Sie da, mit dem preiswerten Kitsch ...

■ ... Sie liegen im Trend, denn wie Sie haben es die meisten BremerInnen gemacht: Mehr Kassenbons bei weniger Umsatz

Einen Tusch auf alle KundInnen: Sie haben Großes vollbracht. Nicht nur, daß Sie. liebe KundIn, heute andere Menschen mit Geschenken beglücken werden. Nein, Sie haben dafür auch noch am letzten verkaufsoffenen Sonnabend vor Weihnachten die „Kassen im Bremer Einzelhandel endlich mal wieder zum Klingeln gebracht“, freut sich Wolfgang Brakhane vom Einzelhandelsverband Nordsee. Der 20. Dezember war der „verkaufsstärkste Samstag im ganzen Jahr“. Die Händler setzten insgesamt 50 Millionen Mark um.

Dabei ist dem Einzelhandel allerdings eines nicht verborgen geblieben: Sie halten ihr Geld zusammen wie noch nie. „Preisbewußtsein“nennt Verbandsmann Brakhane das. „Es gab mehr Kassenvorgänge aber dafür haben wir viel niedrigere Beträge auf den Kassenbons stehen“, so sein Resümee.

Viele kleine nette Dinge haben Sie also gekauft und dabei, auch das können Sie nicht verbergen, sogar vor Kitsch nicht haltgemacht. Der Renner in diesem Jahr waren „typische Weihnachtsdekorationen“wie Weihnachtsmänner, kleine Schlitten sowie Rentiere in Miniaturformat. Keine Angst, wir gehen dieser merkwürdigen Tatsache an dieser Stelle nicht weiter nach.

Dafür muß aber eines ganz deutlich hervorgehoben werden: Es soll noch Menschen geben, die vor Weihnachten doch noch tief in die Tasche greifen können. Golfausrüstungen gingen demnach weg wie warme Semmeln. Und teure Flachbildschirm-Fernseher kauften diese Menschen auch. Und tolle Fotoausrüstungen, wie zum Beispiel die neuen digitalen Kameras.

Wenn Sie, liebe LeserIn, nicht zu diesen glücklichen Käufern gehören, haben Sie garantiert Inline-Skater oder Snow-Boards für ihre liebsten Jüngsten käuflich erworben. CD's dagegen gar nicht. „Das hat uns auch gewundert“, sagt Brakhane. Dafür gingen die „klassischen Waren“vor allem in den letzten zwei Tagen vor Weihnachten gut weg: Parfüms, Schmuck oder Lederwaren für bis zu 50 Mark: „Das kaufen Leute, die noch kurzfristig ihren Schwur brechen und der Tante Edeltraud dann doch noch etwas schenken“, meint der Verbandsmann.

Wir ziehen also folgendes Fazit: Sie haben getan, was Sie tun konnten. Trotzdem sackte der Zusatzumsatz im Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr auf 250 Millionen Mark. Vor zwei Jahren waren es noch 300 Millionen Mark. „Ganz große Unzufriedenheit ist nicht da, aber auch keine große Zufriedenheit“, faßt auch Norbert Caesar, Sprecher der Einzelhändler im Viertel, die Stimmung zusammen. Doch dafür haben Sie als Kunden für ein „schubweises Füllen der Geschäfte im Viertel“gesorgt, freut sich Caesar.

Und auch in der Innenstadt war es ja proppevoll. Das liegt daran, „daß die City um sovieles attraktiver geworden ist. Denken Sie doch an so neue Sachen wie zum Beispiel die Katharinenpassage“, schwärmt Brakhane vom Einzelhandelsverband. Und denken Sie auch an den Bremer Weihnachtsmarkt: Denn der zog laut Brakhane vor allem die Umländer magisch an. Stimmen Sie also noch schnell mit dem Einzelhandel einen Tusch auf den Bremer Weihnachtsmarkt an, bevor Sie heute endlich, endlich Ihre Geschenke auspacken.

Aber halt. Sollte Sie auch noch die Jahresbilanz 1996 des Einzelhandels interessieren: Die Händler werden in diesem Jahr zwei Prozent weniger eingenommen haben als im Vorjahr. In den anderen Bundesländern sieht es ähnlich aus. Bremen hält sich also im Trend, prognostiziert der Einzelhandelsverband Nordsee. Na dann, Prost Neujahr. Katja Ubben