Country, aber nur ein bißchen

■ Das ehrenwerte Oklahoma Lone Star Heartbreak Institute konzertiert mit DM Bob & The Deficits in der Prinzenbar

Okay, alle schlechten Nachrichten zuerst: Bei den Harmonie-Heinis von den Love Manitous herrscht zur Zeit Disharmonie, weshalb sie leider ihrer Verpflichtung für die Prinzenbar nicht nachkommen können. Das Projekt wurde, wie ein Sprecher bekanntgab, auf Eis gelegt. Fast genauso schlimm: Das Oklahoma Lone Star Heartbreak Institute wird ohne Stetson-Hüte auftreten. Dafür – jetzt die guten Nachrichten – präsentiert sich das Ensemble stärker im Hawaii-Outfit. Skrupellos werden Ukulele und Steel Guitar ausgebeutet, mit ethnischem Körperschmuck muß gerechnet werden.

Daß sich die hiesige Institution nach drei Jahren ausgerechnet jetzt reformiert, darf darauf zurückgeführt werden, daß sich Country momentan im heimischen Bohemia großer Beliebtheit erfreut. Genial: Sie springen auf den Zug auf, den sie einst in Bewegung gesetzt haben, um ihn auf ein anderes Gleis zu lenken. Denn das Heartbreak Institute definiert Country heute so: Jimmy Webb, Aloha-Gesänge, Achtziger-Hemden. Ein Stilgemisch ist das, dessen Macher sich nicht schämen, auf hohem Niveau zu plagiieren. Und erfrischenderweise fischt hier im Country niemand nach der eigenen Identität.

DM Bob & The Deficits (Foto) tun das genausowenig. Für die verkörpert das Genre einfach das Ideal eines Sauf- und Rauf-Areals, und das Lied vom Loser, der nichts anderes kann als zu verlieren und Country zu singen – oder Blues oder was er dafür hält –, klingt beim Trio noch mal besonders faulig. Daß der in Hamburg lebende und malende Deutschmark Bob eigentlich aus Amerika kommt, hindert ihn nicht daran, im richtigen Moment despektierlich mit der Tradition umzugehen. Schließlich veröffentlicht er ja bei den Rock'n'Roll-Halunken von Crypt Records. Mal sehen, wie sich die distinguierten Restauratoren vom Heartbreak Institute mit den Schnapsdrosseln verstehen.

Christian Buß

mit den DJs Starlight Steven und Honkytonkin' Hess: Mo, 29. Dezember, 21 Uhr, Prinzenbar