... aber der Catering-Service war spitze

■ Bronzemedaille für Bremens Youngsters: „Missing Link“kam, siegte und erzählt davon

Erst ein Musiker von Missing Link hat die Freier-Leben-dead-line von 20 Jahren überschritten. Und trotzdem hat das Musikbusiness das Ächzen und Schaben seines Getriebes den fünf Funk-Rock-Grunge-Bluesern bereits ins Ohr gepustet. Wo anders als im schönen Bonn! Beim Bundesrockfestival konnte die Gruppe – und ihr Safe – erste Einblicke nehmen, wie in der lauten Kunst Geben und Nehmen ineinandergreifen. Diesmal übrigens mit äußerst angenehmem Ergebnis: Als dritter Sieger freut sich Missing link auf 30.000 Mark für die nächste CD-Produktion. Es ist die zweite in der Bandhistorie.

Der Wettbewerb war integriert in die Bonner „Pop- und Rockkulturmesse“, die kleine Schwester der PopKomm. Die Messe lockt Bands mit der Möglichkeit lukrativer Kontakte. Immerhin 250 reisten von weither an, um popelige zehn Minuten spielen zu dürfen. Pures Lottoglück, wenn es gerade einen schwergewichtigen Talentscout von EMI, Sony oder BMG an ihnen vorbeitrieb. Dafür zu löhnen waren 90 Mark Bandeintritt. Circa 70 Bands leisteten sich ein schönes Tischchen – von manchen genannt: Messestand – für das Präsentieren ihrer Soundkonserven. Kostenpunkt 115 Mark.

„Geldschneiderei“, schimpft Schlagzeuger Till, besinnt sich – mit relativierenden Folgen: „Nicht, daß es da nur ums Abzocken geht. Aber wenn die Sieger eines Landesrockpreises 115 Mark zahlen müssen, dann nenne ich das unglücklich.“Unglücklich erschien ihm auch die Durchführung des Wettbewerbs. Jede Band hatte eine runde Viertelstunde Zeit zur Selbstdarstellung – wohlgemerkt inklusive Aufbau. So konnte man 17 Bands, von denen 16 kleinere Wettbewerbe in den Bundesländern gewonnen hatten, an einem langen Abend durchschleusen. Kurz nach Mitternacht war alles vorbei. Da vermittelt man den deutschen Nachwuchsbands doch gleich mal ihren Stellenwert: Fördern will man sie, die verdiente Nachtruhe aber soll es nicht kosten. Erwachsene sind eben vernünftig und rationell. „Der Catering Service aber war echt gut!“– obwohl es nur alkoholfreies Bier gab. Der Deutsche Rockmusiker Verband will schließlich Erfolg züchten, und keine Drogenleichen.

Lampenfieber hatten die Missing Links nicht. „Um sieben Uhr blitzte es schon auf, um acht Uhr, als unser Auftritt begann, war es vorbei. Obwohl wir zu den Jüngsten zählten, war da schon abzusehen, daß wir uns vor unseren Konkurrenten nicht würden verstecken müssen.“Kein Wunder. Schließlich nehmen alle Bandmitglieder seit langem professionellen Instrumental- und Gesangsunterricht.

Die Jury war ein echter Zwölferrat. „Ich kannte niemanden. Aber es werden wohl recht furchtbar wichtige Leute gewesen sein. Die A & R-Manager von EMI und BMG waren jedenfalls dabei.“???? „Das heißt Artist- & Repertoire-Manager.“Innerhalb der langen Kriterienliste der Jury gibt es die Parameter „Innovation“und „Eingängigkeit“– obwohl es Menschen geben soll, die beide Dinge für absolut unvereinbar halten.

Missing Link ist das schöne Produkt von Durchsetztungswillen und Zufall. Der alte Würfelbruder führte Menschen zusammen, die in völlig unterschiedlichen musikalischen Welten existieren. Der eine steht auf Hardrock, der andere auf Blues usw. „Und jeder will seinen Einfluß geltend machen.“So ist jedes Stück ein wahrer melting pot.

Der Erfolg zeigt erste Auswirkungen, zum Beispiel nachteilige für Tills Kopf. „Meine Mitmusiker glauben an den großen Erfolg. Ich bin eher skeptisch. Und wenn ich das hier sage, sind sie mir sicher böse und ich kriege eine auf den Deckel.“Trotzdem beschloß man aufgrund des Sieges, in der näheren Umgebung zu studieren, um zusammenbleiben zu können. Drei der Musiker wollen im Business verweilen, allerdings auf solider Basis. Till plant eine Ausbildung als Jazzschlagzeuger, ein anderer favorisiert ein Lehramtsstudium, ein dritter eine Gitarrenakademie in Köln oder London. Nur Felix wird wohl Jurist werden. „Zusammenbleiben wollen die fünf Stadtmusikanten „am Besten bis ans Ende der Welt – zumindest im Moment; aber das kann bekanntlich in drei Monaten ganz anders ausschauen“.

Vor allem aber kommt Missing Link zum ersten Mal in den Genuß uneingeforderter Aufmerksamkeit. „Früher mußten wir 20 Zeitungen anrufen, damit in einer von ihnen eine Konzertankündigung erschien.“Jetzt waren sie in Buten & Binnen. Da spielten die Links zum ersten Mal Play Back. Aber dürfen wir das verraten. „Brauchst du nicht verraten? Das sieht sowieso jedes Kind.“Außerdem durften sie vor laufender Kamera eine Straße entlangmarschieren und so tun, als gingen sie gerade zum Proben. Echtes Profi-Leben eben. B.Kern

Am Samstag spielen die Links ab 20 h im Moments. Ihre CD ist in jedem Schallplattenladen zu haben.