Joblos in Hamburg

■ Die Zahl der Erwerbslosen steigt weiter. Kaum Chancen auf dem 2. Arbeitsmarkt

Es kommt immer anders und meistens schlimmer, als man denkt: Der Negativ-Trend auf dem Hamburger Arbeitsmarkt ist ungebrochen. Das Wirtschaftswachstum hat nicht ausgereicht, um mehr Menschen in Lohn und Brot zu bringen. Nach Mitteilung des Landesarbeitsamtes Nord ist die Zahl der Arbeitslosen in Hamburg 1997 im Jahresdurchschnitt auf 92.600 gestiegen – 9600 mehr als im Vorjahr. So viele Erwerbslose hat es zuletzt Ende der 80er Jahre gegeben.

Wenn überhaupt, sind es meistens befristete Stellen, die den Langzeitarbeitslosen angeboten werden. Erschwerend kommt hinzu, daß viele Beschäftigungsmöglichkeiten im sogenannten zweiten Arbeitsmarkt wegfallen, weil die Arbeitsverwaltungen aufgrund von Sparmaßnahmen etwa im ABM-Bereich drastisch gekürzt haben.

„Der Arbeitsmarkt hat sich 1997 viel schlechter entwickelt, als ich noch zu Beginn des Jahres erwartet habe“, erklärte gestern der Präsident des Landesarbeitsamtes, Georg Fiedler. Der Beschäftigungsabbau habe sich weiter fortgesetzt. In Zahlen ausgedrückt waren in Hamburg im August 1997 rund 740.000 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt – 0,8 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Einbrüche gab es vor allem im verarbeitenden Gewerbe, im Verkehrs- und Nachrichtenwesen und im Handel.

In Schleswig-Holstein sieht es noch finsterer aus: Die durchschnittliche Zahl der Arbeitslosen ist im Vergleich zum Vorjahr um 12,2 Prozent gestiegen. Die Arbeitslosenquote lag mit 9,9 Prozent um 0,1 Prozent über dem Durchschnittswert der alten Bundesländer. Besonders drastisch haben sich die sinkenden Einnahmen im Tourismusbereich und die vermehrte Kurzarbeit auf dem Bau für die Beschäftigten ausgewirkt. lian