Oase ohne Wasser?

■ Obdachlosenhilfeprojekt vor dem Aus: Ab morgen keine Mitarbeiter mehr

„Die haben uns das Wasser abgegraben“, schimpft Manfred Jensen von der „Oase“in Eimsbüttel. Das Obdachlosenprojekt erhielt zur Jahreswende überraschend einen Bescheid vom Arbeitsamt: Alle sechs Stellen der Helfer laufen zum heutigen 31. Dezember aus.

„Wahrscheinlich ist der Verlängerungsantrag irgendwo im Behördenapparat steckengeblieben“, schätzt Jessen. Die zuständige Leiterin des Eimsbüttler Arbeitsamtes, Sabine Frisk, sieht das anders. Über den Antrag habe nicht rechtzeitig entschieden werden können. „Oase“hätte den Antrag „ja beizeiten auf den Weg bringen können“. Aber Frist ist nunmal Frist, so Frisk. Zur Zeit gebe es halt keinen „Topf“, der für die „Oase“-Mitarbeiter angezapft werden könnte.

Dem Fahrer, der Hauswirtschafterin, den Küchenhelfern und den anderen Beschäftigten der „Oase“bleibt nichts anderes übrig, als stempeln zu gehen und zu hoffen, daß das Arbeitslosengeld irgendwann im Frühjahr überwiesen wird. Bislang waren sie als sogenannte LKZ-Mitarbeiter angestellt, deren Lohn halb vom Arbeitsamt und halb von der Sozialbehörde bezahlt wird. Ob diese Regelung auch zukünftig möglich sein wird, soll nach Neujahr geprüft werden.

„Uns macht das alles ziemliche Sorgen“, gesteht Jessen. Keiner von ihnen weiß, wie er die Zeit überbrücken soll, bis das nächste Geld kommt. Ein Mitarbeiter, Vater von vier Kindern, hat versucht, sich das Leben zu nehmen, als er vor der Frage stand, wie er über den Januar kommen soll.

Die „Oase“versorgt täglich bis zu 200 Obdachlose mit Essen und Kleidung. Demnächst erfolgt der Einbau von Duschen. Es gibt eine Rechtsberatung und vereinzelt Arbeitsangebote. Außerdem können fünf mittellose Straftäter hier ihre Geldstrafen abarbeiten. Ab März wollen sie eine Dependance im ehemaligen Hafenkrankenhaus eröffnen. Lisa Schönemann