Mit Bremen geht es steil aufwärts

■ Im vorauseilenden Jahresrückblick durch das ereignisreiche 1998: Kurz vor der Expo hageln Erfolge auf das kulturelle und politische Leben der Hansestadt nieder – freuen Sie sich mit und rutschen Sie gut ins Neue ...

11.1.1998

Nachdem bekannt geworden ist, daß Intendant Klaus Pierwoß sich regelmäßig mit Hans Kresnik trifft und seit einigen Wochen sogar Trabbi fährt, bricht Generalmusikdirektor Günter Neuhold seine Vertragsverhandlungen mit dem Bremer Theater ab. Neuhold zur taz: „Kresnik stinkt.“Kresnik (“Neuhold ist ein Klemmi“) bringt sich in einem Hintergrundgespräch mit dem Weserreport als GMD ins Gespräch (“Kann ich auch!“). Nebenbei habe er 1a-Beziehungen zum Norddeutschen Salon-Orchester, könne Lehar-Melodien aus dem Kopf pfeifen und würde im Orchestergraben Arbeitsplätze für ehemalige Vulkan-Arbeiter schaffen: „Geborene Schlagzeuger.“

25.1.1998

In einer dreitägigen Klausursitzung hat der Bremer Senat die mit Spannung erwartete Entscheidung zum Bau des Ocean- und des Spaceparks gefällt: Die Projekte werden nicht verwirklicht. Der Wiesbadener Investor Jürg Köllmann erleidet einen Lachanfall und kündigt Geheimverhandlungen an. Unterdessen macht sich der Senat den Vorschlag der Bremer Sektion des deutschen Alpenvereins zu eigen, ein neues Gebirgsmassiv an der Weser zu errichten, und bewilligt für das Expo-Projekt „Bremen, der Berg“48 Millionen Mark Planungsmittel. „Was dem Norden fehlt, ist ein Berg“, sagt Wirtschaftssenator Josef-“Optimismus ist Pflicht“-Hattig vor der Presse. Hattig wird Vorsitzender des Bremer Berg Kommitees (BBK). „Mit Bremen jetzt bergauf“, „Bremen wächst wieder“, „Bremen will ganz nach oben“, „Bremen aufi: Das Wunder von der Weser“lauten die Schlagzeilen der Tageszeitungen. Nur die linksalternative taz kommentiert: „Berg ist Luftbuchung“und widmet der zweizeiligen Protestnote des „bremer verbandes bildender künstlerinnen und künstler“(bbk) eine Sonderseite.

19.2.1998

Der sensationelle Kassenerfolg des James-Bond-Filmes „der Morgen stirbt nie“veranlaßt Wirtschaftssenator Josef Hattig, beim renommierten Gutachter Roland Berger eine Untersuchung zum Thema „Cross-Sponsoring in sehr kleinen Bundesländern“in Auftrag zu geben. Insbesondere solle geprüft werden, ob es sich rechne, wenn zukünftig auf Mitteilungen der Senatspressestelle das „Werder“-Logo prange und dafür Werder Bremen Bandenwerbung für die Senatspressestelle mache. Senatssprecher Axel Schuller nimmt Roland Berger zugleich gegen Vorwürfe in Schutz, er sei für den Flop des Musicals „Ich und der Rock'n'Roll“verantwortlich: „Das war McKinsey.“

18.3.1998

Wenige Tage vor der Wiedereröffnung der Bremer Kunsthalle veröffentlichen die taz und der Spiegel Dokumente, die den ehemaligen Museumsleiter Gustav Pauli schwer belasten. Demnach soll Pauli Rechnungen und Belege gefälscht haben. „Van Goghs ,Mohnblumen' ist Beutekunst“, gibt der ehemalige Kunstvereinsvorsitzende und Rechtsanwalt Dr. Dr. Rudolf Blaum in einem Exklusivinterview mit Buten & Binnen, Radio Bremen 1, 2, 3 und 4 sowie Radio 107.1 kleinlaut zu. „In Hamburg ist es aber noch schlimmer“, sagt Blaum. Die Hamburger Kunsthalle, an die Pauli von Bremen aus wechselte, hat etwa 80 Bilder im Wert von 136 Millionen Mark nicht rechtmäßig erworben. Der Hamburger Kunstverein will deshalb seinen erst 1997 eröffneten Neubau verkaufen. Das Junge Theater erhebt Anspruch auf das Gebäude. Ensemble-Sprecher Carsten Werner sagt dazu: „Wenn uns das Theaterreferat der Kulturbehörde hilft, klappt es.“

14.4.1998

Bei Ausschachtungsarbeiten zum neuen „Domshof-Forum“stoßen Bauarbeiter auf eine 50-Zentner-Bombe, die dort noch vom populären Bremer Sprengmeister Harry Warrelmann persönlich vergraben worden war. Bei dem Versuch, die Bombe mit einem Roboter zu entschärfen, geht diese hoch, und sieben umliegende Bankgebäude versinken in Schutt und Asche. In der darauffolgenden Nacht wird der Vorsitzende der Bremer „TreuInvest“, Friedrich Hennemann, dabei beobachtet, wie er lachend auf den Trümmern der Commerzbank hin- und herspringt, Überweisungsaufträge in die Luft wirft und singt: „Macht kaputt, was euch kaputtmacht!“Ein Amateurvideo mit diesen Szenen darf Buten & Binnen nach Rücksprachen mit den Justitiaren des Senders nicht zeigen.

16.4.1998

Nach der verheerenden Explosion auf dem Domshof empfiehlt Friedrich Hennemann, Vorsitzender der Bremer „TreuInvest“, dem Senat, den Finanzplatz Bremen „in toto“aufzugeben. Bausenator Bernt Schulte besteht in einer Erklärung gegenüber Radio 107.1 darauf, am Domshof statt der zerstörten Banken Call-Center einzurichten.

22.4.1998

Auf dem Weg zur feierlichen Vertragsunterzeichnung für die Expo-Projekte „Bremen, der Berg“und „Damme, das Dorf“im Worpsweder Barkenhoff verunglückt der wiedergewählte niedersächsiche Ministerpräsident und SPD-Kanzlerkandidat Gerhard Schröder. Der Politiker rutscht auf einer gefälschten Rechnung der Bremer Kunsthalle aus, verliert das Gleichgewicht, schlägt rücklings hin und bricht sich das Steißbein. „Alle Wahlkampftermine werden abgesagt“, meldet das Nachrichtenmagazin focus unter Berufung auf Informanten in der SPD-Parteizentrale. An den Expo-Projekten werde aber trotzdem festgehalten, so Senatssprecher Axel Schuller. Demnach wird der Weyer Berg abgetragen und im Hollerland zu einem Gebirgsmassiv aufgeschüttet. Worpswede wird an den Dümmer See umgesiedelt. Der Senat bewilligt weitere Planungsmittel in Höhe von 163 Millionen Mark. Das Junge Theater fragt an, ob eine Almhütte mit bespielbarem Saal geplant sei.

12.6.1998

Der Bremer Privatsender Radio 107.1 erhält eine Vollfrequenz und sendet auf dem Kanal 89,3 ab sofort 24 Stunden täglich. Die Besonderheiten: Ausführliche Wetterinfos mit gefühlten, wahrgenommenen und erahnten Temperaturen, Börsentelegrammen und stündlichen Nachrichten jeweils „um zehn vor“: „Mit hundertsiebenpunkteins auf neunundachtzigkommadrei sind Sie zehn Minuten früher informiert“, zitiert Programmchefin Esther Busch-Niermann den Werbe-slogan. Auch die Musikauswahl werde jetzt auf die Zielgruppe Bremer und Bremerinnen zwischen acht und neunundachtzig zugeschnitten. „Mit hundertsiebenpunkteins auf neunundachtzigkommadrei die besten Hits der 70er, 80er und 90er Jahre.“Die Leiter konkurrierender Sender kündigen daraufhin umfassende Programmreformen an: „Bremen vier – die meisten Hits der 70er, 80er und 90er Jahre“, „ffn – die schönsten Hits der 70er, 80er und 90er Jahre“; „NDR 2 – die größten Hits der 70er, 80er und 90er Jahre für den ganzen Norden“. Antenne, das Radio, sendet Nachrichten jetzt stündlich „um viertel vor“.

7.8.1998

Die vor einem Jahr in einem Bremer Auktionshaus beschlagnahmte Hitler-Büste des Bildhauers Arno Breker stammt nicht aus der Berliner Reichskanzlei. Wie die taz enthüllt, ist sie Ende 1939 im Kunstkombinat Maxim Gorki in Nowosibirsk produziert worden. Nach einer geheimen Anlage des Hitler-Stalin-Pakts sollte jeder sowjetische Haushalt eine Hitler-Büste erhalten. Das Stück mit der Seriennummer 38.231.320 hatte ein Bremer Rentner 1944 in einer Bernsteinkiste in Königsberg (heute: Kaliningrad) entdeckt und nach Hause mitgenommen. Das Junge Theater fragt an, ob das Kombinatsgebäude leersteht.

27.9.1998

Ein früher Herbststurm wirft 19 junge Pottwale an den Weserstrand bei Misselwarden. Schon eine Stunde später ist die Chefin des Bremer Überseemuseums, Viola König, am Ort des Dramas und hindert unter Einsatz eines Stockschirms Naturschützer daran, die Tiere ins Meer zurückzuschieben. Am Abend schaffen Mitarbeiter des Museum die verendeten Wale auf Tiefladern ins Foyer des neuen „Übermaxx“. Noch am selben Abend bezeichnet Viola König das Übermaxx eigenmächtig als „Expoprojekt“.

3.10.1998

Bei der Uraufführung von Gottfried von Einems in einer Bernsteinkiste gefundenem frühen Singspiel „Der Watzmann“kommt es im Theater am Goetheplatz zu einem Eklat. Der Regisseur Michael Simon hat an der Fassade das Spruchband „Bremer, es geht bergauf“anbringen und das Theaterfoyer mit Hundekothaufen ausstatten lassen. Die Premierengäste (unter anderen: Elisabeth Motschmann, Roland Berger und Roland Berger) übergeben sich an Ort und Stelle. Der niedersächsische Ministerpräsident und SPD-Kanzlerkandidat Gerhard Schröder verliert in einer Pfütze Chianti (Fratelli Castelani, Greve in Chianti, Jahrgang 1990) das Gleichgewicht, fällt rücklings in einen Hundekothaufen (irischer Setter) und bricht sich erneut das Steißbein. Die Bundestagswahl wird nach Informationen des Nachrichtenmagazins focus um acht Jahre verschoben. Kultursenatorin Bringfriede Kahrs kommentiert noch am selben Abend: „Mit dem Bremer Theater geht es aufwärts, hier wird die Welt des Faktischen mit der Welt des Fiktiven konfrontiert.“

13.10.1998

Der aufmerksamen Buten & Binnen-Reporterin Claudia Kohlhase fällt eine kleine Schutzhütte neben einem der „Klangpfähle“des Künstlers Rolf Julius auf, dessen „Klangpfad“Bahnhof und Stadthalle „akustisch verbindet“. Im Inneren der Hütte entdeckt sie den über ein Laptop gebeugten Weserkurier-Redakteur Peter Groth. „Ich habe den Redaktionssitz der Kultur vor Ort-Seite hierher verlegt, um jederzeit kontrollieren zu können, ob der Klangpfad auch klingt,“erklärt Groth der Reporterin. Er habe dazu „schon vier Lokalaufmacher“abgeliefert. Kohlhase hat Zweifel, ob sie das Thema an den Justitiaren des Senders vorbeischmuggeln kann, und beschließt, die Story für die Buten & Binnen-Serie „Wir öffnen ein Adventstürchen“demnächst aufzuheben.

24.10.1998

Einen Tag nach der Premiere von Wale und Rock'n'Roll wird bekannt, daß sich Produzent Roland Berger mit der Abendkasse ins Ausland abgesetzt hat. Finanzsenator Hartmut Perschau bietet daraufhin im Senat seinen Rücktritt an, aber so leise, daß ihn niemand hört. Theaterintendant Klaus Pierwoß erklärt , daß er nach Kaiserslautern geht. Kultursenatorin Bringfriede Kahrs erklärt ihrerseits ganz Bremen zum Expoprojekt und verteilt auf dem Marktplatz Lottogelder. Burkhard Straßmann, Christoph Köster

Tanz ins neue Jahr

19.30 Silvesterball mit der Hanseatic Combo – Bz. Neue Vahr

19.30 Silvester-Party und arabische Nacht mit Musik, Bauchtanz und libanesischen Spezialitäten vom Feinsten – Maison Libanaise, Violenstr. 13

20.00 Silvester Single Party mit Radio Antenne, Sticky Fingers, Freiwillige Feuerw. NY – Pier 2

20.00 Silvester Party mit den Bonds (Rock'n'Roll & Cover) – Meisenfrei Blues Club, Hankenstr. 18

20.00 Silvesterkonzert. Werke von Schubert und Felix Mendelssohn Bartholdy. Solisten, Bremer Domchor, Kammer Sinfonie Bremen – St. Petri-Dom

20.00 Die Nacht – Silvesterparty Live: Nana, Squeezer, Charly Lownoise & Mental Theo, Cappucino, Nalin & Kane, X-Perience, Lorenza, Lars Vegas & Die Heiterkeit u. a. – Stadthalle

20.00 Silvester Party. DJ: Castro – Dos Mas

20.00 Silvester-Party. DJs: Axel Gross, Oliver Bodzin, Choco – Footy's, Lloydpassage

20.00 Ein fremdes Ei im Nest im Cafè, ab 22.00 Die Crew legt auf im Kioto – Lagerhaus

20.00 dancing for working people – Schmizz, Rembertiring 7/9

20.00 Punk & Trance To 98 mit Feinherb (Live), Alpha & Gäste – Milchbar

21.00 Große Silvesterparty – Tom's Bar & Dancing, A. d. Schleifmühle 49

21.00 Finale grande '97 The Great American New Year's Eve Show im – Café Übersee im Museum

21.00 Swingbeat'n'House-Party – Metropol, Am Wall

21.00 New Year Party with Jimi Slevin – Hegarty's Irish Pub, Ostertorsteinweg 80

21.00 Silvester-Theaterfest mit Trio Flop Bremen, Comedy Handlungsreisende in Sachen Blödsinn – Schnürschuh Theaterhaus, Buntentorsteinweg 145

21.00 Silvester-Gala mit Carsten Golbeck – Chansons neu und unerhört – Moments, Vor dem Steintor 65

21.30 Salsa Tanznacht – La Cita, Grundstr. 10

21.30 Party On! – Aladin

22.00 Lesbisch schwuler New Years Event Adam & Steve, Lisa & Eve – Nachtcafé, Herdentorsteinweg 38-40

22.00 View to the Future. DJs: Steve Mason, Nathalie de Borah, Martink, The HUstler, Miquele, Groovemaster K., WArren D., Norman Freeman, Laszlo – F.haus, Hannoversche Str. 11

22.00 Heavy New Year – Gate, Eduard-Grunow-Str. 29

22.00 Countdown '98. DJs: viel zuviele – Lichthaus, Use Akschen 4

22.00 Silvester-Party – Bolé Bantou, Eduard-Grunow-Str. 24b

22.00 Der Tag, Der Club, Die Stimmung – Woody's

22.00 Big New Years Eve Party. DJs: Joe, Cat, Jimmy – Memory, Faulenstr. 44

22.00 Nightshift – Römer, Fehrfeld 31

22.00 Latino Mix – Los Andes, Am Wall 45

22.00 Tango Tanzabend – Tanguero

22.00 Haute Couture – Lumpenball mit 80er Disco – Bistro Brazil

23.00 Ritmo Latino Mix Silvester Party – Scusi, Wüstestätte 11

00.05 Silvester-Sause. DJs: Smegma, Wunder, Ernie – Modernes

00.10 Rosiges 98. DJs: Kolja Bäcker – Rosige Zeiten, Rembertiring 1

00.30 Silvesterparty – Tower, Herdentorsteinweg 7a

00.30 Römänia '98. DJs: Ben, Florian, Sean P. – Römer

Umland:

20.00 Silvesterparty – rudi's Internet Bistro, Obere Str. 27, Verden

21.00 Silvesterpati '97 – Kulturzentrum am Kleinbahnhof, OHZ

21.00 Silvester Party. DJs: Arjan, Freddy – Fun Factory, Wildeshausen

21.00 Silvesterparty – Litfaß, Lindenstr. 56, Oldenburg

21.30 Silvester Party mit Bill Kavanagh – Slattery's Irish Pub, Stedinger Str. 40, Delmenhorst

lesen Sie Aktuelles auf Seite 24 und Kutips wieder nächste Woche.