Kein Ausgang für Ozeanriesen

Erörterungstermin zeigt: Das für die Papenburger Meyer-Werft geplante Ems-Sperrwerk ist nicht tief genug. Umweltverbände sehen gute Chancen für eine Klage  ■ Aus Hannover Jürgen Voges

Immer mehr als „wahltaktisches Projekt“ erscheint den Umweltverbänden BUND, Naturschutzbund und WWF das östlich von Emden geplante Sperrwerk an der Ems. Damit will Niedersachsen die Ausfahrt der Schiffe der Papenburger Meyer-Werft erleichtern. Durch das bei Gandersum geplante Sperrwerk soll die Ems bei Bedarf so aufgestaut werden können, daß selbst Schiffe mit Tiefgang von achteinhalb Metern die Werft im Binnenland in Richtung Nordsee verlassen können.

Doch auf einem Erörterungstermin in Emden zeigte sich jetzt: Für Ozeanriesen mit diesem Tiefgang wäre am Sperrwerk Ende. Zwischen Sperrwerk und Dollart ist die Ems für solche Schiffe einfach nicht tief genug.

Seit Montag werden im Emden die Bedenken von 600 Einwendern gegen den rund 500 Millionen Mark teuren Sperrwerksbau erörtert. Gestern sollte die Erörterung eigentlich abgeschlossen werden. Doch gestern mittag stritt man immer noch über den dritten von insgesamt 16 zu erörternden Punkten. Die Erörterung muß also im kommenden Jahr fortgesetzt werden.

Die Umweltverbände sehen allerdings schon jetzt überraschend gute Chancen für eine Klage gegen den Planfeststellungsbeschluß, mit dem das bei Gandersum geplante Sperrwerk genehmigt werden soll. „Das Sperrwerk ist unter großem Zeitdruck geplant worden“, sagte für die drei Umweltverbände gestern Holger Wesemüller. Doch jetzt räche sich die Hektik, die die niedersächsische Staatskanzlei und die Bezirksregierung Weser- Ems entfaltet hätten, nachdem Gerhard Schröder der Meyer- Werft den Bau zugesagt habe.

Nach Angaben von Wesemüller haben sich in den ersten fünf Tagen der Erörterung die ausgelegten Planunterlagen immer wieder als unvollständig erwiesen. Vor allem habe die Genehmigungsbehörde schlicht übersehen, daß auch nach einem Sperrwerksbau ein Teilstück noch weiter ausgebaggert werden müsse.

Auf sieben Meter dreißig ist die Ems bisher vertieft worden, um den Meyer-Schiffen den Weg zum Meer zu bahnen. Diese Tiefe gilt auch für die letzten Kilometer vor dem Dollart, die zwischen dem Sperrwerk-Standort Gandersum und Emden liegen. Auf diesen Umstand hatte selbst die Wasser- und Schiffahrtsdirektion Aurich schon im vergangenen Sommer hingewiesen.

Um tatsächlich mit Hilfe des Sperrwerks noch größeren Meyer- Schiffen die Ausfahrt zu ermöglichen, müßte auf diesem Ems-Abschnitt nun auf eine Tiefe von acht Meter fünfzig gebaggert werden. In den Augen der Umweltverbände aber hätte diese neuerliche Emsvertiefung aus planungsrechtlichen Gründen unbedingt im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens für den Sperrwerksbau behandelt werden müssen. Es sei schließlich gerade der Sinn eines Planfeststellungsverfahrens, alle für ein Vorhaben notwendigen Einzelgenehmigungen in einem Verfahren zu konzentrieren, sagte gestern dazu eine Sprecherin der Umweltverbände.

Da als Zweck des Emssperrwerks neben dem Küstenschutz ausdrücklich die Überführung von Schiffen mit einem Tiefgang bis zu acht Meter fünfzig angegeben wird, gehöre auch die erforderliche weitere Emsvertiefung eigentlich in das Planfeststellungsverfahren, so die Sprecherin.