Unterm Strich

Auch die Liebhaber klassisch geschulter Stimmen werden nicht vor den bösen Mädchen bewahrt, die bekanntlich überall hinkommen: Luciano Pavarotti, schwergewichtiger, 62jähriger italienischer Startenor, will gemeinsam mit den britischen Spice Girls auftreten. Selbstverständlich geht es um einen guten Zweck, um ein Wohltätigkeitskonzert am 9. Juni 1998 in Pavarottis Heimatstadt Modena. Die Girlieband und der Tenor wollen rund fünf Millionen Mark zugunsten des Kinderhilfswerks „War Child“ einspielen. Damit soll ein Heim für kriegsgeschädigte Kinder aus Afrika gebaut werden. Ex-Beatle Paul McCartney und Eros Ramazotti wollen mit von der Partie sein.

Nicht nur die bösen Mädchen, auch die bösen Buben haben es mit der Klassik: Die Jagd, so berichtet dpa, dauerte mehrere Wochen und führte schließlich nach Hongkong. Dort hat ein Geschäftsmann im Internet eine Bibliothek mit 4.305 Titeln klassischer Musik aufgebaut. Weltweit 40 bis 60 Millionen Websurfer können die Stücke kostenlos abrufen und am Computer hören, die Noten auf die Festplatte laden und dann ausdrucken.

Was den Justitiar des Mainzer Verlags Schott Musik International, Christian Sprang, besonders ärgert: In der virtuellen Medienbücherei war auch die „Carmina Burana“ von Carl Orff zu finden, der Knüller im Rechtehandel des Verlags, man denke an Michael Jacksons Gebrauch des Stücks. Da das Internet keine Grenzen kennt, fordert der Deutsche Musikverleger- Verband (DMV) jetzt weltweite Vereinbarungen über den Urheberrechtsschutz.

Nach Einschätzung des Schott-Verlags ist jede zweite Nutzung der „Carmina Burana“ illegal – ein Millionenverlust für den Lizenzinhaber. Wie groß der Schaden genau ist, weiß aber keiner. „Bei nicht gemachten Geschäften erfährt man in der Regel nicht, was einem entgeht“, gibt der Werbechef des Wiesbadener Orchesterverlags Breitkopf & Härtel, Frank Reinisch, zu bedenken. „Wir sind zuversichtlich, daß das Papiergeschäft nicht völlig zusammenbricht, aber angekratzt wird es auf jeden Fall.“ Für Internet-Anbieter ist es andererseits schwierig, Lizenzen zu bekommen. „Wer eine Homepage legal mit Musik, Text und Bildern aufbauen will, muß oft Hunderte von verstreuten Einzelrechten einholen. Das ist ein unheimlicher Aufwand“, sagt Sprang. Inzwischen gibt es aber eine Clearingstelle, die über die Rechteinhaber informiert.

Andere gehen freiwillig ins Internet: Zum Jahreswechsel am 1. Januar um 0.00 Uhr will der christliche Privatsender Radio Paradiso die Live-Übertragung seines Programms im Internet starten. Damit ist Paradiso als erster privater Sender Berlins weltweit täglich 24 Stunden lang per Multimedia-PC zu hören. Ob das hilft, die Stammhörerschaft von etwas mehr als 70.000 Leuten christlich zu vergrößern?