Bank zu Weihnachten

■ Deutsche Bank will angeblich Commerzbank kaufen. Für Geschäft unsinnig

Berlin (taz) – Reif für eine Übernahme ist die Commerzbank allemal. Nur wer die derzeit noch viertgrößte deutsche Bank kaufen wird, konnten die Analysten und Broker in den vergangenen Monaten trotz diverser Gerüchte nicht klären. Am Freitag beflügelte sie eine neue Spekulation: Die Deutsche Bank selbst wolle die Commerzbank übernehmen. Am 23. Dezember wolle Deutschlands mächtigste Bank 90 Mark für eine Commerzbank-Aktie bieten. Das Papier der Commerzbank fand daraufhin reißenden Absatz. Gegen den Trend der ansonsten fallenden Börsenkurse schoß die Commerzbank um 3,30 Mark auf 74,80 Mark nach oben.

Strategisch sinnvoll wäre eine Übernahme für die Deutsche Bank nicht. Denn die Commerzbank bietet nichts, was die Deutsche Bank nicht schon hätte. Beide verfügen über ein dichtes und zu großes Filialnetz in Deutschland. Im Gegensatz zur Deutschen und der Dresdner Bank hat die Commerzbank bislang keine eigene Tochter im lukrativen Investmentgeschäft. Selbst wenn die Commerzbank etliche Niederlassungen in aller Welt unterhält, kann sie doch nicht als internationale Bank bezeichnet werden. Die Deutsche Bank würde mit der Commerzbank ihren Marktanteil nur im Inland um wenige Prozente stärken. Nach der Megafusion der Schweizer Bankgesellschaft und des Schweizer Bankvereins Anfang Dezember muß die Deutsche Bank hingegen um ihren internationalen Rang kämpfen. Die Schweizer sind nun die größte Bank Europas und die zweitgrößte der Welt. Das wurmt Rolf Breuer, Vorstandschef der Deutschen Bank. Ihn treiben daher andere Pläne um. Wie am Freitag ebenfalls bekanntwurde, interessiert er sich für die US-amerikanische LGT Asset Management. Für schätzungsweise 1 Milliarde Dollar ist das Unternehmen, das in dem lukrativen Markt der Vermögensverwaltung aktiv ist, zu haben. Weltweit wird jeder zweite Dollar in Kapitalanlagen in den USA investiert.

Mit zu den Bietern für die US- Gellschaft gehört auch die zweitgrößte Schweizer Bank, die Crédit Suisse. Gerüchteweise interessiert sich Breuer für eben diese Bank. Könnte er die Schweizer übernehmen, hätte die Deutsche Bank ihren weltweiten Spitzenplatz zurückerobert und lukrative Beteiligungen am Investment-Geschäft und der Schweizer Versicherung Winterthur über Crédit Suisse gesichert. Und ganz nebenbei wäre die Deutsche Bank über die Alpen auch an der Commerzbank beteiligt. Denn über die Commerzbank- Tochter DBV Holding AG ist Winterthur mit der Commerzbank verflochten. Ulrike Fokken