Das Leben ist ein Schoko-Fest

■ Tröstliche Ratschläge zum Genießen – nicht nur für die Weihnachtstage

„Heute gibt es aber nur noch ein Stück ...“Solche Verbote gehören zu diesen süßen Tagen wie die Formeln von den „fröhlichen Weihnachten“. Da kommt die Streitschrift „Von der Heilkraft der Schokolade“gerade richtig auf den Tisch. Sie bietet Kindern ab dem lesefähigen Alter eine ganze Serie schlagfertiger Antworten auf die pädagogischen Zwangsmaßnahmen: Von „Genießen ist gesund“über: „Das Leben ist ein Fest“bis, für Liebhaber des Alt-indischen: „Es gibt eine spritituelle Dimension des Genießens, innerhalb derer wir unser Bewußtsein öffnen und erweitern können.“

Im Ernst: Der Genuß von Schokolade stimuliert im Gehirn die Ausschüttung von Endorphinen und Serotonin. Serotonin ist ein Überträgerstoff im zentralen Nervensystem, der Gefühle der Ruhe und Ausgeglichenheit bewirkt. Ein niedriger Serotoninspiegel in den Gehirnzellen führt zu depressiven Verstimmungen, Niedergeschlagenheit und Reizbarkeit. Die Folge: Heißhunger auf kohlehydratreiche Nahrungsmittel. Endorphine, diese „körpereigenen Opiate“, erzeugen euphorische Gefühle, stimulieren die Hautdurchblutung und die Sexualität. Ein niedriger Endorphinspiegel führt zu Müdigkeit und Konzentrationsschwäche.

Aber nicht nur das. Auch die Gerüche der Schokolade wirken auf das Gehirn – über das limbische System. Und die Zunge untestützt mit 2.000 Geschmacksknospen die heilende Wirkung.

Als Seelentröster ist Schokolade also kaum zu schlagen. Nur muß man wissen, wie. Die praktischen Pausen-Schokoriegel ahnen nichts vom Genuß des Lebens. Wichtig ist die Genuß-Zeremonie: Man suche sich eine Genuß-Ecke, statte sie mit warmen, weichen Kissen aus, räume alle Zeichen des Alltages weg, lasse frische Luft hinein. Das Telefon steht auf „besetzt“, kein Kleidungsstück darf zwicken. Und dann suche man eine ruhige Musik, setze sich in aller Gelassenheit auf die Kissen und lasse das Stück Schokolade zunächst auf den Geruchssinn wirken. Um der Zunge zu ihrem Glück zu verhelfen, darf ein erstes Eckchen weggelutscht werden. Der Zahnarzt hat Recht, wenn er sagt: Die Zähne sollten mit Schokolade möglichst wenig in Berührung kommen.

Wer genießt, braucht übrigens nicht viel von dem Stoff. K.W.

A. Schwarz/ R. Schweppe, Von der Heilkraft der Schokolade, München 1997