Maersk Deutschland bleibt in Hamburg

■ An der Elbe trägt man nach den jüngsten Erfolgen Bremerhavens im Hafenwettbewerb Gelassenheit zur Schau

Hamburg/Bremerhaven. Der Hamburger Hafen sieht nach dem Verlust eines Containerdienstes der Maersk-Reederei an Bremerhaven keinen Anlaß, seine Wachstumsprognose für 1998 zu korrigieren. „Der Containerumschlag wird um ungefähr sieben Prozent zunehmen, wenn nicht die Wirtschaftsturbulenzen in Asien zu völlig unvorhersehbaren Folgen führen“, sagte Peter Dietrich, Vorstandsvorsitzender der Hamburger Hafen- und Lagerhaus AG (HHLA).

Maersk selbst dementierte einen Bericht der Welt, wonach auch der dritte Ostasiendienst namens AE-2 im Juni aus Hamburg an die Weser verlegt und die Deutschland-Zentrale der dänischen Gesellschaft nach Bremen ziehen würde. „Das ist völliger Quatsch“, sagte der Maersk-Sprecher Frank Gennert. Die Kunden des AE-2-Dienstes säßen zum Großteil in Hamburg und empfängen Waren aus China, da mache eine Verlagerung keinen Sinn. Andererseits wird in Hafenkreisen davon ausgegangen, daß Maersks Muttergesellschaft A.P. Möller an einer Konzentration an einem Standort interessiert ist.

Hintergrund der neuesten Runde im Hafenpoker dürften die nach wie vor laufenden Verhandlungen über ein eigenes Terminal für Maersk in einem deutschen Hafen sein. Während man in Bremen einer Beteiligung der Dänen am Containerumschlag aufgeschlossen gegenübersteht, erteilte HHLA-Chef Dietrich dem Maersk-Wunsch erneut eine Absage: „Dienstleistungen kann man beliebig oft verkaufen, die Anlagen nur einmal.“

Dietrich demonstrierte auch nach dem in der letzten Woche bekanntgewordenen Abzug des Maersk-Dienstes AE-1 an die Bremerhavener Stromkaje hamburgisches Selbstbewußtsein: Dietrich erinnerte an die starke Position des Hamburger Hafens als Verkehrsdrehscheibe zu Nord- und Osteuropa. „Wir schlagen mehr als doppelt soviele Container um wie Bremerhaven, und das ist nicht das Ergebnis einer Zufallsentwicklung.“Hamburg sei als Ballungsraum zum einen Ziel und Quelle vieler Transporte, zum anderen ganz anders als Bremerhaven eingebunden in die europäischen Landverkehre. Das öffentliche Echo auf die Entscheidung von Maersknannte Dietrich vor diesem Hintergrund „in jeder Hinsicht überzogen“.

Das Selbstbewußtsein an der Elbe könnte einen realen Hintergrund haben: Das neuformierte Container-Konsortium „Grand Alliance“unter Führung der Reederei Hapag-Lloyd will sich in diesen Tagen für einen deutschen Hafen entscheiden. Beobachter halten die jüngsten Äußerungen des HHLA-Chefs für ein Indiz, daß die Hamburger diesen dicken Fisch an der Angel haben. dpa/jof