Das Northern Institute of Technology

Deklariert wird es derzeit noch als „Chefsache“, das „Northern Institute of Technology“– kurz NIT –, das Hauke Trinks, der Präsident der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TU), auf dem Gelände seiner Hochschule errichten möchte. 500 überwiegend ausländische StudentInnen sollen hier „eine international anerkannte exzellente Ausbildung zum global, international und wirtschaftlich denkenden Ingenieur“oder zur „Führungspersönlichkeit“erhalten. Angelehnt an das anglo-amerikanische Bildungssystem könnten Studierende nach drei Jahren den Abschluß als Bachelor, nach weiteren zwei Jahren den Master-Grad erlangen.

Finanzieren soll sich das NIT rein privatwirtschaftlich. Jeder Studienplatz, so hat Trinks kalkuliert, kostet etwa 40.000 Mark. Dieses Geld soll zu einem großen Teil von internationalen Wirtschaftsunternehmen übernommen werden. Die Dasa, Siemens, Thyssen Industries, die Laurens Spethmann Holding AG und die Zeit-Stiftung haben laut Trinks bereits 1,5 Millionen Mark jährlich verbindlich zugesagt. Andere Unternehmen wie Hapag Lloyd, die HHLA oder die Hamburger Handelskammer signalisierten ihr Interesse an einer Kooperation. Zahlende Unternehmen erwerben mit der Kostenübernahme von Studienplätzen das Recht, Studienwillige an das NIT zu entsenden und über Struktur und Betrieb der Privatuni mitzuentscheiden.

Studieren kann am NIT nur, wer eine Aufnahmeprüfung besteht, und die soll sich an bisher noch nicht genauer gefaßten „Leistungskriterien“orientieren. Geboten werden anschließend beste Studienbedingungen: Die Unterbringung auf dem Campus ist avisiert, Tutoren sollen jeden Studenten persönlich und intensiv betreuen, der Unterricht findet grundsätzlich englischsprachig statt und läuft das ganze Jahr hindurch.

Vom Hamburger Senat erwartet Trinks keine finanziellen Mittel – dafür soll die Hansestadt ihm ein Grundstück in direkter Nähe der TU für den Bau des NIT überlassen. Die entsprechenden Gebäude will der TU-Chef von privaten Investoren finanzieren lassen. Außerdem soll sich der Hamburger Senat damit einverstanden erklären, daß die NIT-StudentInnen Räumlichkeiten und das Personal der TU „mitbenutzen“können. Denn ihr Studium soll sich nicht in einem Ghetto abspielen. Trinks geht es darum, „daß sich TU und NIT in public-private-partnership gegenseitig befruchten“. NIT-Studenten sollen Bibliothek und Laboratorien der TU mitbenutzen können, sollen an Forschungsprojekten teilhaben und Veranstaltungen der TU kostenlos besuchen dürfen. „Wir wollen einen Ideenaustausch“, betont Trinks, immerhin fiele da auch für die TU etwas von dem „internationalen Glanz“des NIT ab.

Die StudentInnen der TU sind von diesem Glanz nicht so überzeugt wie ihr Uni-Chef. Der Asta der TU hält die Errichtung eines NIT „für untragbar“. Er befürchtet, der Staat würde durch das „Etablieren privater Hochschulen das Interesse an Reformen an den öffentlichen Universitäten“verlieren. flo