Die Asienkrise bremst die Weltwirtschaft

■ PIWF veröffentlicht in seinem Weltwirtschaftsbericht deutlich geringere Wachstumsprognosen. Die Finanzkrise in Ostasien hat der Fonds zunächst unterschätzt. Die Bundesrepublik kann 98 immer noch mit 2,6 Prozent Wachstum rechnen

Berlin/Washington (taz/dpa/rtr) – Die asiatische Finanzkrise wird 1998 den jahrelangen Aufschwung in Ostasien weitgehend zusammenbrechen lassen. Aber nicht nur dort. Auch in den westlichen Industriestaaten wird sich das Wachstum deutlich verlangsamen. Diese Prognose macht der Internationale Währungsfonds (IWF) in einer aktuellen Sonderausgabe seines sonst nur halbjährlich erscheinenden Weltwirtschaftsberichts.

Für die Weltwirtschaft insgesamt errechnet der IWF für das kommende Jahr ein Wachstum von 3,5 Prozent. Verglichen mit den Schätzungen des Fonds vom Oktober bedeutet das einen Wachstumsverlust von 0,8 Prozent. Im laufenden Jahr dürfte sich das weltweite Wirtschaftswachstum noch auf 4,1 Prozent belaufen.

Der IWF räumte in einem ungewöhnlichen Anflug von Selbstkritik ein, das Ausmaß der Turbulenzen in Ostasien zunächst unterschätzt zu haben. Die Krise in der Region war durch die Freigabe des Wechselkurses der thailändischen Währung Baht Anfang Juli ausgelöst worden. Seither sind die privaten Kapitalzuflüsse in die Region nahezu versiegt.

Die Schwierigkeiten der asiatischen Länder habe auch Konsequenzen für deren westliche Handelspartner, wenn auch eher mäßige. So kann die Bundesrepublik laut IWF statt mit 2,8 Prozent immer noch mit 2,6 Prozent Wirtschaftswachstum rechnen. Grundsätzlich bewerten die Experten die Situation in Deutschland und in der EU insgesamt positiver als in ihrem letzten Bericht.

Für die meisten asiatischen „Tiger“-Staaten korrigiert der IWF hingegen seine Wachstumserwartungen drastisch nach unten. Für Thailand sagen die Experten nun eine Stagnation voraus. Im Mai hatte der IWF dem Land noch sieben Prozent und im Oktober 3,5 Prozent Wachstum zugetraut. Für Südkorea nahm der Fonds die Prognose von 6,3 auf 2,5 Prozent zurück, für Malaysia von 7,9 auf 2,5 Prozent, für Indonesien von 7,5 auf 2,0 Prozent.

Japan muß laut IWF 1998 wegen seiner Nähe zu den Krisenmärken und eigener Strukturprobleme seine Wachstumserwartung von 2,1 auf 1,1 Prozent praktisch halbieren. Für die seit Jahren unter Hochdruck stehende US-Wirtschaft hingegen sei der Dämpfer durch die Asienkrise voraussichtlich eher wohltuend.

Allerdings hänge all dies vom positiven Verlauf des Krisenmanagements in Asien ab. Sollten die Reformen zu spät oder unzureichend eingeleitet werden, weist der IWF den betroffenen Ländern die Verantwortung zu, könnten wesentlich nachhaltigere Folgen für die Weltwirtschaft eintreten. lieb