■ Vorschlag
: Otto von Bismarks „Deep Greens and Blues“ im Kumpelnest

„Richtig (emotional) krachen lassen“ will es laut Presseankündigung kurz vor Jahresschluß Otto van Bismark, charmanter Kopf der Space Cowboys, Berlins interessantester Elektrofrickler, die schon so hießen, als der Jamirooquai-Space-Cowboy noch nicht einmal ahnte, wie man Pelzmütze überhaupt schreibt. Darum klemmt sich Otto van Bismark heute die Gitarre unter den Arm, steckt die Mundharmonika in die Brusttasche des großgemusterten Hemdes, küßt Frau und Kind und begibt sich ins Kumpelnest 3000, wo er „Deep Greens and Blues“ von ihm selbst, Marvin Gaye, Van Morrison und Hank Williams interpretieren wird. Und zwar so wunderschön und amüsant, daß er neulich im Loft schon fast den Headliner Calvin Russel an die Wand gespielt hat. Ruhige und romantische Töne für einen Montagabend, denn elektronisch-anstrengende Soundtüfteleien à la Space Cowboys sind Ottos Ding momentan nicht. Lieber spielt er von Zeit zu Zeit mit der „Ultramarine Festival Band“ und fühlt sich ansonsten wohl mit Honky Tonk und Blues, den Wurzeln des Pop und Rock, oder wie Muddy Waters so schön sang: „And the Blues got pregnant, and they named the Baby Rock 'n' Roll“. An den richtigen Stellen mitklatschen und vor allem mitfühlen ist natürlich erwünscht, denn der ehemalige Senatsrockgewinner singt und spielt Klassiker des Genres, unter anderem wahrscheinlich auch „Things have gone to pieces“ vom unglückseligen „Prince of Pain“ George Jones, dessen Leben ein countrystar-typisches mit Alkoholexzessen und unglücklichen Liebesaffären war. Mit etwas Empathie meistert Herr van Bismark, der auf einen etwas weniger stürmischen Lebensrhythmus zurückblick, selbst diese Aufgabe – mal sehen, wovon seine eigenen Songs handeln...

Also stimme man sich durch längeres In-den-grauen-regnerischen-Hinterhof-Hinausgucken und Hank-Williams-Hören richtig ein (zur Not geht auch Vorderhaus und Billie Holiday), und lasse sich dann von Otto van Bismark in seiner melancholisch-freundlichen Urban-Blues-Welt verzaubern. Jenni Zylka

29.12., 23 Uhr, Kumpelnest 3000, Lützowstraße 23, 10785 Berlin

Die ganze Welt des Urban Blues: Otto von B. Foto: Meisterstein