Der Elch schafft auch Miniwagen Smart

■ Daimler-Benz muß nun auch die Produktion seines zweiten Kleinwagens verschieben, nachdem der Smart wie die A-Klasse beim Elchtest umkippte. Obwohl schon 45.000 Autos vorbestellt sind, hat der Konzern

Stuttgart (rtr/dpa/AFP/taz) – Daimler-Benz erleidet bei seinem Einstieg ins Kleinwagensegment einen zweiten Rückschlag. Zwar blieb der Zweisitzer Smart auf seinen vier Rädern stehen, als Kanzler Helmut Kohl sich im September hinters Steuer quetschte. Doch bei rasanter Fahrt kippte die nur 2,50 Meter lange Blechkiste auf die Seite, wie der Konzern mit dem Stern gestern einräumen mußte. Der Produktionsstart wurde von März auf Oktober 1998 verschoben. Die dadurch entstehenden Verluste werden auf 300 Millionen Mark geschätzt.

Das „Swatch-Mobil“ Smart galt bisher als europäisches Vorzeigeprojekt. Der Hersteller Micro Compact Car AG, an dem die Daimler-Benz AG eine Mehrheit von 81 Prozent hält, sitzt im schweizerischen Biel. Das Auto läuft seit Ende Oktober im französischen Hambach vom Band. In nur 4,5 Stunden ist ein Smart zusammengebaut – wenn alles planmäßig läuft. Zulieferer bringen komplette Bauteilmodule wie Karosserie oder Cockpit direkt an das Fließband. Aber auch an der Produktionsstraße gibt es offenbar Probleme. Bis zum Jahr 2004 sollten nach bisherigen Plänen eine Million Fahrzeuge verkauft sein. In Hambach wurden 830 Millionen Mark investiert. 17 Prozent waren davon öffentliche Subventionen.

Der Daimler-Benz-Konzern hatte den Zweisitzer bisher als ein einzigartiges Auto dargestellt. Der Wagen gebe „neue Antworten auf Bedürfnisse urbaner Mobilität“, hatte Konzernchef Jürgen Schrempp Ende Oktober bei der offiziellen Werkseröffnung gesagt. Der Uhrenhersteller und Erfinder des Smart, Nicolas Hayek, der die restlichen 19 Prozent des Betriebs hält, hatte hinzugefügt: „Man muß auch das Risiko eingehen und zur Tat schreiten wollen.“

Das Auto wurde in nur zwei Jahren zur Serienreife entwickelt. Das Werk in Hambach soll vom Jahr 2000 an eine Höchstkapazität von 200.000 Fahrzeugen jährlich erreichen und rund 2.000 Menschen beschäftigen, davon 800 bei dem Hersteller selbst und 1.200 bei den auf dem Areal angesiedelten Zulieferern. Im November hatten Daimler-Angaben über 150.000 Menschen bereits ihr Interesse an dem Mini-Auto bekundet. 45.000 Vorbestellungen sollen vorliegen, obwohl der Verkauf noch nicht begonnen hat. Nach bisherigen Plänen soll das Auto zwischen 16.000 und 20.000 Mark kosten. Die Bilanz von Daimler werde durch die Panne aber nicht belastet, versicherte gestern ein Konzernsprecher. Erfreuliche Entwicklung in anderen Geschäftsfeldern würden die Verluste ausgleichen. aje Kommentar Seite 12