: Das endgültige, wahre Jahreshoroskop 1998
Sterne lügen nicht: Was uns mit Rotgrün in Hamburg bevorsteht, warum Voscherau gehen mußte, welche Sternzeichen furchtbar sind und wer unerotisch ist – das und mehr enthüllt exklusiv die Astro-Expertin und Wasserfrau ■ Von Silke Mertins
Der Löwe kam, sah und zog den Schwanz ein: Henning Voscherau (SPD) trat als Erster Bürgermeister im Angesicht seines Nicht-Wahlsieges zurück. Und das war astrologisch betrachtet eine kluge Entscheidung. Nicht nur passen zwei Löwen nun mal nicht in einen Senat (die GAL-Anführerin Krista Sager ist Löwin). Darüber hinaus ziemt sich die Herrschaft eines Löwen im Zeitalter des Wassermanns – zum Mitsingen: Age of Aquarius – auch nicht.
Mit dem neuen Ersten Bürgermeister und Wassermann Ortwin Runde steht Hamburg nun endlich unter einem guten Stern. Litt der verflossene Senat an zu vielen Erdzeichen, ist im neuen eine ausgewogene Konstellation festzustellen. Das ist folgendem Umstand zu verdanken: Die beiden an Selbstüberschätzung bei gleichzeitiger Ideenlosigkeit leidenden Stiere, nämlich Fritz Vahrenholt (Umwelt, SPD) und Erhard Rittershaus (Wirtschaft, parteilos), mußten den Senat verlassen. 1998 kann es für die hanseatische Menschheit folglich wirklich aufwärts gehen.
Weniger glänzend sieht es allerdings für den einzelnen aus. Die Jungfrau zum Beispiel steht auf der Abschußliste. Hafenkrankenhaus-Killerin Helgrit Fischer-Menzel (Sozialsenatorin, SPD) und der Allround-Versager Hartmuth Wrocklage (Innensenator, SPD) müßten sich schon gegen ihren eigenen Charakter auflehnen, um ihren Untergang abzuwenden. Zum Mitsingen: Time to say goodbye.
Auch die plumpen Skorpione, zum Beispiel Schulsenatorin Rosie Raab (SPD) und Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD) müssen höllisch aufpassen. Das Jahr 1998 ist glitschig für alle, die von Natur aus trampelig sind, selbst wenn sie nichts dafür können.
Gut sieht es hingegen für die phantastischen Wassermenschen aus: Bürgermeister Runde hat nichts zu befürchten im kommenden Jahr. Auch Umweltsenator Alexander Porschke – obwohl nur Januar-Wassermann – darf sich auf ungestörtes Wirken einstellen.
Da Wassermann (Runde) und Löwin (Sager) sich durchaus anziehend finden und zuweilen gar dazu neigen, Leidenschaft vor Vernunft walten zu lassen, dürfte einer sympathisierenden Zusammenarbeit bis zum Ende der Legislaturperiode nichts im Wege stehen. Allerdings: Wenn Sager nach den Bundestagswahlen – Achtung, die Sterne versprechen Wechsel – ein Ministerinnenamt winkt, könnte sie erneut auf Vosche-rau treffen. Und das geht schief.
Der ignorante Widder
Probleme kommen in der Lebensplanung des Widders einfach nicht vor. Er wird deswegen von den Widrigkeiten des Lebens meist völlig überrascht. Will der Widder 1998 dennoch beruflich Erfolg haben, so wie unser frisch gekürter Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL), muß er seine ungeduldige Gier und ausgeprägte Hemmungslosigkeit auf den Privatbereich beschränken. Aber aufgepaßt: Im Februar droht er, mit seiner Impulsivität seine ganze Umgebung zu erschrecken (auch wenn man sich das bei Maier schwer vorstellen kann). Im Mai wird ein Wassermann (Bürgermeister Runde?) ihn schwer zurechtweisen. Da muß der Widder ganz tapfer sein.
Der trampelige Stier
Als sei die Menschheit mit Skorpionen, Jungfrauen und Steinböcken nicht schon genug gestraft, muß sie sich auch noch mit dem größten Trampel aller Sternzeichen, dem Stier, herumschlagen. Stets klagt er lauthals und ohne Rücksicht auf etwaige Gefühle dritter seine Ansprüche ein. Jüngstes Beispiel: SPDler Jan Ehlers, der, kaum aus dem Fraktionsvorstand geworfen, als Haushaltsausschußvorsitzender wiederauferstand. Widerworte kann der Stier überhaupt nicht leiden, und eigentlich sind ihm auch Veränderungen zuwider. 1998 muß er sich in acht nehmen: Seine Mitmenschen bringen weniger Verständnis für ihn auf als bisher.
Der strahlende Zwilling
Wider besseres Wissen wendet sich der Zwilling 1998 von seinem idealen Partner, dem Wassermann, ab. Da er aber seine positiven Eigenschaften – Charme, Charisma, Grandezza – nur an der Seite eines Wassermenschen entwickeln kann, steht ihm nun ein diffiziles Jahr bevor. Entscheidungsschwächen bedrohen die guten Karrierechancen des Zwillings. Vollends mit der Frage beschäftigt, ob dieses oder jenes besser wäre, ziehen möglicherweise große Chancen an ihm vorbei. Da hilft es auch nicht, die Probleme bis zur Kieferlähmung mit den zahlreichen Vertrauten zu besprechen.
Der treudoofe Krebs
Egal, wie oft Ex-Bürgermeister Henning Vosche-rau (Löwe) nach ihm trat, der SPD-Parteichef Jörg Kuhbier (Krebs) blieb ihm stets ergeben. Nichts könnte einen treudoofen Krebs von seiner Loyalität abbringen. Allerdings ist es selten, daß so ein Sensibelchen sich überhaupt in die Politik verirrt. Denn mit dem Drang, seine Mitmenschen zu einem harmonischen Ganzen zusammenzuschweißen, ist der Krebs im häuslichen Bereich einfach besser aufgehoben. Auch in Beziehungen geht Gefühlsduselei vor Sex. Ab Juni verspricht ein Stier dem Krebs ewige Treue.
Der eitle Löwe
Der Löwe kann es einfach nicht leiden, wenn ihm nicht pronto die Füße geküßt werden. Er kann auch nicht begreifen, daß nicht jeder gleich erkennt, wie grandios, einzigartig und bewundernswert er ist. Das alles macht es für dieses Sternzeichen nicht ganz leicht. Denn 1998 muß sich der Löwe bewähren, also beweisen, was er kann, wobei er ja eigentlich glaubt, daß das ohnehin auf der Hand liegt. Er neigt in seiner klitzekleinen Verunsicherung im kommenden Jahr also dazu, sich gleich in jeden zu verlieben, der sich ihm unterordnet. Das Chaos ist vorprogrammiert.
Die kleinliche Jungfrau
Wann immer eine anregende Diskussion in kleinliche Nörgelei umschlägt, kann auch 1998 eine Jungfrau nicht weit sein. Bedauernswert, wer beruflich oder privat näher mit diesem Sternzeichen zu tun hat. Doch auch Mitleid für die Jungfrau ist angebracht: Sie wirkt zwar kaltschnäuzig, aber es tut ihr doch weh, daß keiner sich so richtig für sie begeistern kann. Denn sie kann doch nichts dafür, so ichbezogen und pedantisch zu sein. 1998 wird ein sehr privates Jahr. Denn mit der Karriere geht es steil bergab. Die Jungfrau könnte sich mit einem langweiligen Steinbock oder spießigen Stier über die Lebenskrise hinwegtrösten.
Die heitere Waage
Hektik, Streß und Streit schätzt die Waage überhaupt nicht. Im kommenden Jahr ist ihre ganze Geschicklichkeit gefragt, um Gefahren dieser Art auszuweichen. Denn Harmonie ist der Waage am liebsten. Hilft alles nichts und der Konflikt eskaliert, so versteht die Waage es, diplomatisch zu vermitteln. Das klappt allerdings nur, wenn sie nicht selbst in den Streit involviert ist. Die Empfehlung für 1998 lautet also: Verbringen Sie einfach mehrere heitere Monate auf einer einsamen Insel in der Südsee. Steht dem finanziell etwas entgegen, dann sollten Waagen von März bis mindestens Oktober nicht vor die Tür gehen. Dabei gilt es vor allem, optimistisch zu bleiben und nicht zu oft die grauen Wände der eigenen Wohnung anzustarren.
Der infame Skorpion
So übel sind die Skorpione gar nicht, wird immer wieder behauptet. Das ist eine Lüge. Rachsüchtig und nachtragend wie der Skorpion nun mal ist, tut er sich mit den Problemen und beruflichen Veränderungen, die 1998 auf ihn lauern, ziemlich schwer. Denn da er im vergangenen Jahr alle niedertrampelte und mit seinen Machtspielchen nervte, die ihm zu widersprechen wagten, will ihm aus dem Schlamassel des kommenden Jahres niemand so recht heraushelfen. Obwohl Fische und vor allem Krebse seinen plumpen Vertraulichkeiten grundsätzlich nicht abgeneigt sind, droht er sie mit Eifersucht und Sexbesessenheit zu vergraulen. 1998 hilft dem Skorpion nur ein günstiger Aszendent (z. B. Wassermann).
Der gemütliche Schütze
Der Schütze ist eigentlich schon neugierig. Nur sollte die Befriedigung dieser Neugierde nicht mit allzu großer Anstrengung verbunden sein. Übertriebener Arbeitseifer ist seine Sache nicht. Alles sollte recht gemütlich zugehen. Das wirkt sich – wie könnte es anders sein – nicht allzu vorteilhaft auf die Schaffenskraft des Schützen aus. Ein wenig mehr Kreativität könnte da nichts schaden; sonst hat er schnell den Ruf eines Langeweilers weg. Abenteuerliches erwartet den Schützen dagegen in puncto Liebe: 1998 wirft sich ihm ein Widder vor die Füße. Des Schützes Begierde und Verführungsdrang könnte geweckt werden. Feste Beziehungen sind in ernster Gefahr.
Der fade Steinbock
So sehr man sich auch bemüht, es gibt über den Steinbock wenig Positives zu sagen, sofern man nicht auf preußische Sekundärtugenden wie Tüchtigkeit und Pflichtbewußtsein abfährt. Leider sehen die Sterne auch für 1998 keine Wandlung zum Besseren vor. Im Gegenteil. Verlieh Neptun in vergangenen Jahren dem Steinbock wenigstens ein wenig Glamour, ist auch das im kommenden Jahr vorbei. Neptun verläßt im November dieses Sternzeichen. So wenig Glanz hat allerdings auch Vorteile. Kultursenatorin Christina Weiss (parteilos) fällt zum Beispiel einfach nicht weiter auf und durfte im neuen Senat im Amt bleiben. Beruflich ist 1998 recht stabil, was der Steinbock schätzt – z. B. Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD), zu dessen Ehrenrettung aber gesagt werden muß, daß er bestimmt einen guten Aszendenten hat, z. B. Wassermann. Erotisch verläuft für den Steinbock alles wie immer: langweilig und verhalten.
Der wahre Wassermann
Das Schönste auf Erden ist, ein Wassermann zu werden. Leider ist nicht jedem dieses Glück vergönnt. Charmant, originell, freiheitsliebend, idealistisch: Gäbe es das Zeichen nicht schon, man müßte diese wunderbaren Menschen erfinden. Auch 1998 darf sich die Welt wieder glücklich schätzen, auf die Wassermenschen nicht verzichten zu müssen. Lediglich die Existenz weniger angenehmer Sternkreiszeichen – zum Beispiel die des plumpen Skorpions oder der stets nörgelnden Jungfrau – machen dem Wassermann das Leben schwer. Erotisch stehen ihm alle Türen offen. Denn wer würde sich nicht um ein klein wenig Aufmerksamkeit eines Wassermanns reißen? Er sollte sich lieber an Zwillinge, Widder und (zur Not) Schützen halten. Auch beruflich reißt man sich um den vielseitig begabten, energiegeladenen Wassermann. Der Karriere unseres neuen Ersten Bürgermeisters Ortwin Runde (SPD) steht also nichts im Wege.
Der bescheidene Fisch
Immer hilfsbereit, bescheiden und verständnisvoll: Der Fisch ist die reinkarnierte Mutter Teresa. Er nimmt gerne alles auf sich, wenn man ihn nur nicht mit Harmoniestörungen belästigt. Zur Not hört er sich sogar stundenlang das Liebesleid und –weh seiner Mitmenschen an. Denn Emotionen sind das Meer, in dem ein Fisch am liebsten schwimmt. Deshalb flutscht er auch lieber listig durch ein Schlupfloch, als sich dem rationalen Kampf zu stellen. Fordert man ihn dennoch heraus, so kann er stets einen wichtigen Termin vorschieben. Seine Mitmenschen sollen ihm gefälligst ganz von alleine Anerkennung zollen und ihm seine Wünsche von den Augen ablesen. Deshalb sollten Fische sich lieber von dem selbstverliebten Löwen fernhalten, der sich ab März mit allen Tricks und Schlichen um sie bemühen wird. Mit einem sensiblen Krebs allerdings könnte es im Spätsommer dann klappen.
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