Fixen im Knast

■ Justizsenatorin tritt für Spritzentausch im geschlossenen Strafvollzug ein

Hamburgs Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD) will einen Spritzentausch für heroinabhängige Strafgefangene auch im geschlossenen Vollzug umsetzen. „Das ist Gesundheitsvorsorge für die Gefangenen und für die Bevölkerung“, sagte Peschel-Gutzeit am Wochenende. Bisher gibt es den Spritzentausch in Hamburg nur im offenen Vollzug, und zwar als Modellversuch im Gefängnis Vierlande.

Im Rahmen des Versuchs können abhängige Gefangene an sechs Automaten altes Spritzbesteck gegen neues austauschen. „Die Gefangenen kommen irgendwann wieder in Freiheit und sind dann möglicherweise Multiplikatoren für große Gefahren wie HIV oder Hepatitis“, erläuterte Peschel-Gutzeit. Nach Statistiken waren Ende 1995 mehr als 480 der rund 3.000 Hamburger Häftlinge an Hepatitis C erkrankt, 31 waren aidskrank. Nach Schätzungen der Justizbehörde sind etwa 1.000 Strafgefangene in Hamburg von harten Drogen abhängig.

Begleitet wird der Versuch von Wissenschaftlern der Hamburger Rechtsmedizin und des Kriminologischen Institutes in Hannover. Diese sollen bis zum Sommer einen Bericht erstellen. „Ich will diesem Abschlußbericht nicht vorgreifen“, meinte Peschel-Gutzeit. Doch werde der Spritzentausch auch in geschlossenen Anstalten in Hamburg kommen. „Davon bin ich fest überzeugt. Ich trete natürlich dafür an, das Programm auszuweiten.“

Auch in Berlin, wo Peschel-Gutzeit bis zu ihrem Wechsel im November Justizsenatorin einer großen Koalition von CDU und SPD war, werde dies auf ihr Betreiben mit Beginn des Jahres in einer geschlossenen Frauen- und einer Männerhaftanstalt umgesetzt. In Hamburg will Peschel-Gutzeit das Projekt zunächst in einer kleinen geschlossenen Anstalt starten. „Es weiß noch niemand, wie es sich im geschlossenen Männervollzug einer Güte wie Santa Fu auswirken wird“, sagte die Senatorin. „Immer noch besteht die Furcht der Bediensteten, daß diese Spritzen als Waffen benutzt werden.“Dies sei verständlich, „wir müssen unsere Bediensteten natürlich schützen“. Deshalb sei es wichtig, in kleineren Anstalten anzufangen. lno