Ein Fest zum Jaulen

■ Wie Vierbeiner die Nacht der Böller halbwegs unbeschadet durchstehen können

Während es draußen kracht und wummert, rast Dackel Winfred quer durchs Wohnzimmer und jault zum Steinerweichen. Bei vielen Hunden ist Silvester Krisenstimmung angesagt, sie durchleiden das Jahresende zitternd, winselnd und nicht selten kotzend. „Wenn's knallt, denken sie, die Welt geht unter“, erklärt Wolfgang Poggendorf, Geschäftsführer des Hamburger Tierschutzvereins. Im Tierheim an der Süderstraße werden heute nacht Sonderschichten geschoben: Drei Pflegerinnen bleiben bei den Vierbeinern und beruhigen sie.

Auch Pferde und Kleintiere reagieren oft mit Todesangst auf den Krach. Im schleswig-holsteinischen Gettorf brach im vorigen Jahr die Panik in einem Hühnerstall aus, über hundert Hühner zerquetschten sich gegenseitig. Viele Tiere sind lärmempfindlicher als Menschen – darum bittet der BUND in Tiernähe um „böllerfreie Zonen“.

Wolfgang Poggendorf rät, die Tiere zur Jahreswende nicht allein zu lassen. Ziervögeln und Hamstern sollte man wenigstens das Lichtgewitter ersparen und die Käfige aus dem Fenster nehmen; Hunde und Katzen sollte man im Hause lassen.

In Hagenbecks Tierpark gibt es derweil keinen Grund zur Aufregung. „Unsere Tiere sind fast immer im Freigehege, die sind Gewitter- und Flugzeuglärm gewohnt. Die meisten schauen noch nicht einmal hoch, wenn es knallt“, meint Seniorchef Claus Hagenbeck. Nur NDR-Walroß Antje war früher etwas ängstlich. „Vor Jahren ist sie nervös hin- und hergelaufen und hat klagende Laute von sich gegeben, aber das hat sich inzwischen gelegt.“

Wer keinen solchen „alten Silvesterhasen“bei sich zu Hause hat, sollte vorsichtshalber ein Beruhigungsmittel zurechtlegen. Die Apotheken halten Tabletten für eine Mark pro Stück bereit.

Ilonka Boltze