Rechte Silvesterpartys

■ In der Silvesternacht registrierte die Polizei in verschiedenen Städten unter den "neujahrstypischen Vorfällen" einige Straftaten von Rechten

Berlin (taz) – Unter den zahlreichen „neujahrstypischen Vorfällen“ registrierte die Polizei auch etliche Straftaten von rechts. Ein 21jähriger Türke wurde im niedersächsischen Stadthagen von Skinheads niedergestochen und mit drei Messerstichen schwer verletzt. Warum das Opfer und die feiernden Skinheads aneinander gerieten, ist noch unklar.

In Milow in Mecklenburg-Vorpommern lösten Polizisten eine Feier von rund 100 Skinheads auf, die durch laute „Heil Hitler“-Rufe in einer Gaststätte aufgefallen waren. Als die Beamten den Saal räumten, wurden sie von den Skinheads angegriffen und mit Steinen beworfen. Zwei Polizisten wurden verletzt, zwei Streifenwagen beschädigt, acht Personen festgenommen. Ihnen wird die Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen, Sachbeschädigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt vorgeworfen, teilte das Polizeipräsidium Eberswalde mit.

Ebenfalls in Eberswalde wehrte sich ein Koch türkischer Abstammung mit einem Döner-Messer gegen zehn rechte Jugendliche. Der Koch wollte sie zur Rede stellen, weil sie die Scheibe eines Nachbarhauses beschädigt hatten. Als ihm einer der Jugendlichen daraufhin einen Schreckschußrevolver an den Kopf hielt, griff der Koch zum Döner-Messer und verletzte seinen Angreifer schwer am rechten Arm; unter anderem wurde dem Angreifer ein Finger abgetrennt. Der Koch wurde festgenommen, um ihn wegen des Verdachts auf schwere Körperverletzung zu vernehmen. Gegen die Jugendlichen sprach die Polizei Platzverweise aus.

In Sangerhausen in Sachsen- Anhalt verletzten vier Jugendliche zwei Behinderte und einen ihrer Betreuer. Die Jugendlichen, laut einem Polizeisprecher „dem Aussehen nach der rechten Szene zuzuordnen“, gerieten in einen Streit mit dem Betreuer, der sie wegen ihrer kurzgeschorenen Haare angesprochen hatte. Daraufhin rissen die Jugendlichen die Tür zu der Baracke heraus, in der rund 20 Behinderte Silvester feierten, entleerten einen Feuerlöscher und zerschlugen das Mobiliar. Einem der Feiernden schlugen sie eine Bierflasche über den Schädel, einem zweiten traten sie in den Unterleib. Beide mußten schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Der Betreuer erlitt leichte Kopfverletzungen. Der Überfall sei nicht geplant gewesen, erklärte der Polizeisprecher. Er schloß einen rechtsradikalen Hintergrund aus. Bei den Feiernden habe es sich hauptsächlich um Taubstumme gehandelt, die nicht auf Anhieb als Behinderte zu erkennen gewesen seien. Ariel Hauptmeier