Auf "Blockbuster" folgt "Dolly Buster"

■ Der amerikanische Video-Verleiher "Blockbuster" zieht sich vom Testmarkt Berlin zurück. Mit familienfreundlichem Programm und dem Verzicht auf Sexfilme ist offenbar kein Gewinn zu machen. Drei der dr

Aus dem geplanten Siegeszug ist ein Rückzug geworden. Vor zwei Jahren trat der größte amerikanische Anbieter von Videofilmen an, Deutschland im Fluge zu erobern. Mit einem Dutzend Läden in Berlin wollte sich Blockbuster auf dem deutschen Markt erproben; bis zur Jahrtausendwende sollten weitere 250 Filialen in Deutschland folgen, verkündete damals John M. Rollo, Chef von Blockbuster Deutschland. Doch der Mustermarkt Berlin läuft nicht. Die Konsequenz: Blockbuster gibt jetzt seine Filialen auf.

Bisher gehörte es zu Blockbusters Strategie, große Läden in zentraler Lage wie Ku'damm und Alexanderplatz anzumieten. In den hellen, geräumigen Stores, adrett in Gelb gestrichen, können sich ganze Großfamilien durch die Gänge schieben. Und die Familienfreundlichkeit ist auch Kernpunkt der Blockbuster-Strategie. Die Tochter des amerikanischen Medienkonzerns Viacom verleiht „keinen Schweinkram“ und „richtet ihr Konzept auf Familien mit Kindern“, so Rollo. Damit verzichtet Blockbuster nicht nur auf knackige Hintern, sondern auch auf saftige Einnahmen, denn immerhin macht Hardcore rund 30 Prozent des Umsatzes aus, wie der Geschäftsführer Gerd Kantereit von Video Collection erklärt. „Pornovideos finanzieren die Spielfilme mit“, betont der Interessenverband des Video- und Medienfachhandels (IVD). Der stellvertretende Bundesvorsitzende Ulrich Mahne: „Die Gewinnspanne ist bei den Pornovideos höher“, da die Spielfilme für die Läden im Einkauf doppelt so teuer sind als Pornos. „Vielleicht fehlte es Blockbuster gerade an den Einnahmen durch Pornovideos, um schwarze Zahlen zu schreiben“, spekuliert Mahne. Immerhin ist Deutschland nach USA der größte Sex- und Pornomarkt.

Symptomatisch dafür ist, daß der Blockbuster-Laden in der Potsdamer Straße von der knallharten Sexshop-Kette „Dolly Buster“ übernommen wird. Drei der ehemals dreizehn Blockbuster-Läden wurden bereits zugemacht. Dazu zählen neben der Potsdamer Straße die Filialen am Ku'damm und in der Berliner Straße. Wann die anderen Filialen schließen, war von der Münchner Zentrale von „Blockbuster“ nicht zu erfahren. Die Konkurrenz sieht aber noch andere Gründe für den Rückzug. „Blockbuster“ habe nur exklusive und teure Läden angemietet und die Mietverträge in Boomzeiten abgeschlossen. Konkurrenten spekulieren deswegen, daß sich die Videokette nicht gänzlich zurückziehen will, sondern in Zukunft eine Nummer billiger fahren will. Sprich, in kleinere Geschäfte und in unattraktivere Gegenden geht.

Der Video-Verband IVD bedauert den Rückzug von Blockbuster. Doch einem Porno-Verzicht will sich die Konkurrenz nicht anschließen. Warum auch auf gewinnbringende Hardcore verzichten, fragt sich Ulrich Mahne vom IVD und plädoyiert für den heutigen „schönen, gepflegten Pornofilm, den auch die Frau mitaussucht“. Karen Wientgen