Apple findet keinen Chef

■ Absage von Sun-Manager Zander. Steve Jobs schrecke Kandidaten ab, so Analysten

Berlin (taz) – Apple ist es noch immer nicht gelungen, einen neuen Vorstandschef zu finden. Entgegen den Absichten vom Sommer wird die kalifornische Computerfirma dieses Jahr niemanden benennen können. Das teilte eine Firmensprecherin am Wochenende mit. Apple-Gründer Steve Jobs wird bis auf weiteres der Übergangschef des angeschlagenen Computerpioniers bleiben.

„Wir haben einfach noch nicht den richtigen Kandidaten gefunden“, sagte Apple-Sprecherin Katie Cotten. Einige „ernsthafte“ und „qualifizierte Kandidaten“ seien bereits diskutiert worden, doch die Suche müsse auch im kommenden Jahr fortgesetzt werden. Vor zwei Woche meldete der San Francisco Chronicle“, daß der Chefposten Ed Zander angetragen worden sei. Der ist Präsident der Hardware- Abteilung des Computerherstellers Sun Microsystems. Zander habe den Job angeblich abgelehnt, weil Jobs nicht bereit gewesen sei, das Vorstandsgremium von Apple zu räumen, so die Tageszeitung.

Steve Jobs war vor genau einem Jahr zu Apple als Berater des damaligen Apple-Chefs Gil Amelio geholt worden. Ein halbes Jahr später feuerte das Apple-Führungsgremium Amelio, seitdem ist Jobs kommissarischer Apple- Chef.

Tritt ein neuer Chef an, fällt Jobs wieder in seine Beraterfunktion zurück – eine äußerst unbequeme Situation für einen möglichen neuen Apple-Boß. Jobs hätte große Autorität, aber keinerlei Verantwortung, beschreibt der Industrie-Analyst Lou Mazzucchelli das Dilemma. Mit einem unangreifbaren Firmenmythos im Genick, kann der Chefsessel leicht zum Schleudersitz werden.

Firmengründer Jobs selbst hatte Apple 1985 schon einmal verlassen müssen. Auch ihm wurde die Firmenleitung angetragen, doch er lehnte ab. urb