Proteste gehen weiter

■ Arbeitslose in Frankreich besetzen Behördenbüros. Jugendrandale in Vorstädten

Paris (dpa/AFP) – Arbeitslose haben in Frankreich am Silvester- und Neujahrstag ihre Protestaktionen fortgesetzt, mit denen sie eine Sonderzahlung und höhere finanzielle Hilfen durchsetzen wollen. Ihre Initiativen riefen dazu auf, die Aktionen auszuweiten und weitere Büros der Sozialbehörden und der Arbeitslosenversicherung zu besetzen. Derartige Besetzungen dauerten in vielen Städten an.

Staatspräsident Jacques Chirac nahm in seiner Ansprache zum Jahreswechsel darauf nicht direkt Bezug. Er forderte aber, Kräfte und Energien freizumachen, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. „Die Modernität ist nicht ein Schlachtfeld mit Gewinnern und Verlierern“, sagte er. „Jeder kann und muß da Vorteile finden.“ Dem Ausschluß von Menschen aus der Gesellschaft müsse entgegengetreten werden, „damit niemand am Ende zurückbleibt“.

Sozial- und Arbeitsministerin Martine Aubry will Anfang der Woche über Pläne, Maßnahmen gegen die zunehmende Armut gesetzlich zu verankern, berichten. Der Gesetzentwurf solle mit Arbeitgebern und Gewerkschaften sowie mit den Arbeitslosen-Initiativen erörtert werden. Er könnte im März oder April dem Parlament zugeleitet werden, hieß es.

Zum Jahreswechsel waren aber nicht nur die Arbeitslosen aktiv, sondern auch zahlreiche Jugendliche. In mehreren Vororten steckten sie erneut Fahrzeuge in Brand und randalierten. In Straßburg wurden bei den schlimmsten Ausschreitungen seit vier Jahren 53 Fahrzeuge und unzählige städtische Müllcontainer angezündet. Dutzende von Telefonzellen, Bushaltestellen und ein Jugendzentrum wurden demoliert. Schauplatz der meisten Vorfälle waren Sozialwohnungsviertel in den Außenbezirken. Auch im Raum Paris wurden mehr als zwanzig Fahrzeuge in Brand gesteckt. Die Welle der Gewalt in französischen Vororten hatte vor zwei Wochen begonnen, als zwei junge Leute in Lyon und bei Paris durch Schüsse von Polizisten getötet wurden.