Intendantenvertrag bis 2004

■ Always look on the bright side of life: Pierwoß pleibt, kracht zu Poden und plant viele prilliante Projekte im Premer Theater

Beim Zahlwort „38,5“krachte der Stuhl zusammen, und Klaus Pierwoß, Intendant am Theater am Goetheplatz, fiel wie inszeniert mit ganzer Wucht zu Boden. Beifall und Gelächter die Ernte, als er körperlich unversehrt wieder aufstand. Und dazu erstens die offen bleibende Frage, wer denn jetzt noch an seinem Stuhl sägt, und zweitens die beantwortbare, was die Zahl 38,5 bedeutet? Einen ziemlichen Erfolg für alle, die sich damit schmücken wollen. Denn Pierwoß bleibt.

„Wir haben den Vertrag ab Sommer 1999 um weitere fünf Jahre verlängert“, tat Kultursenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) gestern eine offensichtlich schon Ende vergangener Woche erzielte Einigung kund. „Dieses Theater ist auf einem Erfolgskurs“, sprach sie und anerkannte, daß dies „auf einem relativ geringen Finanzierungsniveau“geschehe. Nach langwierigen Verhandlungen schlossen Pierwoß und Kahrs, die dem Theateraufsichtsrat vorsitzt, quasi einen Bund fürs nächste Jahrtausend.

Der beinhaltet: Festschreibung des Etats (ohne Orchester) auf 38,5 Millionen Mark, was einer Erhöhung um rund eine Million Mark gleichkommt. Außerdem: Für Tarifsteigerungen kommt das Kulturressort auf, derweil das Theater Einnahmesteigerungen behalten darf – „zu hundert Prozent“, wie Kahrs betonte. Von den UnternehmensberaterInnen McKinsey war öffentlich nur noch am Rande die Rede, nicht aber von „Optimierungspotentialen“, die Kahrs auf 200.000 Mark im Jahr beziffert. Doch auch da heißt das Motto Einigung oder ,wen scheren die Sorgen von morgen': Spart das Theater, dann nur „bei Einvernehmlichkeit“, und dann teilen sich das Vier-Sparten-Haus und die Behörde die „Optimierung“je zur Hälfte.

Klaus Pierwoß hofft nach wachsender überregionaler Aufmerksamkeit und weiter steigenden ZuschauerInnenzahlen, „noch mehr Funkenflug entfachen“und das „Theater zu einem Umschlagplatz des öffentlichen Bewußtseins“machen zu können.

Eine „perspektivische Planung“sei jetzt möglich. Und dazu zählen Projekte: In Zusammenarbeit mit anderen Kultureinrichtungen will er seine „Phantasien zur Jahrtausendwende“sichtbar machen. Außerdem kündigte er als „überraschende Neuheiten“spartenübergreifende Projekte sowie weitere Auftragswerke und Uraufführungen im Musiktheater an.

Die Vertragsverhandlungen mit dem Generalmusikdirektor (GMD) Günter Neuhold sind indes noch nicht abgeschlossen. Auch sein gültiger Vertrag läuft im Sommer 1999 aus. „Wir sind uns aber weitgehend einig“, sagte Kahrs und bekannte bald: „Wir in Bremen müssen aus dieser Armenhaus-Atmosphäre raus, und da kommt der Kultur eine Riesenbedeutung zu.“ ck