Fachwerkhäusern und futuristischen Fabrikgebäuden dargestellt, in der der tyrannische Wurstfabrikant Dr. Gier herrscht, der die vier Stadtmusikanten mit einem Knebelvertrag dazu zwingt, Werbeliedchen für die Würstchen zu singen, in die ihre tierischen Freunde verarbeitet werden. Sie merken schon, das hört sich kaum noch nach dem Märchen von den „Bremer Stadtmusikanten“an. Dabei beginnt der Film ganz konventionell. Esel Fred, Hund Buster, Katze Gwendolyn und Hahn Tortinelli sind in schönster Disney-Tradition menschelnde Tierfiguren und ganz traditionell mit dem Bleistift gezeichnet. Der Bruch erfolgt dann zugleich stilistisch und erzählerisch. Denn während plötzlich computeranimierte Stahlwesen und Maschinen wie aus dem „Terminator“neben den netten Tierchen auftauchen, finden wir unsere furchtlosen Vier plötzlich in einer Horrorgeschichte mit finsteren Verliesen und einem nach dem Vorbild von Dr. Mabuse gezeichneten Superfiesling wieder. Diese Brüche sind viel zu grob und dunkel für das kindlichen Zielpublikum. (hip) Ufa-Palast, UT-Kino

G

The Game USA 1997, R: Peter Fincher, D: Michael Douglas, Sean Penn

„Michael Douglas wird von Sean Penn dazu verführt, Mitglied in einem Club zu werden, der als Spiel die Leben von Menschen in Filmdrehbücher verwandelt. Dies ist ein Yuppie-Alptraum, ein persönlicher Gau für einen Kontrollfreak. Ein wenig wie Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“, wo auch ein Mann sein Leben perfekt organisiert hat, und es löst sich vor seinen Augen auf. David Fincher, der vorher „Sieben“inszeniert hat, ist sehr gut darin, diese Alptraumathmosphäre heraufzubeschwören, aber das große Problem ist, daß der Plot einfach keinen Sinn macht. Man fragt sich den ganzen Film über, was dieses „Game“eigentlich ist. Entweder ist es wirklich ein raffiniertes Spiel oder ein böser Trick, um den Mitspielern alles Geld abzuknöpfen und sie in den Selbstmord zu treiben. Und die Schlußpointe ist dann genau die Lösung, die man selbst schon als zu lächerlich abgetan hat, weil sie physikalisch einfach unmöglich ist. Das sollen wir nun schlucken und dazu noch, daß Michael Douglas all das brav über sich ergehen läßt, was einfach nicht zu seiner Figur paßt. Wenn man den Film als kafkaeske Achterbahnfahrt genießt, mag man ihm das Ende vielleicht verzeihen, aber das Publikum wird hier übel hereingelegt.“(Chris Tookey) UFA-Stern, Passage (Del)

Ganz oder Gar nicht Großbritannien 1997, R: Peter Cattaneo, D: Robert Carlyle, Tom Wilkinson, Mark Addy

„Weil nackt zu tanzen immer noch besser ist als arbeitslos rumhängen, gründen sechs schmalbrüstige, unmusikalische und dickbäuchige Männer eine Stripteasetruppe. Nur britisches Kino schafft es, Themen wie den Niedergang der Stahlindustrie mit Familienvätern in roten Latex-Tangas zusammenzubringen – spöttisch, komisch und sentimental.“(Der Spiegel) Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol)

H

Hercules USA 1997, R: Ron Clemens

„Dies ist nach dem eher ernsthaften „Glöckner von Notre Dame“eine Rücckehr zum süßlich-komischen Stil von „Die Kleine Meerjungfrau“und „Aladin“. Es ist natürlich völlig anders als alles, woran wir uns aus der antiken Heldensage erinnern: Sehr amerikanisch, laut und vulgär, aber halt auch ein großer Spaß. Zeus, der in der griechischen Mythologie ja eher ein Serien-Vergewaltiger war, wird uns hier etwa als liebender Familienvater vorgeführt, und das Happy End läßt „Herc“, wie er genannt wird, mit seiner Freundin Megara glücklich werden, während wir doch in der Schule gelernt haben, daß er wahnsinnig wurde und Megara sowie alle seine Kinder umbrachte. Aber sowas geht bei Disney nun wirklich nicht..“(Christopher Tookey) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Passage (Del), Wall & Ziegelhofkinos (Ol)

Die Hochzeit meines besten Freundes USA 1997, R: P.J. Hogan, D: Julia Roberts, Dermont Mulroney, Cameron Diaz, Rupert Everett

„Dies ist ein äußerst komischer Film, der von vielen Kritikern in den USA und England völlig falsch verstanden wurde. Wie die meisten meiner Kollegen habe auch ich mich in den letzten Jahren über Julia Roberts mokiert, aber hier gibt sie ein brilliante Leistung als komische Schauspielerin. Dies ist eine „screwball comedy“, und bei den Versuchen, auf fürchterlichen und irrsinnigen Umwegen ihre große Liebe zu erobern, stellt sich Julia Roberts auch nicht absurder an als Cary Grant in „His Girl Friday“auf der Jagd nach Rossalind Russel. Es scheint nur viele zu stören, daß diesmal ausnahmsweise mal die Frau die aktive Rolle spielt. Ein anderer Grund für die Mißverständnisse ist, daß der Film wie eine konventionelle Komödie beginnt, aber am Ende in eine ganz andere Richtung läuft. Aber man merkt schnell, daß Julia Roberts mit ihrem schwulen Freund Rupert Everett viel mehr Spaß hat als in einer Ehe mit einem Bettvorleger wie Dermot Mulroney. Das Publikum kommt viel schneller dahinter als einige meiner Kollegen, und so mäkeln sie an dem unorthodoxen Happy-end herum.“(Christopher Tookey) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Lichtspielhaus (Del)

J

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

K

Kiss me, Guido USA 1997, R: Tony Vitale, D: Alison Folland, Tara Subkoff, Pat Briggs

„Vielleicht hätte Pizzabäcker Frankie sich neben Pacino- und De-Niro-Filmen auch mal Barbet Schroeders „Single White Female“ansehen sollen. Dann wüßte er nämlich, daß die Abkürzung „GWM“nicht „Guy with Money“sondern „Gay White Male“heißt. So aber landet Italomacho Frankie in einer Schwulen-WG. Klischees sind dazu da, sich darüber lustig zu machen. Klappt hier ganz gut!“(TV-Spielfilm) Filmstudio

Der kleine Maulwurf und seine Freunde Deutschland 1996, R: Z. Miller

Zeichentrick-Geschichten mit dem kleinen Maulwurf. Wie der Maulwurf zum Filmstar wirdUFA-Palast

Die Knickerbocker-Bande Österreich 1996, R: Maijan D. Vaida

Eine österreichische Version der „Fünf Freunde“-Abenteuer: die Bande der Knickerbocker trifft sich als Mutprobe nachts auf dem Friedhof und findet dort eine vermummte Gestalt sowie eine Gruft, aus der eine unheimliche Stimme spricht. Atlantis

Kolya Tschechien/Großbritannien 1996, R: Jan Sverak, D: Zdenek Sverak, Andrej Chalimon

„Der wegen politicher Mißliebigkeit kaltgestellte Prager Cellist Frantisek läßt sich auf eine Scheinehe mit einer Russin ein. Als seine Gattin in die BRD rübermacht, hat der Kinderhasser und notorische Casanova plötzlich ihren fünfjährigen Sohn Kolya am Hals. Die Tränendrüsen werden nicht strapaziert, dennoch trifft der Film mitten ins Herz. Ohne billige Effekte und mit viel Humor. Ein echtes Juwel.“(Cinema) Gondel, Muwi (Ol)

L

L.A. Confidential USA 1997, R: Curtis Hanson, D: Guy Pears, Russell Crowe, Kevin Spacey, Kim Basinger

„Vielleicht sollten wir über diesen Film reden, indem wir über andere Filme reden. Erinnern wir uns an die Unübersichtlichkeit und den Fatalismus der besseren Chandler- und Hammett-Adaptionen, an die bittere Lakonie und erzählerische Ökonomie von Siegels „Dirty Harry“. Auch an die fiebrig neurotischen späten Films noirs wie Aldrichs „Kiss Me Deadly“sollte man denken, außerdem natürlich an die kühle Melancholie von Polanskis „Chinatown“. Eine Flut solcher Bilder und Erinnerungen löst „L-A. Confidential“aus, aber nichts davon wird durch Zitate, Anspielungen oder direkte Bezüge evoziert, nirgendwo wird geklaut oder kopiert. Regisseur Curtis Hanson plündert die Traditionen nicht, er setzt sie fort. Wahrscheinlich kommen einem angesichts von „L.A. Confidential“auch so viel andere, ältere Filme in den Sinn, weil diese James-Ellroy-Verfilmung all jene Qualitäten aufweist, die sich die heutigen amerikanischen Studioproduktionen mit ihren schlichten Formeln und simplen Konzepten nicht mehr leisten zu können glauben: sie wagt eine ungeheure Komplexität, läßt Raum für Widersprüche und Irritationen und nimmt sich viel Zeit für die Schilderung von durchweg ambivalenten Figuren. Wenn nicht alles so modern und zeitgemäß aussähe, würde man sagen: ein wunderbar altmodischer Film.“(epd-film) UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

M

Men in black USA 1997, R: Barry Sonnenfeld, D: Tommy Lee Jones, Will Smith, Linda Fiorentino

„M.I.B. ist ein unprätentiöser Film, der im Kleinen Größe zeigt – also das genaue Gegenteil von Luc Bessons Das fünfte Element. Er läßt dem Zuschauer Zeit, die Vielfalt der Aliens zu bestaunen. In schönster B-Film-Tradition kommt M.I.B. gleich in der ersten Szene zur Sache, wenn die Grenzpolizei in New Mexico einen LKW anhält, voll mit illegalen Einwanderern – „illegal aliens“, wie es doppeldeutig im Englischen heißt, von denen einer tatsächlich ein Außerirdischer ist. Dessen Enttarnung bleibt allerdings zwei plötzlich auftauchenden M.I.B. vorbehalten, die den Grenzverletzer leider erschießen müssen. Da staunen die Grenzpolizisten nicht schlecht, aber nur solange, bis M.I.B.-Agent K. ihr Kurzzeitgedächtnis mit einem Blitz aus seinem Zauberstab löscht. Seit 1962 sind die Aliens unter uns, erfahren wir. Manhattan ist das Tor zu unserer Welt, wo fortwährend intergalaktische Flüchtlinge eintreffen. Daß die Menschheit nichts davon weiß, ist das Verdienst dieser Behörde, die jeden Neuankömmling genau unter die Lupe nimmt, Aufenthaltsbeschränkungen ausspricht und Kriminelle jagt.“(epd) Ufa-Stern

Der Morgen stirbt nie Großbritannien 1997, R: Roger Spottiswoode, D: Pierce Brosnan, Jonathan Pryce, Michelle Yeoh

Der Witz bei den Bond Filmen besteht darin, daß die immer gleichen Zutaten einerseits genau wie in den Vorgängern und dann doch anders, frischer, gewagter serviert werden müssen. Dieser beginnt mit einer Enttäuschung: Es gab noch nie solch einen schlechten Titelsong wie den von Sheryl Crow gewimmerten. Aber dafür sind die Autojagd, die waffentechnischen Spielereien und das Finale, bei dem Bond wieder in letzter Sekunde den Weltkrieg verhindern muß, hier so rasant und pfiffig inszeniert, wie schon lang nicht mehr. Sogar aus der ständigen Produkt-Werbung vom BMW konnte Regisseur Spottiswoode Kapital schlagen, und so fahren sich die Bösewichter in ihrem Mercedes ausgerechnet in ausgestreuten Daimler-Sternen die Reifen kaputt. Pierce Brosnan ist bei seinem zweiten Auftritt als 007 schon fast so ironisch, souverän und sexy wie einst der Ur-Bond Connery, und durch die Idee, aus dem Supergangster einen Medienmogul mit einem Satellitenimperium zu machen, bekommt „Der Morgen stirbt nie“gerade soviel aktuelle Relevanz, daß man fast vergißt, wie anachronistisch die Filmserie eigentlich ist. Da ein großer Teil des Films in Hamburg spielt, bekommt man in der Originalfassung als Bonus auch noch einen in fürchterlichem Deutsch radebrechenden Bond zu hören. (hip)

Europa, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Muriel's Wedding Australien 1993, R: P.J. Hogan, D: Toni Colette, Bill Hunter / Originalfassung mit Untertiteln

„Muriel's Wedding hat diesen australischen Jungmädchentouch, stellt also eines von diesen Mädchen vor, die so verwirrt sind wie Jane Campions „Sweetie“. Bei der Hochzeit einer Nachbarin fängt ausgerechnet sie den Brautkranz, obwohl sie nach einer Verabredung der herumsstehenden Zecken die allerallerletzte wäre, die ihn verdient hat. Das ist unter anderem so, weil ihre Familie so dysfunktional ist, wie sich das für einen australischen Film gehört. Aber nach dem Motto „up from down under“reist sie mit gestohlenem Geld auf eine Ferieninsel. Dort trifft sie nicht nur sämtliche Schnepfen von zu Hause, sondern auch eine ziemlich nette, ebenfalls ausgemusterte junge Dame, die den Schnepfen ein paar Momente des bösen Erwachens verschafft. Vor allem aber ist der Film rhythmisiert von allem, was Abba jemals groß und gut und mächtig gemacht hat, also „Fernando“, „Dancing Queen“und so weiter. Plötzlich wirkt diese Musik so seltsam frisch und tröstlich. Das, in Kombination mit dem blauen Himmel, haut die Menschen um.“(taz) Kino 46

Mutters Courage Deutschland/Großbritannien 1995, R: Michael Verhoeven, D: George Tabori, Pauline Collins

„Wenn dieser Regisseur nur nicht soviel Angst vor Muttes Courage hätte, die die Courage und die Rettung einer einzelnen ist. Ganz alleine steht Pauline Collins als Elsa Tabori 1944 in Budapest auf dem Bahnhof. Und dann läßt Verhoeven sie mit ihrem Judenstern über den heutigen Kurfürstendamm laufen - antifa-vollkompatibel und pädagogisch wertvoll, und den bayrischen Filmpreis hat es auch schon eingebracht.“(taz) Atlantis

Mystery Train USA 1989, R: Jim Jarmusch, D: Masatoshi Nagase, Screaming Jay Hawkins / Originalfassung mit Untertiteln

„Natürlich ist „Mystery Train“ein Kultfilm. Das geht gar nicht anders, wenn einer wie Jim Jarmusch poetisch ist und Rock'n'Roll liebt, Geschichten erzählen kann und Distanz liebt, lakonisch ist und rot liebt, träumen kann und Konstrukte liebt. In drei Episoden schickt Jarmusch seine Menschen, die an keiner Hoffnung tragen, vielleicht auch an gar nichts außer an einem roten Koffer oder einer roten Handtasche oder einer roten Krawatte, durch Memphis. Das Leben ist eine Warteschleife und die Zeit zwischen Kommen und Gehen, Ankommen und Abfahren. Aber Memphis ist eine Kultstätte und mit Rock'n'Roll-Mythen gepflastert. Elvis über alles. Elvis, wo bist du? Da, an der Wand im Hotelzimmer, da hängt er doch. Im kleinen Hotel verpassen sich die Menschen, obwohl sie sich nicht treffen wollten. Vorher laufen sie lange durch deprimierende Straßen, wie kann man nur so lange durch deprimierende Straßen laufen! Vor der Hotelrezeption mit dem schmächtigen schwarzen Hotelpagen und seinem wuchtigen schwarzen Boß - Screaming Jay Hawkins im zinnoberroten Leuchtjacket - sind alle gleich: das Pärchen aus Yokohama, die beiden Frauen mit mannvergangener Vergangenheit, der vergangene Mann und seine whisky-täppischen Spießgesellen.“(taz) Kino 46

N

Nelly & Monsieur Arnaud Frankreich 1995, R: Claude Sautet, D: Emmanuelle Beart, Michel Serraut

„So schön wie die Menschen und so gediegen wie ihre Wohnungen sind auch Claude Sautets Bilder, die Kamera ist ruhig und hoheitsvoll. Alles ist unter Kontrolle in dieser schönen Welt voller Bilder und Bücher. Einziges Vergnügen in der geballten Bildungsbürgerlichkeit ist der Schauspieler Michel Serraut, während Emmanuelle Beart die ganze Zeit aussieht, als wollte sie sich jeden Augenblick die Nägel lackieren.“(tip) Gondel

P

Projekt: Peacemaker USA 1997, R: Mimi Leder, D: George Clooney, Nicole Kidman

„Alle Besorgnis, mit dem Kollaps des Sowjetreichs kämen James Bond & Co. die natürlichsten Feinde abhanden, war müßig. Jetzt erst recht! sagt der Iwan und fletscht, zum Kapitalisten geläutert, als Repräsentant des neuen militärisch-mafiosen Komplexes die Zähne: Gebrauchsfertige Atombömbchen sind sein heißestes Angebot. Eben erst, in dem Actionspektakel „First Strike“, mußte der unverwüstliche Jackie Chan einen Nuklearknaller made in Rußland unschädlich machen, und schon wieder ist, als „Projekt: Peacemaker“, aus dem Ural ein handlicher Sprengkörper wie ein Wanderpokal via Sarajevo unterwegs nach New York, wo ein serbischer Selbstmord-Terrorist mit ihm das Uno-Gebäude wegpusten will. Dem arg vermurksten Drehbuch und der Hektik der Kinoregie-Debütantin Mimi Leder hilft das nicht, und Nicole Kidmans Sensibilität ist ganz und gar verschwendet in einem Thriller, wo letzlich doch nur die Knallfeuerwerker das Sagen haben.“(Der Spiegel) Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast

S

Die Salzmänner von Tibet Deutschland 1997, R: Ulrike Koch

„Wo die Luft fast zu dünn ist zum Atmen, können nur Yaks durchatmen und jene Menschen, die mit der Atemtechnik der Buddhisten vertraut sind. Die Drokpas zum Beispiel, Hirten-Nomaden im nördlichen Tibet, die sich über Generationen an das unwirtliche Klima im Himalaya-Hochland anpassen konnten. Ulrike Koch hat es unternommen, ihre Tradition zu dokumentieren, bevor die moderne Zivilisation dem Nomadenvolk die natürlichen Ressourcen streitig macht. Dabei ging es der Filmemacherin vor allem um die „Salzmänner“, jene auserwählte Schar, die Jahr für Jahr im Frühling zu den Salzseen aufbricht, um dort „weißes Gold“zu schürfen. Wer sich dieser Identität nähern will, muß sich vor allem auf den ungewohnten Rhythmus des Dokumentarfilms einlassen: Achtsam, doch ohne Aufhebens folgt er dem Wind, macht den Zuschauer erst kribbelig, bevor sich dieser der fremden Raum- und Zeitdimension ergibt und die gleichmütige Ruhe genießen kann.“(epd-film) Cinema, Casablanca (Ol)

Santa Clause - Eine schöne Bescherung USA 1995, R: John Pasquin, D: Tim Allen

„Der Weihnachtsmann-Vertrag tritt in Kraft, wenn ein Sterblicher das Outfit des originalen Santa Claus anzieht. Was Solo-Papi Scott tut, als der amtliche Bartträger am Weihnachtsabend vom Dach fällt. Kaum hat er die rote Zipfelmütze übergestülpt, findet er sich auch schon am Nordpol wieder.“(Silke Schütze) Atlantis

Scream – Der Schrei USA 1997, R: Wes Craven, D: Neve Campbell, Skeet Ulrich, Dew Barrymore

„Wes Cravens Horrorfilm ist schon jetzt legendär: für Drew Barrymores kurzen, aber lautstarken Auftritt in der Anfangssequenz, für seinen respektlosen, aber raffinierten Umgang mit dem Genre und dafür, wie er den Zuschauer zum Zuschauer eines Zuschauers im Film macht. Die Zuschauer mögen das. In amerikanischen Kinos sprechen sie bereits ganze Dialogpassagen laut mit.“(Der Spiegel) Filmstudio, UT-Kinocenter

Siddhartha USA 1972, R: Conrad Rooks, D: Shashi Kapoor, Simi Garewal

„Ein glitzernder, spielfilmlanger Werbespot, dessen Ursprung Hesses Roman über den schönen Brahmanen ist, der sich auf die Reise begibt, um nach der Wahrheit zu suchen. Leider ist der Film mit so wenig Imagination gemacht, daß es unmöglich ist, die Bewußtseinsstadien nachzuvollziehen, die unser Star des Bombay-Kinos durchwandelt. Alles wird zu einem weichen, undeutlich symbolischen Spektakel; einer Liebesgeschichte in einer Landschaft, die so kitschig wirkt wie die Illustration auf einer Keksdose.“(Time Out) Atlantis, Casablanca (Ol)

Sieben Jahre in Tibet USA 1997, R: Jean-Jaques Annaud, D: Brad Pitt

„Den Stoff, aus dem die klassischen Monumentalfilme sind, liefert die Autobiographie des österreichischen Bergsteigers Heinrich Harrer: 1943 gelingt ihm die Flucht aus britischer Kriegsgefangenschaft in Nordindien. Er schlägt sich nach Tibet durch. In der für Fremde verbotenen Stadt Lhasa gewinnt er die Freundschaft des jungen Dalai Lama. Während er dem aufgeweckten kleinen „Gottkönig“alles über die Welt jenseits des Himalaya beibringt, färbt die buddhistische Lebens- und Denkweise seiner Gastgeber auf den arroganten Egomanen Harrer ab. Jean-Jaques Annaud läßt den „Mythos Tibet“in prachtvollen Bildern lebendig werden, ohne uns eine süßliche Religionsstunde zuzumuten. Alle Details sind penibel recherchiert, der Dalai Lama selbst stand mit Rat und Tat zur Seite, seine Schwester spielt im Film seine Mutter. Annaud schickte Brad Pitt vor dem Dreh für drei Wochen nch Österreich, nicht nur zum Bergsteigertraining. „Er sollte ein Gefühl dafür bekommen, einen Österreicher zu spielen.“Hat geklappt - selten war der Star so gut wie hier.“(TV-Spielfilm) Schauburg, City, Wall- & Ziegelhofkinos / Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast

Sirga, die Löwin Frankreich 1996, R: Patrick Grandperret, D: Marthuin Sinze, Salif Keita

"Eine Geschichte zwischen Realität und Märchen: Im afrikanischen Busch werden gleichzeitig ein Löwen- und ein Menschenbaby geboren; es dauert nicht lange, und ihre Wege kreuzen sich. Ihre innige Freundschaft beobachten die Dorfbewohner mit großer Selbstverständlichkeit, denn sie leben in einer Art Symbiose mit den Löwen. Wie zufällig fängt die Kamera in sehr authentischen Bildern etwa den Kampf der beiden gegen Elefanten ein. Auch in der ersten Sequenz zwischen Löwen- und Menschenbaby verblüfft das zwanglose, zufällig eingefangene Spiel der beiden. Bilder der afrikanischen Steppe und des dichten Urwaldes, die Lebensgewohnheiten des Stammes, zeigen uns ein fremdes Land und entführen in eine fremde Kultur. Die Kamera ist ganz nah dabei, da ist nichts getrickst oder einstudiert.“(epd-film) Schauburg, City, Casablanca (Ol)

T

Tango Lesson Großbritannien 1997, R: Sally Potter, D: Sally Potter, Pablo Veron

„Eine englische Filmregisseurin und ein argentinischer Tangotänzer verlieben sich und treffen ein Abkommen: Er lehrt sie tanzen, sie macht aus ihm einen Filmstar. Die Erfüllung dieses Abkommens führt zu Differenzen, und die beiden müssen lernen, ihre Rollen als Mann und Frau zu sprengen, damit ihre Liebe Bestand hat. Sally Potters formal ungewöhnlicher, innovativer Film schildert in dichten Metaphern den Prozess einer Auseinandersetzung zwischen zwei Individuen jüdischer Herkunft und reflektiert tiefgründig über Liebe, Tanz, Film und die menschliche Existenz.“(Zoom) Cinema

Tanz der Vampire Großbritannien 1967, R: Roman Polanski, D: Roman Polanski, Sharon Tate, Jack MacGowran

„Kinograuen, schwere Musik, düster Szenarien und alle anderen schauererregenden Versatzstücke des Horrorfilms erwartet man vergebens. Polanski ist offenschichtlich gegen Vampirfilme herkömmlicher Art, und bringt in seinem Film eine Gagfülle, die das Horrorgenre durch den Kakao zieht. Er beherrscht zwar dessen Klaviatur (und verlangt Grundkenntnisse des Vampirismus auch von seinen Zuschauern), spielt sie jedoch auf seine Weise. Er verjuxt und variiert Einzelheiten und verdreht das Genre in seiner Gesamtheit. Wer Spaß an Vampirfilmen hat und ihre Pervertierung zuläßt, dazu Sinn für Absurditäten, für den ist „Tanz der Vampire“geradezu ein Leckerbissen.“(Hahn/Jansen) Atelier

Tomorrow Never Dies Großbritannien 197, R: Roger Spottiswoode, D: Pierce Brosnan, Jonathan Price, Michelle Yeoh

Originalfassung ohne Untertitel des neuen James Bond Films. Kurzkritik siehe bei „Der Morgen stirbt nie“. City

W

Western Frankreich 1997, R: Manuel Poirier, D: Sergi Lopez, Sacha Bourdo

„Manuel Poirier gelang mit „Western“ein anrührendes, verlangsamtes Buddy-Movie: An der bretonischen Küste legen ein katalanischer Vertreter und ein russisch-italienischer Arbeitsloser innerhalb von drei Wochen gerade einmal 15 Kilometer zurück. Die kleinen Affären und die große Liebe der beiden gipfeln immer wieder in hinreißender Komik. Poiriers präziser Blick auf alltägliche Details, bereits gefeiert in kleinen Arbeiten wie „Antonias Freundin“, erobert sich hier erstmals epische Zeitmaße.“(Der Standard) Cinema

Wieder allein zu Haus USA 1997, R: Raja Gosnell, D: Alex D. Linz, Olek Krupa, Rya Kihlstedt

„Nicht mehr der originale Kevin, sondern der Frechdachs Alex ist diesmal allein zu Haus. Und gleich vier Gegner sehen sich seinen ausgefuchsten Attacken mit Murmeln, Spielzeugrobotern und Leim ausgesetzt. Beinahe verspürt man gar Mitleid mit den internationalen Top-Gangstern, die trotz ihrer High-Tech-Ausrüstung noch mehr Verbrennungen und Erfrierungen, Schrammen und Beulen einstecken müssen als ihre Vorgänger.“(tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos

Winterschläfer Deutschland 1997, R: Tom Tykwer, D: Ulrich Matthes, Marie-Lou Sellem, Florianne Daniel

„Von der Unmöglichkeit der Liebe handeln seine Filme, sagt Regisseur Tom Tykwer. Hier sind es gleich fünf Menschen, deren Schicksale er auf eine Weise miteinander verknüpft, die in ihrer geschickten Konstruktion mitunter an Robert Altmans „Short Cuts“erinnert. Krankenschwester Laura, die Übersetzerin Rebecca, Skilehrer Marco, Filmvorführer Rene und der Bauer Theo leben in einer kleinen Stadt in den Bergen. Ein mysteriöser Autounfall bringt das folgenreiche Personenkarussel in Gang. Unterstützt von brillanten Darstellern gelingt Tykwer das Kunststück, intellektuelles europäisches „Kopfkino“mit sinnlicher Emotionalität zu verbinden. Ein kleines Kunstwerk, in ruhigen, eleganten Bildern inszeniert.“(TV-Spielfilm) Atelier