Rotz, Pups, Popel und Co.

■ Verständnisvoller Kumpel: "GEOlino", ein neues Kinderheft, das vor nichts zurückschreckt

Ohrenschmalz ist eine sinnvolle Sache, die bei den Europäern feucht und rötlich-braun ist, bei Asiaten dagegen eher trocken und grau. Diesbezüglich angeekelte Eltern können aufatmen. Damit sie ihrem wißbegierigen Nachwuchs nicht auch noch „Rotz, Pups, Popel & Co.“ erklären müssen, gibt es jetzt GEOlino, das Kinderheft von GEO, das vor nichts zurückschreckt.

Nachdem vor einem Jahr das erste Heft als Sondernummer zum 50. Geburtstag des GEOlino-Partners Unicef erschienen war, ist jetzt die zweite Nummer herausgekommen. Um ein Drittel dünner, will das „Erlebnisheft“ dafür künftig alle Vierteljahre „das neue Bild der Erde“ kindgerecht präsentieren. Und so wie das erwachsene GEO als gebildeter Kumpel mit eindrucksvollen Dias und Anekdoten von seinen Weltreisen daherkommt, so ist GEOlino wie ein großer Bruder mit irre viel Verständnis für seine Geschwister im Grundschulalter. So einer verrät einem auch, daß man Eltern nur lange genug mit Schlumpf-Techno (Vol. 1 + 2) zu terrorisieren braucht, und schon wünschen sie sich regelrecht, daß man auf die verbotenen Partys geht. Oder daß man Masern angeblich auch mit Tuschetupfern vortäuschen kann.

Aufklärerische Artikel über Internet, Aberglaube oder die „erste Liebe“ mit zehn gehören ebenso zum Konzept von GEOlino wie Tiere in allen Lebenslagen (und auf allen Poster- und Postkartenformaten), Rätsel und Suchbilder, Krimis oder eine Anleitung zum Mumifizieren überfahrener Katzen oder toter Ratten. Und damit das „GEO für Kinder“ auch wirklich eines ist, gibt es wie im großen Heft auch die „Grusel“-Geschichte „S.O.S. Titanic“. Allerdings von 40 auf vier Seiten eingedampft. Gehüllt ist das alles in ein Layout, das einem unaufgeräumten Kinderzimmer gleicht, in dem eine Mutter mit dem Staubsauger wütete.

Eine Gefahr für den Familienfrieden ist GEOlino bei allem verschwörerischen Nimbus sicher nicht. Eher erfahren besorgte Eltern, die ja meist auch die 5,80 Mark für das Heft lockermachen müssen, durch mitten ins Editorial rot gedruckte Hinweise, welche Artikel ihre Erziehungsmethoden unterwandern könnten. Pipi Langstrumpf ist da anarchistischer. Aber die arbeitet ja auch nicht für Gruner + Jahr. Ania Mauruschat