Nelson tritt ab, Winnie tritt nicht an

■ Machtwechsel ohne Streit in Südafrikas regierendem ANC: Nelson Mandela gibt den ANC-Vorsitz an Thabo Mbeki ab, seine Ex-Frau Winnie verzichtet in letzter Minute auf die Kandidatur zur Vizepräsidentschaft

Mafikeng (taz) – Im Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) in Südafrika findet der Generationswechsel statt. Thabo Mbeki wurde gestern auf dem 50. Parteitag ohne Gegenkandidaten und daher ohne Abstimmung zum Nachfolger von Nelson Mandela als ANC-Präsident bestimmt. Damit ist Mandelas Rückzug aus der Politik eingeleitet. Südafrikas nächster Präsident wird ab 1999 ebenfalls Thabo Mbeki heißen, da Mandela 1999 nicht mehr für eine zweite Amtszeit zur Verfügung steht.

Spannend bis zuletzt blieb die Besetzung des zweitwichtigsten Amtes im ANC, die Vizepräsidentschaft. Seit Wochen versuchte die Parteiführung, eine Nominierung von Nelson Mandelas Ex-Frau Winnie Madikizela-Mandela zu verhindern. Am Ende stand sie nicht auf der offiziellen Kandidatenliste, doch hat die Basis das Recht, einen Nominierungsvorschlag zu unterbreiten. Bisher war dafür die Unterstützung von 10 Prozent der Delegierten erforderlich. Vorsichtshalber wurden aber gestern noch vor allen Personalentscheidungen die Statuten geändert und das Quorum auf 25 Prozent heraufgesetzt. Mit Winnie Mandela habe das gar nichts zu tun, beteuerte Thabo Mbeki im Vorfeld. Doch die Spannung war greifbar, als eine Delegierte es am Nachmittag doch noch wagte, die umstrittene Winnie zu nominieren.

Winnie Mandela aber bewies einmal mehr, daß sie für Überraschungen gut ist. Ehe es zur formalen Abstimmung kommen konnte, erklärte die 63jährige selbstbewußt lächelnd, nicht zur Verfügung zu stehen. Noch vor zehn Tagen, während einer Anhörung der Wahrheitskommission, hatte sie sich ganz kämpferisch gegeben und ihren Anspruch auf das Amt noch einmal unterstrichen. Ihr plötzlicher Sinneswandel läßt sich nur mit einem Kuhhandel erklären. Lockt in der nächsten Regierung ein attraktives Ministeramt?

Zu Mbekis Stellvertreter hat der Parteitag nun Jacob Zuma gewählt, derzeit Vorsitzender des ANC in der politisch unruhigen Provinz KwaZulu/Natal. Er wird nun wohl auch Vizepräsident in der nächsten Regierung. Zuma ist ein loyaler Parteisoldat und zudem Zulu, was innenpolitisch von zentraler Bedeutung sein könnte. Kurz vor dem Parteitag hatte Mandela eine Vereinigung des ANC mit der Zulu- Partei Inkatha vorgeschlagen. Kordula Doerfler

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