Hanfparade II: Rauchzeichen aus Berlin

Im Hanfmuseum fand die erste Mitgliedervollversammlung des Bündnisses Hanfparade statt: 1998 soll das Event ein „bißchen professioneller“ organisiert werden. Die Veranstalter rechnen mit mindestens 130.000 Mark Kosten und suchen noch Sponsoren
■ Von Volker Wartmann

Kaum ist die erste Hanfparade '97 vorbei, beginnen schon die Vorbereitungen für die nächste Hanfparade im Jahr 1998. Am 11. Oktober fand die erste Mitgliedervollversammlung des Bündnisses Hanfparade e.V. statt. Von zehn Uhr morgens bis acht Uhr abends tagten rund 30 der insgesamt 75 eingetragen Mitglieder und Fördermitglieder des Vereins im Kellercafé des Hanfmuseums. Anwesend waren nicht nur die Berliner, sondern auch Mitglieder aus dem gesamten Bundesgebiet. „Und auch nach acht Uhr wurde von einem Großteil der Anwesenden weiter kreativ und inspiriert diskutiert“, sagt Dirk Dumke, einer der Initiatoren der Hanfparade '97. Selbstverständlich sei „ab und zu einmal ein Tütchen rumgegangen“, aber trotzdem die ganze Zeit engagiert und konstruktiv gearbeitet worden. „Dope macht halt nicht nur lasch, sondern auch agil.“ Nachdem der alte Vorstand seinen Rechenschaftsbericht abgelegt hatte, wurde ein neues siebenköpfiges Vorstandsgremium gewählt, das die Hauptverantwortung der Organisation der Hanfparade im nächsten Jahr trägt.

Der Rückblick auf die Hanfparade '97 fiel teilweise kritisch aus. Trotz anfänglicher Euphorie bei einer Vielzahl hanfbegeisterter Aktivisten war in den letzten Monaten vor der Veranstaltung die Hauptlast der Vorbereitungen hauptsächlich an nur noch vier Leuten hängengeblieben. Sämtliche im Vorfeld gebildeten sieben Arbeitsgruppen waren mit der Zeit zerfallen. „Etwa ab Mai war die Vorbereitung der Hanfparade ein Full-time-Job“, so Dumke, einer der vier „Übriggebliebenen“. Auch die Veranstaltung am 23. August selbst verlief nicht immer wunschgemäß. „Im Backstagebereich wurde einiges geklaut. Wir hatten nicht immer alles unter Kontrolle, weil wir nur 15 Ordner hatten“, so Dumke. „Das soll im nächsten Jahr besser werden. Wir hoffen, dann 50 bis 100 freiwillige Ordner und Helfer zur Verfügung zu haben.“ Zur Zeit belasten den Verein noch rund 15.000 Mark Schulden von der diesjährigen Veranstaltung, erläutert Vorstandsmitglied Martin Müncheberg, zuständig für die Pressearbeit des Vereins. Diese Schulden sollen aber in den nächsten Monaten abgebaut werden. So soll Anfang nächsten Jahres eine CD auf den Markt kommen, auf der alle 15 Bands, die dieses Jahr umsonst auf der Hanfparade gespielt haben, zu hören sein werden. Ein kleiner Teil des Erlöses jeder verkauften Platte soll dem Bündnis Hanfparade e.V. als Spende zugute kommen.

Eine der wesentlichen Tätigkeiten des Bündnisses wird auch im nächsten Jahr darin bestehen, genug Sponsoren, Unterstützer und Spender zur Kostendeckung der Hanfparade zu finden. „Wir rechnen für die Hanfparade '98 mit mindestens 130.000 Mark Kosten. Aber nach dem großen Erfolg in diesem Jahr sind wir optimistisch, daß wir die notwendigen Mittel zusammenbekommen“, sagt Dumke. „Die Sponsoren, die dieses Jahr schon dabei waren, haben bereits für das nächste Jahr schon wieder Interesse signalisiert.“ Auch an Sachspenden hat der Verein nach Angaben Dumkes „großes Interesse“. „Wir können noch gut Kopierer, Faxe, Handys, Walkie-talkies und Büromaterial gebrauchen. Optimal wäre zudem ein eigenes Büro für die Vorbereitungs- und Koordinationsarbeiten.“

Waren die Organisatoren der diesjährigen Hanfparade getrieben von „abenteuerlichem Idealismus“, soll nächstes Jahr alles ein „bißchen professioneller“ werden, so Dumke. Geplant ist wieder ein Demonstrationszug mit bunten Paradewagen, ein großes Kulturprogramm und ein „Markt der Möglichkeiten“. Das exakte Veranstaltungsdatum und die genaue Demoroute für die Hanfparade '98 stehen noch nicht fest. „Wieder irgendwann Ende August“ soll die Veranstaltung nach Angaben Münchebergs über die Bühne gehen, die dieses Jahr selbst von einem Polizeisprecher als „wunderbares Happening“ bezeichnet wurde. „Wir haben inzwischen erste weitreichende internationale Kontakte geknüpft“, erläutert Müncheberg. „Im Januar fällt dann der offizielle Startschuß für die Mobilisierungskampagne.“

„Nach dem gelungenen Anfang in diesem Jahr soll die Legalisierungsoffensive nächstes Jahr weiter forciert werden“, so Dumke. „Offiziell wird von vier bis fünf Millionen Hanfliebhabern gesprochen, doch es sind weitaus mehr. Sie sollten im Wahljahr 1998 auf die Straße gehen, um die Bevölkerung über die politischen Zusammenhänge des Hanfverbots zu informieren und nachhaltig als Sprachrohr im Legalisierungsprozeß zu dienen.“ Weitere Forderungen des Bündnisses Hanfparade: „Finanzielle Unterstützung für Hanfexistenzgründer im landwirtschaftlichen und gewerblichen Bereich; Bereitstellung großzügiger finanzieller Mittel für die Ausbildung in hanfspezifischen Berufen.“ Zudem gehöre das Thema Hanf „in die allgemeine schulische Ausbildung“. Auch nächstes Jahr gilt wieder das Motto: „Mit Hanf in die Zukunft – Legalisierung jetzt! Für Hanf als Rohstoff, Medizin und Genußmittel!“

Zumindest innerhalb der Hanfszene sind die Verdienste des Bündnisses Hanfparade e.V. bereits gewürdigt worden. Auf der diesjährigen 2. Internationalen Cannabusiness, der nach Veranstalterangaben „weltgrößten Leistungsschau des Hanfmarktes“ in Castrop-Rauxel, bekamen die Initiatoren für die Ausrichtung der Hanfparade den „Hanf!“-Preis in der Sparte „Initiativen“ überreicht.

Kontakt: Büro Hanfparade '98, Krossener Straße 23, 10245 Berlin, Tel. (030) 29492190, Fax: (030) 29492191; Bankverbindung: Hanfparade, Kto.-Nr.: 23013380, BLZ: 10090000, Volksbank Berlin