■ Mit Auslandsjobs auf du und du
: Erdbeerpflücken

Berlin (taz) – Erdbeeren pflücken in Finnland? Geistig behinderte Erwachsene in der Schweiz betreuen? Nur wenige Deutsche, im letzten Jahr rund 2.000, wagen den Schritt und arbeiten zeitweise im europäischen oder gar außereuropäischen Ausland. Dabei hält die Frankfurter Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) mehr als 30 verschiedene Programme bereit.

Der Großteil der Angebote stammt aus der Tourismusbranche. Ferienclubs suchen in jeder Saison Animateure, Reiseleiter und Betreuer für Kinder und Jugendliche. Freie Kost und Logis, wochenlange Urlaubsstimmung und rund 1.300 Mark im Monat sind der Lohn für solche Jobs. Schon besser bezahlt werden Hilfskräfte für Restaurants, Hotels und Verkauf im Pariser Disneyland: etwa 1.900 Mark. Aber auch in den USA, z.B. als „Cultural Representative of Germany in the World Showcase“, ist ein Stundenverdienst von rund 10 Mark drin. Hinter dem anspruchsvollen Titel verbirgt sich Gästebetreuung und Verkauf bei Disney World in Orlando, Florida. Zwischen 6 und 12 Monate können englischsprechende Abiturienten oder Berufsanfänger aus Gastronomie und Tourismus dort arbeiten, die Flugkosten werden teilweise erstattet, eine Unterkunft ist vorhanden.

Die ZAV vermittelt auch Praktikanten- und Werkstudentenprogramme in vielen Ländern zwischen Argentinien und Simbabwe. Allerdings wird häufig für Praktika nichts bezahlt, so daß man für Reise, Unterkunft und Verpflegung Geld mitbringen muß. Jedoch gibt es für viele Jugendliche besonders geförderte Auslandspraktika, bei denen die Europäische Union einen Teil der Kosten übernimmt. So konnten sich beispielsweise junge Tischler, Fleischer, Goldschmiede und Bootsbauer aus Hamburg und Schleswig-Holstein im Rahmen des EU-Programms „Leonardo da Vinci“ für ein 12wöchiges Praktikum auf Rhodos bewerben. Immerhin übernahm die EU für die Praktikanten die Kosten des Sprachkurses sowie der Unterbringung und zahlte Zuschüsse zu den Reise- und Verpflegungskosten.

„Die Chancen, mit Hilfe der ZAV in anderen Ländern jobben zu können, sind sehr gut“, betont man in Frankfurt. Und interessanter als die Gespräche in der Warteschlange beim Arbeitsamt sind die Auslandsaufenthalte wohl allemal. Sprachkenntnisse, in den meisten Fällen Englisch, sollten die Bewerber aber mitbringen. Fernweh allein reicht auf jeden Fall nicht, und Reichtümer sind im Ausland auch nicht zu erwerben. „Wer bei der Erdbeerernte in Finnland Wert auf ein eigenes Zimmer mit Dusche und WC legt, ist bei uns falsch“, meint Wolfgang Henninger von der ZAV. Die Informationsbroschüre „Jobs und Praktika im Ausland“, die die aktuellen Angebote enthält, ist beim örtlichen Arbeitsamt oder direkt bei der ZAV/Zentralstelle für Arbeitsvermittlung, Auslandsabteilung, Postfach 170545, 60079 Frankfurt am Main zu beziehen. Horst Peter Wickel