■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Kalif-Kursiv aus aller WELT

Zuerst war es nur ein leises Schnarren. Dann hatte es Ähnlichkeit mit einem absterbenden Rasenmäher-Motor. Und schließlich wurde klar: Da schnarcht wer! So geschehen im Schütting bei einem Vortrag des WELT-Chefredakteurs Thomas Löffelholz vor der bremischen Kaufmannschaft.

Das kann schon mal vorkommen, daß jemand bei einem kreuzlangweiligen Vortrag einschläft, sagen Sie jetzt? Natürlich! Ist manchmal sogar das einzige Mittel, um diverse RednerInnen zu ertragen. Pikant wird die Sache nur, wenn der Vortragende WELT-Chef ist und der Schnarcher Bruno Waltert heißt. Der gute Mann ist nämlich „journalistischer Berater des Springer-Vorstandes im Rang eines Chefredakteurs“, und soll sich derzeit darum kümmern, daß der Bremer WELT-Lokalteil in die Pötte kommt. Das tat er dann auch – nachdem er ausgeschlafen hatte. Wie Waltert, der wegen stilistischer Vorlieben auch Kalif Kursiv genannt wird, den Artikel jedoch geschrieben hat, ist nicht überliefert. Offenbar hat er im Tiefschlaf übersinnliche Fähigkeiten.

Außerdem muß man auf Biegen und Brechen einen guten Eindruck machen. Denn ein WELT-Herausgeber Löffelholz kommt nicht umsonst an die Weser. Ein Löffelholz kommt nach Bremen, um dem WESER-KURIER Anzeigen madig zu machen. Ich halte euch schlaue Vorträge und ihr schaltet Werbung in der Bremer WELT – so läuft der Handschlag-Deal, wissen gut informierte Kreise.

Im Moment macht das rechte Herzensblatt von Axel Springer Miese von mehr als 50 Millionen Mark jährlich. Das soll nicht so bleiben. Die neue Springer-Regionalisierungs-Kaufmannschafts-Strategie soll jetzt offenbar mit Millionenaufwand umgesetzt werden. Ab Mai gibt es angeblich täglich vier bis sechs Bremer WELT-Seiten mit zehn bis zwölf RedakteurInnen. Die „Wirtschaftsecke konservativ rechts vom WESER-KURIER“soll besetzt werden. Dafür wird schon mal akquiriert. Und wer soll denn schon die neue WELT lesen, wenn nicht die Bremer Kaufmannschaft?

Ein Problemchen könnte dem Vernehmen nach das ganze Vorhaben aber noch bremsen. Zur Zeit wird ermittelt, welcher WELT-Absatz bei täglichem Lokalteil in Bremen möglich ist. Fällt diese Analyse vernichtend negativ aus, schlingert die WELT ohne Bremen-Teil durch die rauhe Medien-See. Dann sollte sich die taz-Chefredaktion mal bei der Bremer Kaufmannschaft zu Vorträgen einladen, findet Ihre Rosi Roland.