Kampf der Titanen

■ Neue Konzertreihe im Tower: Punk-Bands ringen um HRX 220

Seit der „Cave Teens“-Konzertreihe und den legendären „Weed Beat“wird Bremen von einer bundesweiten Minderheit als „happening place“in Sachen Rock'n'Roll & Co akzeptiert. Um diesem Ruf gerecht zu werden fand kürzlich in der Tower Bar zum ersten Mal das „Clash of the Titans“-Festival statt, um gegen die herrschende Nostalgie etablierter Punksenioren anzukämpfen. Neben den beiden Bremer Bands „Moorat Fingers“und „die Lowlander“waren „Doktor X“aus Solingen und die Hamburger „Outtasites“bestellt worden um gemeinsam um den Hauptpreis, einen HRX 220, zu kämpfen.

Wobei es sich bei diesem Gerät handelt und was damit anzufangen ist, wußte höchstens Veranstalter Gax, der sich bereits zu früher Stunde in hochprozentige Sphären verabschiedet hatte, weil die Bremer mal wieder so manche Fehde auszutragen hatten. „Die Lowlander“hatten noch an ihrem Auswärtsspiel in Duisburg und einer strapaziösen Rückfahrt zu leiden. Drummer Guido Bolero plädierte deshalb auf eine Änderung der Band-Reihenfolge und dachte den „Moorat Fingers“die Rolle des Openers zu. Diese waren alles andere als begeistert, wetterten erneut gegen die Kollegen mit den Schottenröcken und legten vor Wut den besten Auftritt ihrer Laufbahn hin. In weißen Anzügen und mit rosa Bankräuberstrümpfen über den Köpfen prügelte das Quartett seine Songs runter als wollte es nie wieder damit aufhören.

Entsprechend schwer wurde es für die Frischlinge von den „Outtasites“, die sich schnell noch mit rotem Gaffer-Tape ihr Bandlogo auf die T-Shirts klebten um dem allgemeinen Verkleidungswahn nachzukommen. Neben ihrem singenden Drummer setzten die „Outtasites“eine Gastsängerin ein, deren Stimmgewalt in Erinnerung bleiben wird. Drummer Andreas Michalke spielte zum ersten Mal auf etwas anderem als seinem flammenverzierten Kinder-Schlagzeug vom Flohmarkt und fand sichtlich Gefallen daran, wenn die Trommeln auch nicht wie gewohnt am vorderen Bühnenrand aufgebaut waren. Nebenbei zeichnet der Mann die autobiographische Comicserie „Artige Zeiten“und hat erst vor kurzer Zeit den Zeichenstift gegen Drumsticks und Gesang getauscht.

Danach spielten „die Lowlander“einen für ihre Verhältnisse ausgesprochen mätzchenarmen Auftritt und konzentrierten sich auf ihre neuen Songs. Sie überraschten mit Finessen, die sie sich wohl selbst am wenigsten zugetraut hatten. Bassist Boris wurde nach dem Auftritt gleich wieder gefesselt und geknebelt, um die Rückfahrt für den Rest der Band streßfreier zu gestalten, - und „DoktorX“setzten ihre Helme auf. Die Solinger spielten sich als letzte Band des Abends gelassen durch ihr Motortrash-Programm während das Publikum darüber beriet, wo man danach noch einkehren könnte.

Die Auszählung der Stimmzettel fand später unter Ausschluß der Presse statt und wurde bis Redaktionsschluß durch plumpe Fälschungsversuche behindert. „Moorat Fingers“und „Lowlander“drohten sich gegenseitig mit Klagen und verhielten sich auch ansonsten ausgesprochen unweihnachtlich. Aber so ist das, wenn die „Teenage Rebellion“nur noch von 30jährigen bestritten wird.

StErn