■ Mit dem Wassermangel auf du und du
: Stoff für Kriege

Hannover (taz/dpa) – Bis zum Jahr 2050 wird mindestens ein Viertel der Weltbevölkerung in Ländern leben, wo es an Süßwasser mangelt. Das prognostiziert die internationale Organisation „Population Action International“ (PAI) in einer neuen Studie. Mindestens zwei Milliarden Menschen werden demnach bis 2050 betroffen sein – viermal mehr als heute.

„Die künftige Wassersituation sieht besser aus als noch vor zwei Jahren“, erläutert Robert Engelmann, PAI-Umweltdirektor, die Studie. Das liegt daran, daß die Vereinten Nationen (UN) inzwischen ein langsameres Bevölkerungswachstum erwarten. Nach den UN-Schätzungen wird die Weltbevölkerung bis 2050 auf acht bis elf Milliarden Menschen anwachsen. Je nach Entwicklung würden dann zwischen zwei und sieben Milliarden Menschen unter Wassermangel leiden. Derzeit leben laut PAI mehr als 430 Millionen Menschen in Ländern, in denen das Wasser nicht reicht – also jeder dreizehnte Erdenbürger. „Das Tempo des künftigen Bevölkerungswachstums wird im wesentlichen bestimmen, ob 25 oder sogar 60 Prozent der Weltbevölkerung mit Wasserknappheit fertigwerden müssen“, sagt Engelmann. In einigen Regionen könnte die zunehmende Konkurrenz um Wasser der PAI-Studie zufolge in „offene Konflikte“ münden – vor allem im Euphrat-Tigris- Becken, am Nil und auch im südlichen Afrika. Entlang dem Euphrat konkurrieren der Irak, Syrien und die Türkei um das Flußwasser. Ihre industrielle Entwicklung erhöht stetig den Wasserbedarf für Landwirtschaft und Stromerzeugung.

Während heute der Mittlere Osten und Nordafrika am stärksten betroffen sind, werde in den nächsten 50 Jahren vor allem in Afrika südlich der Sahara ein Mangel an Süßwasserreserven herrschen, weil sich dort die Bevölkerung mindestens verdoppeln wird. Alle fünf Länder, die in den kommenden zehn Jahren nach Einschätzung des PAI zu den wasserknappen Regionen dazukommen werden, liegen in Afrika: Kenia, Marokko, Ruanda, Somalia und Südafrika.

Vom langsameren Bevölkerungswachstum könnten vor allem Indien, Pakistan, Jordanien, Sri Lanka und El Salvador profitieren. Die aufgeschobenen Wasserprobleme könnten den Ländern die entscheidenden Jahrzehnte Atempause geben, um Techniken zum Wassersparen zu entwickeln.

Laut PAI-Studie ist die Wasserversorgung angespannt, wenn jährlich pro Person weniger als 1,7 Tonnen Wasser aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung stehen. urb