KP und der Kapitalismus

■ Zum Tod des Künstlers und Hochschuldozenten KP Brehmer

Der Hamburger Künstler KP Brehmer ist tot. Der in Berlin geborene Maler, dessen Hauptthema die aufklärerische und poetische Anverwandlung von öffentlichen Verbildlichungen wie Briefmarken, Schaubildern, statistischen Diagrammen und physikalischen Darstellungsformen war, erlag letzte Woche 59jährig einem Schlaganfall.

Seine Bilder stellen eine besondere Variante des „kapitalistischen Realismus“dar, mit dem Kollegen wie Sigmar Polke oder Wolf Vostell seit den Sechzigern kritisch die Gesellschaft befragten. 1970 ändert KP Brehmer in seiner „Korrektur der Nationalfarben“die Proportionen von Schwarz, Rot und Gold in der deutschen Flagge gemäß den Verhältnissen der Vermögensverteilung. Das paßte hervorragend auf die Bildwirklichkeiten befragende documenta 5 und hat bis heute keine Aktualität verloren.

Seit 1971 war Brehmer Professor an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Mit dem Vornamenkürzel KP diente Klaus-Peter Brehmer über die Jahrzehnte als kritische Instanz. Als Fachbereichssprecher der freien Kunst wußte KP die so oft widerstreitenden Interessen innerhalb der Hochschule auszugleichen und beförderte aktiv den Austausch mit der „Zhejiang Academy of Fine Arts“in Hangzhou in China und mit der deutsch- brasilianischen Modellstiftung „Centro Cultural Dannemann“.

In einer neueren Werkgruppe befaßte KP Brehmer sich mit dem menschlichen Körper, allerdings in der analytischen Verfremdung durch die Falschfarbentechnik der Wärmefotografie. Dabei entstanden auch Selbstporträts, die die Gehirnaktivitäten darstellten. Daß die medizinische Alltagswelt, aus der diese Kunst gewonnen wurde, so schnell und endgültig gegen den Künstler zurückschlagen würde, konnte niemand ahnen. Hajo Schiff